Infrastruktur der Bundeswehr - wer baut was für wen?
Infrastruktur der Bundeswehr - wer baut was für wen?
- Datum:
- Ort:
- Altmark
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Bundeswehr errichtet eine Übungsstadt auf dem Truppenübungsplatz Altmark – das schreibt sich mit leichter Hand. Das Projekt Schnöggersburg ist allerdings ein Projekt, dass allein durch seine Größe aber auch durch die Einzigartigkeit der für die Soldatinnen und Soldaten geschaffenen Übungsmöglichkeiten aus dem „alltäglichen“ Infrastrukturgeschäft herausragt. Alle am Infrastrukturprozess Beteiligten innerhalb und außerhalb der Bundeswehr haben die Herausforderung gemeinsam angenommen und sind jetzt auf der Zielgeraden, diese erfolgreich abzuschließen. Hier ein Überblick zu Vorgeschichte, Verantwortlichkeiten und Mitstreitern, die das Bauen für die Bundeswehr planen, durchführen und fertigstellen.
Bis die ersten Baumaschinen vor Ort erscheinen, sind schon viele verschiedene „Player“ tätig gewesen. Grundsätzlich beginnt der Weg einer Infrastrukturmaßnahme mit der Feststellung und Definition eines Infrastrukturbedarfs, z.B. in diesem Fall als Beitrag zum Schließen einer Fähigkeitslücke in der Ausbildung. Hier wird schon eine Besonderheit des Projektes Schnöggersburg sichtbar: da es sich dabei um eine „atypische Bedarfsforderung“ handelt – eine Übungsstadt dieser Größe und mit diesen Möglichkeiten ist einzigartig in der Bundeswehr -, muss der Bedarfsträger des Organisationsbereichs, hier: das Kommando Heer, die Forderung mit dem Bundesministerium der Verteidigung direkt verhandeln. Für Vorhaben dieser Größe ist auch eine Abstimmung mit dem Bundesministerium der Finanzen vorgesehen.
Baumaßnahme „Urbaner Ballungsraum“
Und so sieht der militärische Bedarf in diesem Fall aus: Die Baumaßnahme „Urbaner Ballungsraum“ bildet mit dem Projekt Schnöggersburg typische Elemente einer städtischen Bebauung ab. Das Projekt beinhaltet über 500 Gebäude mit bis zu fünf Geschossen, Industrieanlagen, Bauerngehöfte, eine Kaserne, ein Elendsviertel mit über 300 Behausungen, 540 Meter Übungskanalisation sowie 330 Meter U-Bahn-Tunnel. Circa 16.500 Meter Straßen einschließlich eines Autobahnabschnittes, 800 Meter Kanal (künstlich angelegter Fluss „Eiser“) mit fünf verschiebbaren und einer festen Brücke, 1.500 Meter Gleis sowie ein Behelfsflugplatz ergänzen die Anlage. Sie entsteht an der Stelle der ehemaligen Dorf- und Forststelle Schnöggersburg und trägt daher ihren Namen.
Organisationsbereich IUDInfrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen zuständig für Baumaßnahmen
Ist der Bedarf geprüft und anerkannt, kommt der Organisationsbereich IUDInfrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen ins Spiel: die militärische Bedarfsforderung gelangt ins Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr). Im für Sachsen-Anhalt zuständigen Kompetenzzentrum Baumanagement des BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr in Strausberg (Brandenburg) erstellen die dortigen Infrastruktur-Fachleute die vorgeschriebenen Bauunterlagen und stellen ein Planungsersuchen an die Bauverwaltung des Landes.
Die Bauverwaltung, in diesem Fall der Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt (BLSA), steuert zu den Bauunterlagen eine Detailplanung bei. Da es sich bei einem Projekt wie Schnöggersburg um eine Große Baumaßnahme handelt, das heißt, es wurden Kosten von mehr als sechs Millionen Euro veranschlagt, ist in diesem Stadium zusätzlich das Einverständnis der Bundesministerien der Verteidigung sowie der Finanzen einzuholen.
Bauverwaltung übernimmt
Sobald die Baumaßnahme haushaltsmäßig anerkannt ist, wird es konkret: die Bauverwaltung des Landes erstellt ein Leistungsverzeichnis und schreibt die einzelnen Gewerke aus. Auch die Auftragsvergabe an die einzelnen Baufirmen erfolgt durch die Bauverwaltung des Landes. Sie ist somit sowohl auf der bauaufsichtsführenden wie auch baudurchführenden Ebene verantwortlich, wird praktisch „Hausherr“ auf der Baustelle bis zur Übergabe an den Bauherrn Bundeswehr. Im Falle Schnöggersburg wurden in den einzelnen Bauabschnitten zwischen 70 und bis zu 85 Prozent der Aufträge an Firmen aus der Region erteilt.
Auge und Ohr vor Ort
Das Kompetenzzentrum Baumanagement Strausberg (KompZKompetenzzentrum BauMgmtBaumanagement SRB) ist eins von sieben KompZKompetenzzentrum BauMgmtBaumanagement des in Bonn beheimateten BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. In Strausberg verantworten seit 2013 circa 100 Beamte, Angestellte und Soldaten gemeinsam alle Bauherrenaufgaben bei der Durchführung von militärischen Infrastrukturmaßnahmen in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Mit den sechs weiteren KompZKompetenzzentrum BauMgmtBaumanagement in Kiel, Hannover, Düsseldorf, Wiesbaden, Stuttgart und München wird das gesamte Bundesgebiet abgedeckt.
Neben der Erstellung und Prüfung von Bauunterlagen fungieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kompetenzzentrums als Berater und Ansprechpartner der Nutzer vor Ort, halten Verbindung zu den Bauverwaltungen der oben genannten Länder und beraten diese fachlich. Das KompZKompetenzzentrum BauMgmtBaumanagement SRB nimmt regional die öffentlich-rechtliche Aufsicht in den von der Bundeswehr genutzten Liegenschaften der Bundeswehr wahr und überprüft Arbeitssicherheit, Brandschutz und Technischen Umweltschutz. Gleichzeitig trägt es die Verantwortung für die regionalen Belange des Natur- und Umweltschutzes sowie der Nutzung und Bewirtschaftung der von der Bundeswehr genutzten Liegenschaften. Dabei arbeitet es eng mit den militärischen Nutzern, den Bundeswehr-Dienstleistungszentren, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und den Fachbehörden der Länder zusammen.
Die Ingenieure und Techniker, als infrastrukturelles „Auge und Ohr“ der Bundeswehr vor Ort, setzen sich für eine optimierte Liegenschaftsnutzung und nicht zuletzt für die termingerechte Fertigstellung investiver Bauvorhaben, ausgerichtet auf die Auftragserfüllung der Bundeswehr und die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Soldatinnen und Soldaten in den Kasernen ein.
Ziel: möglichst schnelle Realisierung
Das Ziel ist stets eine möglichst schnelle Realisierung des Bauvorhabens. Die Bauzeit endet mit der so genannten technischen Übergabereifefeststellung, die vom Kompetenzzentrum Baumanagement durchgeführt wird. Es erfolgt die Übergabe der Baumaßnahme von der Bauverwaltung an das Kompetenzzentrum, welches den Neubau anschließend der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Eigentümer der Liegenschaft) übergibt, die ihn wiederum dem örtlich zuständigen Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Burg als Betreiber zur Nutzung überlässt. Erst nachdem alle für den sicheren und rechtmäßigen Betrieb notwendigen Aspekte geprüft und notwendige Möbel und andere Ausstattungsgegenstände eingebracht wurden, kann das Gefechtsübungszentrum Heer die Übungsstadt nutzen.
Auf der Zielgeraden
Die Baumaßnahme „Urbaner Ballungsraum“, das Projekt Schnöggersburg, wurde Ende 2012 begonnen. Das Investitionsvolumen zur Fertigstellung der Infrastruktur der „Übungsstadt Schnöggersburg“ beträgt circa 152 Millionen Euro. Teile der Übungsstadt konnten bereits im Oktober 2017 übergeben werden. Die gesamte Baumaßnahme wurde im Jahr 2020 fertiggestellt. Anschließend erfolgt die technische Ausstattung. Man sieht: ganz so einfach ist es nicht, wenn es in den Medien heißt: „Die Bundeswehr errichtet eine Übungsstadt…“