Was möglich ist
Was möglich ist
- Datum:
- Ort:
- Bonn
- Lesedauer:
- 4 MIN
Mediziner und Medizinerinnen bei der Bundeswehr? Die gibt es nicht nur im Sanitätsdienst. Vânia B. arbeitet als Ärztin im Personal- und Vertrauensärztlichen Dienst im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Fachlich fordernd, emotional mitfühlend und absolut richtig verortet.
Vânia B. zuzuhören, wie sie von den Stationen ihres Lebens erzählt und schließlich zur Bundeswehr fand, ist faszinierend. Geboren und aufgewachsen im ostafrikanischen Land Mosambik, beginnt sie dort ihr Medizinstudium. „Eigentlich wollte ich meinem Vater nacheifern und Ingenieurswesen studieren. Aus einem Impuls heraus, eigentlich durch einen Scherz mit meiner kleinen Schwester, kam der Gedanke ans Medizinstudium. Und daran habe ich festgehalten. Meine Schwester übrigens auch“, lacht sie.
Durch ein Austauschprogramm ihrer Universität kam Vânia B. nach Deutschland und setzte nach erfolgreichem Deutschkurs – ihre Muttersprache ist Portugiesisch – das Medizinstudium fort und erhielt abschließend die Approbation an der medizinischen Universität zu Köln. Nach zusätzlicher 5-jähriger Weiterbildungszeit erlangt sie die Facharztkompetenz Allgemeinmedizin und die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin.
Der Weg zur Bundeswehr
Die 44-jährige Fachärztin für Allgemeinmedizin führt ein Zufall zur Bundeswehr: „In Köln traf ich eine Kollegin wieder, sie erzählte von ihrem Job bei der Bundeswehr und wie zufrieden sie ist. Im Gespräch fragte ich sie, ob sie für mich einen Kontakt herstellen kann und es funktionierte. Zu diesem Zeitpunkt kam in meinem Leben häufiger die Frage auf, wie ich langfristig mein Familien- und Arbeitsleben in Einklang bringen kann.“
Familie, das waren ihr Mann und ihre zwei Kinder. „Die Arbeit in der Klinik mit Schicht- und Wochenendarbeit war herausfordernd und bereichernd zugleich. Auf lange Sicht war das jedoch nicht familienkompatibel, zumal mein Mann als selbstständiger Rechtsanwalt ebenfalls zeitlich stark in Anspruch genommen wird.“
Vânia B. arbeitet nun im Referat PS 7 in der Abteilung PS des BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr – das ist der Personal- / Vertrauensärztliche Dienst, kurz PVD, in Bonn. Somit gehört sie zum Organisationsbereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen, dem größten zivilen Organisationsbereich der Bundeswehr. Sie trägt also keine Uniform.
Mittlerweile ist die Familie um ein weiteres Mitglied gewachsen, die Arbeitszeiten der Mutter sind vergleichbar mit üblichen Büro- oder Praxiszeiten.
Mein Dienstherr bietet mir alle Möglichkeiten, um Familie und Beruf gut koordinieren zu können. Hilfreich ist insbesondere das Gleitzeit-Modell. Dadurch kann ich private und berufliche Angelegenheiten besser miteinander vereinbaren
Medizinische Gutachter für das gesamte Zivilpersonal der Bundeswehr
Das Referat PS 7 hat in der Bundeswehr ein absolutes Alleinstellungsmerkmal: Dort werden alle Tarifbeschäftigten und Verbeamteten im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung betreut. Dem Referat zugeordnet sind unter anderem die Durchführung aller Untersuchungen, Begutachtungen, Beratungen und Stellungnahmen nach dem Beamten- und Tarifrecht.
Die Gutachten werden beispielsweise bei Einstellungen benötigt, bei der Überprüfung über die Tauglichkeit zum Führen von Sonderführerscheinen, bei möglicher Dienstunfähigkeit, oder es wird die gesundheitliche Eignung vor der Lebenszeitverbeamtung unter die ärztliche Lupe genommen.
Zum Verständnis: „Wir sind keine Betriebsärzte“, darauf legen Vânia B. und das Kollegium großen Wert. „Wir untersuchen anlassbezogen im beantragten Umfang und schreiben daraufhin unsere Gutachten. Aufgrund unserer medizinischen Expertise werden dann Entscheidungen getroffen.“ Die gegebenenfalls ein Berufsleben bei der Bundeswehr beeinflussen können.
Personal- / Vertrauensärztlicher Dienst - bundesweit
Das alles passiert aber nicht nur am Standort Bonn. „Unser Referat ist bundesweit aufgestellt. Organisatorisch und logistisch ist das auch anders nicht zu stemmen. Den PVD gibt es in Koblenz, Kiel, Hannover, Strausberg, Düsseldorf, Wiesbaden, Stuttgart und München“, zählt sie auf. Vakante Stellen, sowohl von Ärzten und Ärztinnen als auch dem medizinischen Fachpersonal, gibt es auf den rund 50 bundesweiten Dienstposten eigentlich immer. „Aus meiner Erfahrung kann ich die Arbeit beim PVD nur empfehlen.“ Hier kann sie etwas bewegen und auch Menschen „gesundheitlich in die richtige Richtung lenken.“
Manche Krankheitsgeschichten hallen lange nach. „Empathie ist ein wichtiges Element in medizinischen Berufen. Da ändert es nichts, dass wir keine klassische Patientenakten haben und die zu untersuchenden Menschen nicht jahrelang kennen. Alle die zu uns kommen, bringen etwas mit: Vorfreude, Hoffnung oder Sorgen. Wir gehen darauf ein“, versichert sie.
Doch nicht nur die medizinische Seite ist verantwortungsvoll, Vânia B. ist zudem Stellvertreterin der Referatsleitung.
Einhergehend damit sind die Organisation und Verantwortung für die Mitarbeitenden, Kenntnisse der Verwaltungsabläufe und das Wahrnehmen von verwaltungsinternen Terminen.
Vânia B. ist eine berufstätige Mutter in einem fordernden Bereich der Bundeswehr, die es auch manchmal einfach eilig hat, um ihre Kinder rechtzeitig abzuholen. Und „ich fühle mich als Mensch, Mutter und berufstätige Frau so glücklich wie nie zuvor.“ Sie sei eine Frau, für die es selbstverständlich sei „einen Job mit Verantwortung zu haben und dabei auch den Familienalltag leben zu können.“
Informationen zur Karriere bei der Bundeswehr im Internet: Bundeswehrkarriere