Moorbrand in Meppen
Wie sieht die Lage im Emsländer Moor aktuell aus? Welche Maßnahmen organisierte die Bundeswehr?
Moorbrand in Meppen - wie sieht es heute aus
Nach Raketen-Tests im Auftrag der Bundeswehr brannte am 3. September 2018 das Moor im niedersächsischen Meppen. Auf rund 1.000 Hektar militärischem Übungsgelände der Wehrtechnischen Dienststelle (WTDWehrtechnische Dienststelle) 91 schwelte über einen Monat lang das Feuer. Viele Einsatzkräfte aus dem Umkreis unterstützten tatkräftig bei den Löscharbeiten.
Nach einer Kette unglücklicher und nicht vorhersehbarer Ereignisse kam es vor einem Jahr zum bekannten Meppener Moorbrand. Zeitweise hatte der Landkreis Emsland wegen der massiven Rauchentwicklung den Katastrophenfall ausgerufen. Das Technische Hilfswerk (THWTechnisches Hilfswerk) und niedersächsische Feuerwehren halfen der Bundeswehr bei der Brandbekämpfung. Ebenso unterstützten das Rote Kreuz, die Polizei sowie die Gemeinden und Landkreise vor Ort. Der Testbetrieb auf dem Gelände der WTDWehrtechnische Dienststelle 91 wurde eingestellt. In Spitzenzeiten waren täglich bis zu 1.700 Einsatzkräfte tätig.
Ministerieller Moorbrand-Bericht
In Folge der umfassenden Auf- und Nachbereitung der Ursachen, die zum Moorbrand in Meppen führten, stellte das Bundesministerium der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung) Anfang 2019 dem Parlament und der Öffentlichkeit seinen so genannten Moorbrand-Bericht vor. Neben der lückenlosen Auflistung erkannter Defizite, erhält er auch eine Übersicht aus der gründlichen Analyse des Geschehens abzuleitender Maßnahmen. Sie reichen von der Verbesserung der materiellen Ausstattung der WTDWehrtechnische Dienststelle 91 und der Bundeswehrfeuerwehr Meppen über zusätzliche Maßnahmen des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes bis hin zur Erfassung und Beseitigung entstandener Umweltschäden. Ebenso wurde die mittlerweile durchgeführte Überarbeitung von Alarm- und Notfallplänen thematisiert. Drüber hinaus informiert der Bericht auch über das Konzept „5-Phasen-Modell“ für die Wiederaufnahme des Schieß- und Sprengbetriebes der WTDWehrtechnische Dienststelle 91 nach dem Moorbrand 2018.
Das 5-Phasen-Modell der WTDWehrtechnische Dienststelle 91
Nach Abschluss der Phasen 1 (Laborbetrieb), 2 (Schießen in geschlossenen und gedeckten Stellungen) und 3 (Schießen auf Zielflächen außerhalb der Flächen mit erhöhtem Brandrisiko im Kernbereich der WTDWehrtechnische Dienststelle 91) wurde am 26. August 2019 der Testbetrieb in Meppen auf die Phase 4 ausgeweitet. Die Phase 4 ermöglichte den Schieß- und Sprengbetrieb grundsätzlich auf dem gesamten Gelände der WTDWehrtechnische Dienststelle 91 mit Ausnahme der Moorgebiete. Ab dem 1. August 2024 kann die WTDWehrtechnische Dienststelle 91 wieder ihren gesamten Schießplatz nutzen - inklusive Moor. Diese so genannte Phase 5 erlaubt nun die uneingeschränkte Wiederaufnahme des Schieß-und Erprobungsbetriebes.
Wichtig: Über Allem stehen dabei der vorbeugende und abwehrende Brandschutz. Erst wenn diese umfassend sichergestellt sind, wird der Schieß- und Sprengbetrieb in den einzelnen Bereichen grundsätzlich freigegeben. Zudem gibt es vorab bei jedem Erprobungsvorhaben eine Einzelfallprüfung. Sollte die Brandgefahr zu hoch sein, wird der geplante Versuch auf einen anderen Tag verschoben.
Es wurden auch die internen und externen Abläufe bei größeren Schadenslagen optimiert: Das Zusammenspiel mit dem Landkreis Emsland wurde in einer gemeinsamen großangelegten Übung erprobt, regelmäßig werden mit den umliegenden Feuerwehren und Hilfsorganisationen Einsätze gemeinsam trainiert.
Schadenersatzleistungen und Amtshilfe
Die Gesamtkosten des Meppener Moorbrandes betrugen rund 16,5 Millionen Euro. Diese Summe enthält unter anderem die Kosten für den Geräte-Einsatz sowie die beschafften Güter und Dienstleistungen, bisher geleistete Schadenersatzforderungen und den Ausgleich von Forderungen im Rahmen der Amtshilfe. Bis Ende August 2019 wurden 296 Schadensmeldungen bei der Bundeswehr eingereicht, die schnell bearbeitet wurden. Alle Erstattungen sind erfolgt. Insgesamt wurden Schäden in Höhe von rund 633.500 Euro reguliert. An Privatpersonen wurden rund 128.000 Euro und für 37 Schadensfälle im Bereich der Landwirtschaft rund 505.500 Euro gezahlt. Es erfolgten zudem Amtshilfe-Auszahlungen von circa 7 Millionen Euro an die betroffenen Landkreise, Städte, Gemeinden, das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz sowie an die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen.
Neue Technik und Technologien
Im Rahmen der umfangreichen Nachbereitung des Moorbrands bei Meppen wurden Lücken in der Fahrzeugausstattung identifiziert, die konsequent geschlossen werden. Hierzu wurde die WTDWehrtechnische Dienststelle 91 mit zwei zusätzlichen Löschfahrzeugen ausgestattet. Mit den nun insgesamt vier sogenannten Löschraupen kann eine noch umfassendere Brandbekämpfung im Moor gewährleistet werden. Für die erforderlichen landschaftspflegerischen Maßnahmen wurde ebenfalls Spezialgerät beschafft beziehungsweise der vorhandene Fuhrpark erweitert: je zwei fernsteuerungsfähige große und kleine Mooraupen, ein fernsteuerungsfähiger 16-Tonnen-Bagger sowie zwei Schlepper und Steuerkabinen werden auf dem Moor eingesetzt.
Arbeitskreis Aufarbeitung Umweltschäden Moorbrand
Zur Aufarbeitung der Umweltschäden durch den Moorbrand gründete die Bundeswehr im November 2018 den Arbeitskreis Aufarbeitung Umweltschäden Moorbrand (AKAUM). Ihm gehören neben den zuständigen Kommunal- und Landesbehörden unter anderem auch Vertreter des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) an. In regelmäßigen Sitzungen stimmt man die erforderlichen Maßnahmen zur Aufarbeitung der Umweltschäden und deren Durchführung ab. Schon kurz nach der ersten Sitzung konnte bereits der Rückbau des ungeeigneten Schottermaterials innerhalb des Fauna-Flora-Habitat-(FFH)Gebietes, das im Rahmen der Brandbekämpfung auf Teilen der Wege als Ertüchtigung ausgebracht wurde, abgeschlossen werden. Zusätzlich wurden mögliche Effekte dieser Wegeertüchtigung auf die vorhandenen Schutzgüter durch die Beauftragung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung und einer artenschutzrechtlichen Prüfung ermittelt. Zur Schadensfeststellung der unmittelbar durch den Moorbrand verursachten Schäden am Ökosystem Moor und zur Ableitung von Wiederherstellungsmaßnahmen für das Moor wertgebender Lebensraumtypen wurde ein auf zehn Jahre angelegtes Monitoring gestartet. Weiterhin werden auf der Brandfläche gegenwärtig gefährdete Blütenpflanzen erfasst und bewertet. Die vom AKAUM vereinbarten Maßnahmen zur weiteren Wiedervernässung der Moorbereiche werden nach fachlicher Prüfung bezüglich des vorbeugenden Brandschutzes und der naturschutzfachlichen Wiederherstellung einvernehmlich und in enger Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden geplant und umgesetzt. Mit den Renaturierungsmaßnahmen ist man auf einem guten Weg, auch wenn diese langfristig angelegt sind.
Vernässung und Biotop-Kartierung
Ein Jahr nach dem Moorbrand im Naturschutzgebiet Tinner/Staverner Dose stellte auch NABU fest, dass die Aufarbeitung seitens der Bundeswehr konsequent und fachlich fundiert vorgenommen wird. Der NABU ist im Arbeitskreis AKAUM aktiv eingebunden. „Wir begrüßen, dass die Bundeswehr inzwischen ein erstes Vernässungs-Projekt im Riefmoor, nördlich der Brandfläche, auf den Weg gebracht hat“, sagte NABU-Geschäftsführerin Jutta Over damals. Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr) hatte den NABU zu einem Vor-Ort-Fachgespräch eingeladen, über die laufende Biotop-Kartierung und erste Ergebnisse informiert. „Wenn es gelingt, die Flächen stärker zu vernässen, kann sich hier durchaus wieder eine vielfältige Moorpflanzengesellschaft ansiedeln“, so Over. „Allerdings müsse man bedenken, dass das Moor nicht nur dem Moorbrand, sondern auch zwei Dürresommern und einem permanenten Nährstoffeintrag aus der Luft ausgesetzt war.“
Hinsichtlich der Wiedervernässung wird neben den bereits durchgeführten Maßnahmen im südwestlichen Teils des Moores derzeit von einer beauftragten Firma analysiert, welches Potential derartige Maßnahmen im südöstlichen und nördlichen Teil des Geländes entwickeln können. Abhängig von dieser Analyse werden noch im Jahr 2024 weitere Maßnahmen zur Wiedervernässung umgesetzt.