Fitness auf dem Prüfstand: Ab auf die Strecke!
Fitness auf dem Prüfstand: Ab auf die Strecke!
- Datum:
- Ort:
- Grafschaft
- Lesedauer:
- 3 MIN
Geländemarsch, Kleiderschwimmen, Basis-Fitness-Test - dies kennt man von den Soldatinnen und Soldaten. Auch die Feuerwehrleute der Bundeswehr stellen jährlich ihre Einsatzdiensttauglichkeit in verschiedenen Übungen unter Beweis. Dass es dabei recht sportlich zugeht, zeigt ein Besuch der Atemschutzstrecke bei der Bundeswehr-Feuerwehr in Grafschaft.
Der Begriff „Strecke“ wird unter Feuerwehrleuten als Synonym für die Atemschutzbelastungsübung benutzt. Diese Belastungsübung besagt, dass Feuerwehrleute eine gewisse Arbeit erbringen und zusätzlich mit dem Atemluftvorrat aus den Atemschutzgeräten auskommen müssen. Geregelt sind die Vorgaben in der Feuerwehrdienstvorschrift 7 (FwDVFeuerwehrdienstvorschrift 7), welche deutschlandweit gilt.
Belastungsübung: Immer unter Beobachtung
„80 Kilojoule müssen Feuerwehrleute leisten. Die Strecke selbst hat 25 Kilojoule“, erklärt Oberbrandmeister Lars Dahm. Der Atemschutzgerätewart betreut die Anlage im rheinland-pfälzischen Grafschaft. In seinem Leitstand steuert er die Nebelmaschine und die Wärme. Er spielt Geräusche und Lichteffekte ein und überwacht mittels Kamera die Kollegen bei ihrem Durchgang.
„Zwischen 90 und 110 Grad warm wird es“, erklärt Dahm weiter. Gestartet wird die Übung allerdings in einem Raum vor der eigentlichen Strecke. Zur körperlichen Belastung mit voller Ausrüstung stehen hier Laufband, Fahrradergometer, Hammerzug und Endlosleiter bereit. „Zwei Geräte dürfen sich die Kollegen aussuchen. Die Leiter ist Pflicht“, sagt Dahm. Jetzt wissen wir auch, wie sich die verbleibenden 55 Kilojoule verteilen.
80 Kilojoule, was bedeutet das eigentlich?
Wichtig ist, dass die Feuerwehrleute immer die gleiche Arbeit zu erbringen haben: Der Atemluftvorrat von 1.600 Litern muss für die zu erbringende Arbeit von 80 Kilojoule ausreichen. Ab einem Lebensalter von 50 Jahren reduziert sich die zu erbringende Leistung auf 60 Kilojoule.
Doch womit kann man das vergleichen? Wenn man mit einer zehn Kilogramm schweren Tasche 60 Stufen hochsteigt, erbringt man 10 Kilojoule. Um 80 Kilojoule zu erbringen, steigen komplett ausgerüstete Feuerwehrleute (Gewicht liegt hier bei circa 100 Kilogramm) also rund 480 Stufen. Wer schon mal den Südturm des Kölner Doms bestiegen und die Wendeltreppe gemeistert hat, weiß, wie anstrengend diese 386 Stufen sein können. Nun stelle man sich das Ganze in kompletter Ausrüstung, eingeschränkter Sicht, erschwerter Atmung und reduziertem Wärmeaustausch vor. Eine Leistung, die einen tatsächlich ins Schwitzen bringt.
Kriechstrecke, Endlosleiter, Hammerzug und Co
Auch den Oberbrandmeistern Steffen Richrath und Marcel Krämer wird es warm. Gestartet wird mit einem so genannten Arbeitsgerät. Ob Hammerzug, Endlosleiter, Fahrradergometer oder Laufband bleibt den Kollegen überlassen, die Endlosleiter allerdings ist Pflicht. Danach geht es ab auf die Strecke!
Hier erwartet die beiden ein regelrechter Parcours in einem Gitterkäfig. Es geht hinauf und hinab, sie müssen flach auf dem Boden liegend durch Engstellen und eine Röhre. Damit die Kollegen eine gewisse Einsatzrealität haben, hat Dahm in seinem Leitstand die Strecke bereits aufgeheizt und vernebelt. Auch werden passende Geräusche eingespielt, wie beispielsweise knackende und prasselnde Feuergeräusche. Sie sollen die Kommunikation zwischen den beiden erschweren: Alles wie bei einem richtigen Einsatz.
Nach der Strecke geht es zurück in den Arbeitsraum und nochmal an die Geräte. Rund zwanzig Minuten später ist die jährliche Belastungsübung geschafft. Sie ist nur eine von vielen, die die Kollegen im Leitstand begleiten. Denn neben den Kolleginnen und Kollegen der BwFBundeswehr-Feuerwehr Büchel, Köln und Nörvenich kommen auch Freiwillige Feuerwehren aus dem weiteren Umkreis nach Grafschaft auf die Atemschutzstrecke. „750 Feuerwehrleute nutzen unsere Strecke jährlich“, sagt Frank Ickenroth, Leiter der BwFBundeswehr-Feuerwehr Grafschaft. Die letzten eineinhalb Jahre jedoch konnten Ausbildungen in diesem Rahmen nicht stattfinden. Schuld daran war Corona. „Es sieht so aus, als könnten wir die Strecke demnächst wieder öffnen“, sagt Ickenroth. Dann wird es wohl endlich wieder etwas voller werden in Grafschaft.