Natura 2000

Truppenübungsplätze: Jede Übung ein Gewinn für die Natur

Truppenübungsplätze: Jede Übung ein Gewinn für die Natur

Datum:
Ort:
Bonn
Lesedauer:
4 MIN

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Wer an Truppenübungsplätze denkt, hat sogleich Soldatinnen und Soldaten vor Augen, die mit schwerem Gerät unterwegs sind und dabei im Gelände deutliche Spuren hinterlassen. Doch was zunächst als grober Eingriff in die Natur erscheint, erweist sich bei näherer Betrachtung als Gewinn für Flora und Fauna.

Ein Panzer auf einem Übungsgelände und aus dem Schießrohr kommt eine Flamme heraus

Panzerspuren schaffen neuen Lebensraum, beispielsweise für Amphibien

Bundeswehr/Marco Dorow

Truppenübungsplätze dienen dazu, die Einsatzbereitschaft von Streitkräften sicherzustellen. Auf ihnen wird geschossen, marschiert und mit schweren Fahrzeugen manövriert – unverzichtbare Teile der militärischen Ausbildung. Das intensive Training unter realistischen Bedingungen, auch von und mit anderen Nationen, gehört zu den wichtigsten Maßnahmen für eine glaubwürdige Landes- und Bündnisverteidigung. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der damit einhergehenden Zeitenwende hat die Bedeutung der Truppenübungsplätze für die Ausbildung und Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zugenommen. Truppenübungsplätze werden intensiver genutzt. 

Um die verschiedenen Übungsszenarien trainieren zu können, wird viel Fläche benötigt. Daher befinden sich Truppenübungsplätze zumeist auf großflächigen, zusammenhängenden Arealen. Die Mischung aus Wald- und Offenlandflächen bietet den Streitkräften optimale Übungsbedingungen. Während Soldatinnen und Soldaten hier bei Wind und Wetter für den Ernstfall trainieren, haben gleichzeitig viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten auf diesem abwechslungsreichen Landschaftsbewuchs ein Zuhause.

Schutzgebiete auf militärischem Boden

Die Bundeswehr verfügt deutschlandweit über 13 große Truppenübungsplätze, die sich von den Alpen bis zur Ostseeküste erstrecken. Zusammen umfassen sie etwa 150.000 Hektar, von denen rund zwei Drittel Teil des Natura-2000-Netzwerks sind. Dieses von der Europäischen Union aufgestellte Schutzgebietsnetzwerk besteht aus Fauna-Flora-Habitaten und Vogelschutzgebieten und soll den Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume gewährleisten. 

Neben den großen Übungsplätzen gehören auch kleinere Standortübungsplätze und wehrtechnische Dienststellen zum Natura-2000-Netzwerk: Rund 50 Prozent der dort genutzten Flächen unterliegen ebenfalls diesem besonderen Schutz. Natura-2000-Flächen dürfen militärisch genutzt werden, unterliegen aber festgelegten Erhaltungsvorgaben, beispielsweise im Hinblick auf Pflegemaßnahmen. Mit den Natura-2000-Gebieten auf Truppenübungsplätzen leistet die Bundeswehr einen erheblichen Beitrag zum länderübergreifenden Naturschutz.

Was macht Truppenübungsplätze so besonders?

Die Natur auf Truppenübungsplätzen zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Vielfalt aus. Und die jahrzehntelange militärische Nutzung hat dazu beigetragen, dass dieser anerkannt hohe Wert der Übungsplätze für die Natur und Landschaft entstehen konnte. Denn im Gegensatz zur überwiegend intensiven Bewirtschaftung der Kulturlandschaft in Deutschland, die für den Verlust vieler Lebensräume und das Artensterben verantwortlich ist, bleiben die Übungsplätze von einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung mit Dünge- und Pflanzenschutzmittel verschont und tragen so zum Erhalt der Artenvielfalt bei. 

Der militärische Übungsbetrieb, der beispielsweise beim Einsatz von schweren Kettenfahrzeugen zunächst zerstörerisch scheint, lässt durch seine Spurrinnen kleine Feuchtbiotope entstehen, die Libellen und Amphibien als temporäre Habitate dienen. Die Furchen im Boden tragen so zum Erhalt der Vielfalt von Biotopen und Arten auf den Übungsplätzen bei. Für den Übungsbetrieb offengehaltene Flächen wie Schießbahnen haben nur einen geringen Pflanzenbewuchs und bieten dadurch bodenbrütenden Vogelarten wie der Heidelerche wichtige Lebensräume. Auf Truppenübungsplätzen finden sich neben großflächig zusammenhängenden Lebensräumen auch kleinflächige Biotopstrukturen, die wie ein Mosaik miteinander verzahnt sind. Natürliche und naturnahe Biotope wechseln sich mit Kulturbiotopen ab. Darunter sind auch seltene, besonders schützenswerte Formen, die in der Bundesrepublik nahezu verschwunden sind.

  • Traktor entfernt Nadelgehölze von einer Heidefläche

    Mit der Forstfräse werden Nadelgehölze zur Erhaltung der Halboffenlandschaft auf dem Truppenübungsplatz in Klietz entfernt

    Bundeswehr/Marcus Rott
  • Gelände mit Binnendünen mit Silbergrasflur, offenen Sandstellen und Kiefergruppen

    Binnendünen mit Silbergrasflur – hier auf dem Truppenübungsplatz in Klietz – sind in Deutschland selten

    Bundeswehr/Marcus Rott
  • Schmetterling sitzt auf Erde

    Auch der Segelfalter ist auf Truppenübungsplätzen anzutreffen

    Bundeswehr/Carsten Jeschull
  • Zwei Männer stehen auf einem Feld, im Hintergrund Feuer

    Besenheide wird zur Landschaftspflege auf dem Standortübungsplatz Schavener Heide in Mechernich kontrolliert abgebrannt

    Bundeswehr/Marcus Rott
  • Schafe grasen auf einer Wiese zwischen Bäumen

    Tierische Helfer: Schafe halten den Pflanzenbewuchs niedrig und sind unentbehrlich bei der Pflege von Übungsflächen

    Bundeswehr/Klaus Kaumanns

Erhalt wertvoller Lebensräume

Von Dünen und Mooren bis hin zu Heideflächen: Auf Bundeswehrübungsplätzen findet sich eine einzigartige Beschaffenheit und Vielfalt an Landschaftsflächen. Um dort die Ausbildung der Streitkräfte zu gewährleisten und einen effektiven Schutz für Natur und Landschaft zu ermöglichen, werden alle Übungsplätze in regelmäßigen Abständen naturschutzfachlich inventarisiert. Diese Bestandsaufnahmen von gesetzlich geschützten Biotopen, Lebensraumtypen und Arten ist die Grundlage für die anschließende Erstellung von Managementplänen. Dabei werden in Abstimmung mit dem militärischen Nutzer und dem Fachpersonal des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr) und der Bundeswehr-Dienstleistungszentren (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) die für den Naturschutz notwendigen Pflegemaßnahmen festgelegt. Dazu zählt etwa, Flächen ein- bis zweimal jährlich zu mähen oder zu mulchen, aufkommende Gehölze zu beseitigen oder Flächen kontrolliert abzubrennen. 

Die Pflegemaßnahmen zur Erhaltung des Natura-2000-Gebietes führt der jeweilige Geländebetreuungsdienst des BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum durch. Zugleich kommen aber auch altbewährte Methoden der Landschaftspflege, vorrangig die extensive Beweidung der Flächen mit Schafen, zum Einsatz. Die Natura-2000-Schutzgebiete auf Truppenübungsplätzen spielen eine entscheidende Rolle dabei, die Artenvielfalt sowie die Flora und Fauna für zukünftige Generationen zu bewahren.

von Melanie Schneider  E-Mail schreiben

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