Liegenschaft mit Vorbildcharakter
Liegenschaft mit Vorbildcharakter
- Datum:
- Ort:
- Pfullendorf
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Staufer-Kaserne in Pfullendorf: dank Geothermie und Photovoltaik auf dem Weg zur ersten „grünen Liegenschaft“ der Bundeswehr. Hierüber informierte sich die Beauftragte für Nachhaltige Entwicklung im Verteidigungsministerium, Ministerialrätin Peggy Staffa, bei einem Besuch vor Ort und tauschte sich mit den zuständigen Behörden und Stellen aus.
Grün, grüner, Pfullendorf: seit im Jahr 2020 in der Staufer-Kaserne, der Heimat des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen, die erste Tiefengeothermie-Anlage der Bundeswehr in Betrieb genommen wurde, gilt die Liegenschaft als „CO2-neutrale Kaserne“. Denn zusammen mit den bereits installierten Photovoltaik-(PV-)Anlagen erfolgt auch ein Großteil der Stromversorgung CO2-frei, und der Stromanteil, der noch zur Versorgung der Liegenschaft zugekauft werden muss, ist ebenfalls „grün“. Langfristig soll der Standort Pfullendorf ausschließlich mit Energie aus bundeseigenen, regenerativen und CO2-freien Energiequellen betrieben werden.
Nachhaltige Entwicklung in der Bundeswehr
Grund genug für Ministerialrätin Peggy Staffa, sich am 13. April vor Ort umzusehen und ausführlich informieren zu lassen. Ihr Auftrag als Beauftragte für Nachhaltigkeit ist es, die nachhaltige Entwicklung im Verteidigungsressort und in der Bundeswehr voranzubringen. In den entsprechenden Handlungsfeldern, zu denen auch die Infrastruktur zählt, sollen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 über die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie in der Bundeswehr umgesetzt werden.
Teilnehmer vor Ort waren neben der Nachhaltigkeitsbeauftragten Vertreter des Kompetenzzentrums Baumanagement Stuttgart (KompZKompetenzzentrum BauMgmtBaumanagement) des BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, welchem das übergeordnete Bauprojektmanagement bei Infrastrukturmaßnahmen in Pfullendorf obliegt sowie des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) Stetten am kalten Markt, das die Geothermieanlage betreibt. Auch Vertreter der Oberfinanzdirektion (Abteilung Bundesbau) des Landes Baden-Württemberg und dem Staatlichen Hochbauamt Ulm, die die einzelnen Baumaßnahmen steuern und umsetzen, beteiligten sich am Erfahrungsaustausch. Für den militärischen Nutzer standen Oberst Andreas Schmand, Kommandeur des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen sowie Oberstleutnant Jan E., Kasernenkommandant der Liegenschaft, bereit.
Auf dem Weg zur „grünen Liegenschaft“
Vor einem Rundgang durch die Liegenschaft fasste der Leitende Technische Regierungsdirektor Christian S. aus dem KompZKompetenzzentrum BauMgmtBaumanagement Stuttgart die Historie von Planung, Errichtung und Betrieb für die Geothermieanlage zusammen. „Die Bundeswehr als großer Geschäftsbereich sollte durchaus Vorreiter in den neuen Technologien für die anderen Ressorts sein“, hob Staffa die Bedeutung dieses Leuchtturmprojektes hervor. Entsprechend zeigte sie sich an den aufgetretenen Herausforderungen und Problemen des Projekts sehr interessiert, lassen sich hieraus doch Schlüsse für ähnliche Projekte an anderen Standorten ziehen.
S. erläuterte, wie die Konzeptstudie zur „Grünen Liegenschaft“ und dem Projekt „Green Barracks“ weiter umgesetzt werden soll. Mit Letzterem wurden bundesweit zehn Pilotliegenschaften identifiziert, um verschiedene Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung und Dekarbonisierung dieser Liegenschaften zu untersuchen. In Pfullendorf erfolgte aufgrund identischer Zielsetzung die Fusion dieses Projekts mit dem Projekt der „Grünen Liegenschaft“.
Zur weiteren Umsetzung sagte S.: „Es werden weitere PV-Anlagen auf Gebäuden mit Batterien errichtet, außerdem eine Freiflächen-PV-Anlage mit Power-to-Gas-Langzeitspeicherung. Gleichzeitig – Stichwort: Resilienz - muss durch weitere technische Maßnahmen die Stromversorgung derart angepasst werden, dass die Energieversorgung auch bei Ausfall der externen Versorgung gewährleistet bleibt.“ Spätestens im Jahr 2045 soll Pfullendorf komplett auf eine autarke „grüne Liegenschaft“ umgestellt sein, so der Ingenieur aus dem BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr.
„Auch beim Ausbau zu einer „grünen Liegenschaft“ geht die Bundeswehr als Innovationstreiber voran“, zeigte Staffa sich beeindruckt. „Auch junge Menschen, die sich für die Bundeswehr interessieren, können sehen, dass wir in puncto nachhaltigem Handeln und Klimabewusstsein mit der Zeit gehen, und was bei uns alles möglich ist!“
Positive Zwischenbilanz – Entwicklung geht weiter
„Pfullendorf ist eine spannende Liegenschaft“, zeigte sich die Beauftragte für Nachhaltigkeit nach den ausführlichen Gesprächen und dem Rundgang im Gelände, bei dem verschiedene Einrichtungen der Geothermieanlage und Photovoltaik angelaufen wurden, sehr zufrieden. „Ein Standort mit viel Potential, um die Technologien, die bereits angewandt oder noch erforscht werden - auch durch unsere zwei Universitäten in Hamburg und München - umzusetzen. Und damit natürlich auch Vorbild, um Projekte an anderen Standorten zu forcieren.“
Nachhaltige Entwicklung ist ein fortlaufender Prozess, der sich nicht auf einzelne Bereiche beschränkt. Kreativität und Tatendrang sind gefragt und sollten sich entwickeln. In Pfullendorf hat man sich mit der Geothermieanlage auf den Weg gemacht, ist aber noch lange nicht am Ziel. Aber der Rahmen ist bereits abgesteckt.
Die Freiflächen-PV-Anlage soll bis 2026 errichtet werden. Spätestens dann, so Ministerialrätin Peggy Staffa beim Abschied, wolle man sich wieder in Pfullendorf treffen, um den weiteren Meilenstein auf dem Weg zur „grünen Liegenschaft“ zu begutachten.