Wer denkt, Umweltschutz sei eintönig, weit gefehlt! Denn Boris L. betreut Westeuropas größten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppenübungsplatz im niedersächsischen Bergen. Die Herausforderung: Umweltschutz sicherstellen trotz militärischen Übungsbetriebs. Das bedeutet, vorzubeugen, zu beraten und dafür zu sorgen, dass die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering bleiben.
Niederländer, Briten, Belgier und die Bundeswehr – auf dem Truppenübungsplatz in Bergen in Niedersachsen trainieren über das Jahr verteilt nationale und multinationale Truppenteile mit mehreren tausend Soldatinnen und Soldaten, um verteidigungsfähig zu sein. Während der Übung im Gelände müssen die Soldatinnen und Soldaten verpflegt werden und ihre Fahrzeuge betanken und waschen können. Dass das funktioniert, ohne dabei das Gelände zu verunreinigen, dafür sorgt Boris L., Leiter des Bereichs Umweltschutz beim Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) Bergen.
Unterstützung der Truppe
Keine einfache Sache, denn die Vorschriftenlage ist komplex. In seinem Aufgabenbereich dreht sich viel um die Kreislauf- und Abfallwirtschaft, aber auch um den Boden- und Gewässerschutz. „Die Truppe kommt mit ihren militärischen Anforderungen. Und wir unterstützen dabei, dass diese Anforderungen erfüllt werden können und zugleich die Vorgaben des Umweltschutzes eingehalten werden“, erklärt L. „Möchte die Truppe beispielsweise zur Versorgung ihrer Soldatinnen und Soldaten eine Feldküche betreiben, benötigt sie die entsprechende Infrastruktur, von der Strom- und Wasserversorgung bis hin zur Entsorgung der Abwässer und der verschiedenen Abfälle. Je nach Bedarf der Truppe geht es darum, geeignete Plätze wie versiegelte Flächen zu finden, vorab Abläufe zu klären und benötigtes Material wie zusätzliche Toiletten oder Abfallcontainer bereitzustellen.“
Ein breites Aufgabenfeld
Ob geplante Übungen, die kurzfristige Nutzung freier Kapazitäten des Übungsplatzes oder die Nutzungsänderung eines Standortes: Bei allen Planungen ist L. beteiligt und hat den Umweltschutz im Blick. Neben dem Truppenübungsplatz Bergen ist er gemeinsam mit seinen sieben Mitarbeitenden zudem noch für Teile der Landkreise Celle und Heidekreis sowie die Bezirke Lohheide und Osterheide zuständig.
„Neben der regulären Kreislauf- und Abfallwirtschaft, wie es sie in allen Bereichen gibt, kommt auf Truppenübungsplätzen durch die militärischen Übungen ein breiteres Spektrum an Abfall zusammen, wie Chemikalien, Munitionsschrott, Altöle, Fette, Altholz oder kontaminierte Erde“, sagt L. „Als Sachbearbeiter für Umweltschutz bin ich für das Abfallmanagement verantwortlich und sorge dafür, dass Abfälle vom Verursacher richtig getrennt und gesammelt werden. Die gefährlichen Abfälle müssen zu meinen Mitarbeitenden bei der Abfallsammelstelle gebracht werden. Über Rahmenverträge, die wir mit den Entsorgern schließen, werden die verschiedenen Abfälle der fachgerechten Entsorgung zugeführt.“
Über Umwege zum Umweltschutz
Was der Laie mit einem Wust an Vorschriften verbindet, ist für L. ein Traumjob. „Bereits in meiner Kindheit wurde ich zum Umweltschutz erzogen. Das hat mich geprägt! Mein direkter Berufswunsch war es aber nicht“, erläutert L. Zunächst schlug er als junger Mann die Laufbahn als Offizier ein und studierte an der Universität der Bundeswehr München Maschinenbau – Fachrichtung Umweltschutz. „Irgendwann kam für mich der Zeitpunkt, wo ich nicht mehr als Soldat hin- und her versetzt werden wollte, da kam mir der Binnenarbeitsmarkt gerade recht.“ Aufgrund seines Studiums wechselte L. im Jahr 2012 in die zivile Laufbahn des gehobenen technischen Dienstes im Teilbereich des Technischen Gebäudemanagements beim Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Munster. Seit dem Jahr 2016 hat L. auf seinem jetzigen Dienstposten seine Bestimmung beim Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Bergen gefunden. „Ich bin da, wo ich sein will. Ich mache Umweltschutz aus Überzeugung“, lautet das Resümee des Technischen Regierungsamtsrates.
Vier Fragen an den Sachbearbeiter Umweltschutz
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?
Mein Aufgabenbereich ist vielfältig. Der Schwerpunkt liegt auf der Betreuung des Truppenübungsplatzes in Bergen. Das bedeutet natürlich auch, dass ich oft draußen vor Ort bin und einen engen Kontakt zur Truppe habe. An meinem Job schätze ich die eigenständige Arbeit und den Wechsel zwischen den operativen Tätigkeiten und den administrativen Tätigkeiten im Büro.
Ist es nicht schwierig, die Einhaltung der zahlreichen Vorschriften zu verlangen?
Umweltschutz ist gegenüber der militärischen Auftragserfüllung sicherlich von der Wahrnehmung her nicht im Fokus. Aus meiner Erfahrung im Auslandseinsatz kann ich jedoch sagen, dass etwa die Verunreinigung von Trinkwasser gravierende Auswirkungen haben kann. Da geht es um die Lebensgrundlagen des Menschen. Daher versuche ich immer, auch die Position meines Gesprächspartners zu verstehen und ihn mit Argumenten zu überzeugen.
Sie kennen beide Seiten, die zivile und die militärische. Gibt es Präferenzen für eine Seite?
Aus meiner langjährigen persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass jede Seite Vorzüge hat – die Verwaltung kann das eine besser, die Truppe das andere. Natürlich wird man als Zivilist von der Truppe anders wahrgenommen, als wenn man als Soldat auftritt. Mein Vorteil ist, beide Seiten zu kennen und zu wissen, wie sie ticken. Was aber viel wichtiger ist: Ich habe in Laufe der Zeit gemerkt, dass die Menschen, die jeweils dahinterstehen, gleich sind. Das heißt, wenn die Soldatinnen und Soldaten verstehen, dass ich als Umweltschützer nicht das Problem sein will, sondern Teil der Lösung und für beide Seiten die gemeinsame Aufgabe im Vordergrund steht, ist damit die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit gelegt.
Wie ist die Zusammenarbeit mit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen?
Mir gefällt es, international zu arbeiten. Es ist schon faszinierend, dass sich verschiedene Nationen auf gemeinsame Standards geeinigt haben. Die Vorgaben dieser Standardisierungsübereinkommen (STANAGStandardisierungsübereinkommen der NATO-Vertragsstaaten über die Anwendung standardisierter Verfahren oder ähnlicher Ausrüstung) sind global gehalten, jedoch sehr hilfreich für die Zusammenarbeit. Gemeinsam mit der übenden Truppe setzt man sich zusammen und überlegt, welche Probleme auftreten können, worauf zu achten ist.
von
Melanie Schneider
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