Interview

Verpflegung für jeden Einsatz: vielseitig und ausgewogen

Verpflegung für jeden Einsatz: vielseitig und ausgewogen

Datum:
Ort:
Bonn
Lesedauer:
5 MIN

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Die Truppe ist in den unterschiedlichsten Einsätzen und unter vielfältigen Bedingungen gefordert. Dabei ist eine gute Verpflegung das A und O, um fit und leistungsfähig zu bleiben. Wie wird die Verpflegung organisiert? Eine Expertin aus dem Fachreferat erklärt das.

Portrait Leitende Regierungsdirektorin Stephanie B.

Im Interview: die Leitende Regierungsdirektorin Stephanie B.

Bundeswehr/Marcus Rott


Das Themengebiet Verpflegung wird vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr) gesteuert. Die Leitende Regierungsdirektorin Stephanie B., Leiterin des Referates „Grundsatz Verpflegung der Bundeswehr“, gibt Einblick ins Verpflegungswesen.

Warum ist das Thema Verpflegung in der Bundeswehr so wichtig?

Die Soldatinnen und Soldaten müssen gut versorgt werden, um ihren militärischen Auftrag zu erfüllen. Mit der Gemeinschaftsverpflegung wollen wir allen Bundeswehrangehörigen ein gutes, leckeres und gesundes Essen anbieten. Damit wirken wir positiv auf ihre Gesundheit ein.

Verpflegung in jeder Einsatzlage – das klingt komplex. Wer entscheidet, was wann auf den Tisch kommt?

Für das rein operative Geschäft, also für das, was in einer Truppenküche gekocht wird und auf den Tisch kommt, ist das Verpflegungsamt der Bundeswehr zuständig. Dort wird der jeweils monatlich wechselnde Verpflegungsplan erstellt, nach dem in allen Truppenküchen in Deutschland gekocht wird.

Im BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr steuern und koordinieren wir die Verpflegung in all ihren Facetten. Das betrifft insbesondere die Schnittstellen zu den Bereichen Personal, Organisation, Infrastruktur und Material. Diesbezüglich stimmen wir uns sowohl innerhalb des BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr als auch auf Ämter- und Kommandoebene ab.

Welche Rolle spielen aktuelle Trends in Bezug auf Verpflegung wie vegan, bio oder paleo? Welche Rolle spielen Regionalität und Nachhaltigkeit beim Einkauf und der Logistik?

Uns ist sehr wohl bewusst, dass es Trends in der Ernährung gibt und darauf stellen wir uns selbstverständlich ein. Deshalb bieten wir seit vielen Jahren jeden Tag sowohl ein vegetarisches Menü als auch ein schweinefleischfreies Menü in der Truppenverpflegung an. Wir versuchen, Trends zu berücksichtigen, müssen aber dabei auch beachten, dass der notwendige Energie- und Nährstoffbedarf gedeckt wird, gerade wenn die Soldatin oder der Soldat körperlich und psychisch stark gefordert ist.

Deswegen gibt es in dem Sinne keine eigene vegane Menülinie an. Gleichwohl kann aber ein Soldat, eine Soldatin sich aus den einzelnen Komponenten die wir in der Truppenküche anbieten, auch ein veganes Menü zusammenstellen. Der Anteil an Bio-Lebensmitteln in der Truppenverpflegung ist stetig steigend. Wir berücksichtigen diese Anforderung bei entsprechender Marktverfügbarkeit und Qualität.

Welche Aufgaben im Hintergrund sind wesentlich für eine funktionierende Gemeinschaftsverpflegung?

Wir betrachten die gesamte Wertschöpfungskette, das heißt, zu dem reinen Koch-, Produktions- und Ausgabeprozess gehört noch viel mehr. Zum Beispiel die Infrastruktur, also das Gebäude, in dem die Mahlzeiten gekocht und ausgegeben werden. Zudem haben wir viele Berührungspunkte zum Personalmanagement der Bundeswehr, denn unser Küchenpersonal sind zivile Bundeswehrangehörige, die vom jeweiligen Bundeswehr-Dienstleistungszentrum betreut werden. Auch der Bereich der Beschaffung ist wichtig. Um die Mahlzeiten kochen zu können, benötigen wir Lebensmittel und somit entsprechende Verträge mit Lebensmittellieferanten. All das spielt in den Prozess mit rein. Es ist ein sehr vielfältiges Spektrum an unterschiedlichen Prozessen und dem Zusammenwirken verschiedener Bereiche, das letztendlich dazu führt, dass das Essen auf den Teller kommt.

Landes- und Bündnisverteidigung ist wieder Kernauftrag der Bundeswehr. Wie wirkt sich das auf den Bereich Verpflegung aus? Spielen in dem Zusammenhang Begriffe wie Resilienz eine Rolle? Ändern wir unsere Ausrichtung?

Das tun wir sehr intensiv. Seit knapp zweieinhalb Jahren beschäftigen uns diese Themen. Im Bereich der Verpflegung haben wir analysiert, welche Kapazitäten wir vor Ort haben und welche Kapazitäten wir im Bedarfsfall benötigen. Fakt ist, dass wir in den Truppenküchen mehr Personal und natürlich viel mehr Lebensmittel benötigen. Deshalb werden wir die Vorratshaltung für die Einpersonenpackungen und Gruppenverpflegung in den Lagern verbessern. Dazu werden wir künftig noch mehr Lager über die gesamte Bundesrepublik verteilt errichten, um resilienter und widerstandsfähiger aufgestellt zu sein.

Wer sorgt dafür, die Qualität und Standards nicht nur in Truppenküchen, sondern auch im Einsatz zu sichern?

Die Qualitätsstandards sichern wir, indem wir unser Personal intensiv schulen. Gemäß den Vorgaben des Sanitätsdienstes sind bestimmte kritische Punkte regelmäßig zu überwachen und zu dokumentieren. Dies betrifft zum Beispiel die Kontrolle des Wareneingangs, der Lagerung und der Speisenausgabe. Was die zubereiteten Mahlzeiten angeht, nehmen wir von jedem Gericht sogenannte Rückstellproben, die sieben Tage lang aufbewahrt werden müssen. Sollte ein Krankheitsfall auftreten, kann man so nachvollziehen, ob etwas mit der Mahlzeit nicht in Ordnung war. Unser Personal trägt die Verantwortung dafür, dass die Vorgaben vor Ort eingehalten werden. Wir arbeiten sehr eng mit dem Sanitätsdienst zusammen, der diese Vorgaben erstellt und für die Kontrolle der Einhaltung der Vorgaben zuständig ist.

Wie aufwendig ist die Logistik und wer ist für die Lieferung zuständig?

Die Logistik ist ein ganz wichtiges Thema und jeder, der über die Autobahn fährt, weiß, dass Logistik heutzutage auf der Straße stattfindet. Kein Unternehmen lagert heutzutage noch Lebensmittel. Dass bedeutet, wenn wir die Verträge mit den Lebensmittelhändlern abschließen, kaufen wir sozusagen auch gleich die Logistik für die Frischverpflegung mit ein. Darüber hinaus verfügen wir aber auch über eine eigene Bundeswehr-Logistik, die wir bei der Bewirtschaftung der Artikel des Einsatzvorrates Verpflegung nutzen.

Was bedeutet der Begriff „bewirtschaftete Betreuung“?

In der bewirtschafteten Betreuung geht es um Gemeinschaft, Zusammenhalt, Kameradschaft und Fürsorge. Man sitzt zusammen, unterhält sich, spielt Kicker, tauscht sich mit Kameraden und Kollegen aus und kann nebenbei eine Cola trinken und einen Burger mit Pommes essen.

Die Idee dahinter ist eine andere als in den Truppenküchen, aber nicht minder wichtig. Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sind auf sich gestellt, sie müssen sich aufeinander verlassen können; dann kommt es auf eine gute Kameradschaft an. Die bewirtschaftete Betreuung ist ein Baustein dafür. Konkret verbirgt sich dahinter ein gastronomisches Angebot durch private Betreiber oder Heimgesellschaften.

von Kevin Erbe und  Melanie Schneider  E-Mail schreiben

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