Bundesweite Premiere: Bundeswehr reinigt PFC-Grundwasser
Bundesweite Premiere: Bundeswehr reinigt PFC-Grundwasser
- Ort:
- Manching
- Lesedauer:
- 3 MIN
Am 20. Juli 2020 startete die Bundeswehr auf dem Flugplatz der Wehrtechnischen Dienststelle (WTDWehrtechnische Dienststelle) 61 im oberbayrischen Manching ein innovatives Grundwasser-Sanierungsprogramm. Diese erstmals in einer Bundeswehr-Liegenschaft in Deutschland langfristig ausgeführten Umweltschutzmaßnahmen sollen zukünftig verhindern, dass mit per- und polyfluorierten Chemiekalien (PFC) kontaminiertes Grundwasser das Kasernengelände verlässt.
Rund 50 Gäste, darunter die Mitglieder des Deutschen Bundestages Reinhardt Brandl und Erich Irlstorfer, Bürgermeister, örtliche Mandatsträger, die regionale Bürgerinitiative sowie Presse, Rundfunk und Fernsehen, verfolgten die erste symbolische Bohrung und somit den Beginn der Realisierungsphase dieses millionenschweren Bauprojekts. „Wir werden hier unserer Verantwortung für den Umweltschutz gerecht“, sagte Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, anlässlich der Premieren-Veranstaltung Pump & Treat in Manching. Abhängig von Geologie und Bodenart ist Pump & Treat (Pumpen und Behandeln) eine gute Methode, um hohe Konzentrationen von Verschmutzungen möglichst schnell zu reduzieren oder deren Verbreitung einzuschränken. Das verschmutzte Grundwasser wird an die Oberfläche gepumpt, behandelt und in gereinigtem Zustand wieder eingeleitet.
Gemeinsam ein großes Ziel
„Alle hier haben ein hohes Ziel und sitzen gemeinsam an einem runden Tisch“, so Silberhorn. „Das ist beispielhaft.“ Die erforderlichen Grundwasser-Sanierungsarbeiten werden im Auftrag der Bundeswehr, vertreten durch das Staatliche Bauamt Ingolstadt, in enger Abstimmung mit dem Landratsamt Pfaffenhofen an der Ilm und dem Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt durchgeführt. Mit dem Start der Sanierung im Bereich der alten Feuerwache auf dem militärischen Flugplatz in Manching verfolgt die Bundeswehr das Ziel, im Endausbau mit fünf Sanierungsbrunnen eine nachhaltige Abstromsicherung (hydraulische Sperre) zu installieren, die zukünftig verhindern soll, dass kontaminiertes Grundwasser die nördliche Liegenschaftsgrenze in Richtung Lindach und Westenhausen verlässt. Dafür werden in den nächsten Monaten Brunnen gebohrt und verschiedene Aquifer-Tests, also Untersuchungen der Grundwasserleiter, durchgeführt.
Nachhaltiger Umweltschutz
„Nicht nur Behörden, sondern auch private Unternehmen müssen sich heute den Altlasten aus per- und polyfluorierten Chemiekalien stellen“, sagte die Präsidentin des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr), Ulrike Hauröder-Strüning, zur weltweiten PFC-Problematik. Ihr Amt setzt das seit mehr als 30 Jahren existierende Altlastenprogramm der Bundeswehr für den Umweltschutz zielstrebig und nachhaltig um und hat für den Standort Manching einen umfangreichen Maßnahmenkatalog aufgestellt. „Das ist ein weitreichendes Projekt und wichtig für die Umwelt“, so Hauröder-Strüning, die damit nicht nur den Freistaat Bayern, sondern ganz Deutschland in ihrem Fokus hatte. „Der heutige Tag zeigt die Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit, mit der sich die Bundeswehr der PFC-Herausforderung stellt und dafür mit allen Partnern an einem Strang zieht.“
Effiziente Grundwasser-Reinigung
Neben der herkömmlichen Aktivkohle setzt die Bundeswehr in Manching bei der PFC-Bereinigung mit einem Ionentauscher auf ein neues innovatives Wassereinigungsverfahren, von dem sie sich eine effizientere und schnellere Reinigung des Grundwassers verspricht. Die Technische Universität München unterstützt diese Maßnahmen durch eine umfangreiche wissenschaftliche Begleitung. Dabei werden die Fließwege des Grundwassers während des Pumpversuchs genau erfasst, um so die bestmöglichen Positionen der vier weiteren Sanierungsbrunnen festlegen zu können.
3,5 Millionen Liter Wasser pro Tag
„Wir werden Anfang 2021 die Testergebnisse des ersten Brunnens auswerten“, informierte Regierungsdirektor Thomas Backes vom Kompetenzzentrum Baumanagement München des BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr am Ende seines Fachvortrages. Zuvor erläuterte der bayrische Umweltspezialist den Gästen die technischen Details dieser PFC-Dekontamination bei der WTDWehrtechnische Dienststelle 61, unter anderem den Einsatz der innovativen Reinigungstechniken mittels Ionentauscher sowie die hydraulische Abstromsicherung.
„Unsere geplante Förderrate von 40 Litern pro Sekunde entspricht gut 3,5 Millionen Liter Wasser am Tag“, so Backes. Mit seinem Team strebt er eine einhundertprozentige Reinigung des Grundwassers in den nächsten Jahren an.
Engagement mit langem Atem
„Mit dem heutigen Beginn der Bohrungen wird ein wichtiger Meilenstein gesetzt, die Belastung durch PFC zu reduzieren“, betonte ebenso der stellvertretende Landrat des Landkreises Pfaffenhofen, Karl Huber. „Ein langer Weg, mit dem Ziel der kompletten Reinigung unseres Grundwassers, liegt vor uns“, so Huber. „Dies schaffen wir nur gemeinsam und es erfordert einen langen Atem“, spornte er alle Beteiligten an und dankte ihnen zugleich für ihr bisheriges Engagement. „Abschließend möchte ich Ihnen versichern, dass das Engagement der Bundeswehr hier in Manching nicht mit diesem Termin endet. Wir werden unserer Verantwortung für Mensch und Umwelt auch in Zukunft nachkommen„, betonte Präsidentin Hauröder-Strüning am Ende dieser Premieren-Veranstaltung.