Lebendige Geschichte

Ein Wasserkraftwerk bei der Bundeswehr?

Ein Wasserkraftwerk bei der Bundeswehr?

Datum:
Ort:
Stetten am kalten Markt
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Der Truppenübungsplatz Heuberg dient der multinationalen Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Er ist elementar bei der Aufrechterhaltung der Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung. Das Wasserkraftwerk Thiergarten versorgt den Übungsplatz und die angrenzende Kasernenanlage Heuberg mit Trinkwasser und Strom. 

Eine schwarzweiß Aufnahme eines Gebäudes von außen

Ein Bau mit Geschichte. Seit über 100 Jahren wird hier die Strom- und Wasserversorgung sichergestellt

Bundeswehr/Marcus Kunzmann


Betrieben wird das Wasserkraftwerk mit Historie vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) Stetten am kalten Markt. Das Werk produziert seit über 100 Jahren Strom aus erneuerbarer Energie. Es dient der eigenen Stromversorgung, ebenso wie der des Lagers Heuberg, der Alb-Kaserne und des Truppenübungsplatzes Heuberg bei Stetten am kalten Markt. Die dort trainierten Szenarien stehen im Mittelpunkt der Landes- und Bündnisverteidigung. Das Wasserkraftwerk bereitet außerdem für die militärischen Einrichtungen Rohwasser einer nahen Karstquelle in Trinkwasser auf - und garantiert damit deren Betrieb. Neben der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr, etwa des Artilleriebataillons 295, profitiert davon auch der nahegelegene Ortsteil Thiergarten, für dessen Wasserversorgung die Bundeswehr mit ihrem Wasserkraftwerk ebenfalls sorgt.

Ohne die Bundeswehr hätte dieser Ort hier kein Trinkwasser, das muss man einfach so sagen,

fasst es Regierungsamtsrat Marcus K. griffig und mit einem Schmunzeln zusammen. Er ist beim BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum Stetten am kalten Markt im Bereich Facilitymanagement tätig.

Wie funktioniert ein Wasserkraftwerk?

Ein Mann vor einem mechanischen Bedienfeld

Thomas O. erklärt die Funktion der Kaplan-Turbine

Bundeswehr/Marius Vu


Direkt an der Donau gelegen, wird mit einem etwa zwei Kilometer flussaufwärts gelegenen Sperrwerk das Wasser des Flusses aufgestaut. Dies geschieht um einen kontrollierten Zufluss zum Kraftwerk zu gewährleisten. Durch den sogenannten Triebwerkskanal wird dann ein Teil des Wassers der Donau zum Kraftwerk umgeleitet. Dort wird durch den Wasserdruck eine variabel einstellbare Turbine angetrieben. Kaplan-Turbine nennt sich der Turbinentyp mit den verstellbaren Schaufeln am Laufrad. Durch dieses Prinzip kann die Turbine immer optimal an den jahreszeitlich schwankenden Pegel der Donau angepasst werden. „Die Turbine arbeitet bei einem Pegel zwischen 50 Zentimetern und 2 Metern quasi rund um die Uhr“, erklärt Thomas O. die Wirkungsweise. Er ist der Installateur vor Ort und zusammen mit Wassermeister Alexander K. für den reibungslosen Betrieb des Wasserkraftwerks Thiergarten zuständig. Die Turbine treibt einen Generator an, der letztlich den Strom erzeugt. Circa 400 Megawattstunden produziert das Werk so pro Jahr. Mit dem nachhaltig produzierten Strom werden die Pumpen und die Technik für die Trinkwasseraufbereitung betrieben. Außerdem wird der Strombedarf der Bundeswehr-Einrichtungen in Stetten am kalten Markt anteilig vom Wasserkraftwerk Thiergarten gedeckt. Für Krebstiere und Fische, hauptsächlich Aale und Forellen, ist das Stauwerk in der Donau übrigens kein Problem – dank Fischtreppen schaffen sie es weiter flussaufwärts.

Garant der Wasserversorgung

Die Pumpen und die Aufbereitungsanlage für die Trinkwasserversorgung sind verbrauchsabhängig gesteuert und laufen bei Bedarf nonstop. Bis zu 30.000 Liter Wasser kann die Anlage pro Stunde aus der Quelle fördern und verarbeiten. Damit aus dem durch Erdreich und Gestein natürlich gefilterten Rohwasser reinstes Trinkwasser wird, muss dieses in der Aufbereitungsanlage zusätzlich filtriert und mit ultraviolettem Licht bestrahlt werden. Kleinste Partikel und Verunreinigungen werden so aus dem Wasser entfernt. Wenn die Bedingungen es erfordern, kann zusätzlich eine geringe Bechlorung des Trinkwassers vorgenommen werden. Um die Qualität des Wassers zu garantieren, wird dieses regelmäßig analysiert.

Ein blaues Wasserspeicherbecken, ungefähr zur Hälfte gefüllt

In solchen Speichern kann das Wasserkraftwerk bis zu 750.000 Liter Trinkwasser speichern

Bundeswehr/Marius Vu


Nach der Aufbereitung zum Trinkwasser wird dieses in den insgesamt 750.000 Liter großen Speicherbecken des Wasserkraftwerks bevorratet. Werkseigene Pumpen fördern das gewonnene Trinkwasser dann weiter in das Versorgungsnetz der Kasernenanlage und zum Ortsteil Thiergarten. Damit die Trinkwasserversorgung jederzeit gesichert ist, stehen neben den Speicherbecken hier im Wasserkraftwerk noch drei weitere Wasserspeicher mit zusammen circa 2.500.000 Litern Fassungsvermögen auf dem Truppenübungsplatz Heuberg zur Verfügung.

Geschichte zum Anfassen

Das über 100 Jahre alte Gebäude steht unter Bestandsschutz, wie fast alle seiner Einrichtungsgegenstände und technischen Anlagen. Unmittelbar neben den modernen, elektrisch betriebenen Pumpen, die den heutigen Betrieb übernehmen, finden sich ihre Vorfahren - die historischen Pumpen mit ihren riesigen Triebrädern. Ebenso existiert noch eine alte Werkstatt in den Hallen des Wasserkraftwerks Thiergarten.

Eine historische Halle mit verschiedenen Maschinen

Die Pumpen- und Generatorhalle des bestandsgeschützten Wasserkraftwerks

Bundeswehr/Marius Vu


Auch diese steht unter Bestandsschutz. „Unsere Betriebstagebücher fangen im Grunde um 1900 an, mit dem Erwerb der Anlage“, erzählt Alexander K., SHKSanitär, Heizung und Klima -Meister beim BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum Stetten am kalten Markt. Die Geschichte des Wasserkraftwerks Thiergarten fußt auf einem Eisenhüttenwerk. Auf dessen Gelände befanden sich Ende des 19. Jahrhunderts bereits die ersten einfachen Kanalanlagen und eine Trinkwasserquelle. Sie sind die Vorläufer der heutigen Anlage. Es folgte der Verkauf des Areals an die Militärverwaltung des Königreichs Preußen. Von dieser wurde dann, im Jahr 1909, an eben dieser Stelle das Elektrizitätswerk errichtet. Heute ist die Bundeswehr verantwortlich für den Betrieb und das Erbe des Wasserkraftwerkes Thiergarten samt Wasserversorgung und Stromerzeugung. Über 100 Jahre nachhaltige Stromerzeugung – zeitgemäßer denn je.

von Marius Vu  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Aktuelles

Aktuelles aus dem Organisationsbereich Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUDInfrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen) der Bundeswehr.

Weiterlesen