Alles - nur nicht langweilig: Feuerwehr in einer Untertageanlage
Alles - nur nicht langweilig: Feuerwehr in einer Untertageanlage
- Datum:
- Ort:
- Mechernich
- Lesedauer:
- 4 MIN
Bei der Bundeswehr-Feuerwehr Mechernich zu arbeiten ist etwas Besonderes: Hier gibt es gleich zwei Wachen - eine unter Tage und eine über Tage.
„Untertageanlage, das ist doch langweilig!“ - „Da passiert ja nichts!“ - „Nie sieht man Tageslicht!“ Dies sind nur einige der Vorurteile von Feuerwehrleuten, die während eines Ausbildungsabschnittes oder zur Personalunterstützung nach Mechernich in die Nordeifel kommen. Dass der Dienst bei dieser besonderen Feuerwehr alles andere als langweilig ist und man nicht nur im Dunkeln haust, davon konnten uns der Leiter der Feuerwache, Technischer Regierungsrat Georg Merz, und sein Stellvertreter, Brandamtmann René Feix schnell überzeugen. Wie bei zahlreichen Feuerwehren der Bundeswehr handelt es sich auch in Mechernich um eine 24-Stunden-Wache. 19 Feuerwehrleute sind hier täglich im Dienst. Sieben befinden sich unter Tage, zwölf über Tage. Ein Wechsel findet nach zwölf Stunden statt.
130 Meter unter der Erde
Das Herzstück der Bleibergkaserne in Mechernich ist die Untertageanlage (UTA) mit dem Materialdepot Mechernich. Sie ist befahrbar und hat einen Hauptverkehrsstollen mit einer Gesamtlänge von 5,2 Kilometern. Insgesamt hat die UTA vier Stollen und zahlreiche Querstollen, die sich über zwei Ebenen erstrecken. Die Anlage hat einen Technikbereich und einen Lagerbereich. Der technische Teil ist mit zwei Personen rund um die Uhr besetzt und sorgt für einen reibungslosen Betrieb der UTA. Die Feuerwehr sorgt für die Sicherheit.
„Die UTA ist so komplex, dass man mehr als drei Tage bräuchte um alles zu sehen!“
umreißt Merz die Größe der Anlage. „Im Sommer ist es angenehm kühl, im Winter angenehm warm“, bemerkt Feix lächelnd auf unsere Frage nach der vorherrschenden Temperatur. Schließlich ist ein Teil der Anlage beheizt.
Der Lagerbereich bildet den weitaus größeren Teil. Hier arbeiten täglich rund 70 Menschen. Ein Bus bringt die Beschäftigten hinab in die Anlage, welche als Depot für Klein-, Mittel- und Großteile sowie einiges mehr für die der Luftwaffe dient.
Die Feuerwehr fährt mit ihren eigenen Fahrzeugen zur Feuerwache unter Tage. In der UTA stehen ein Löschfahrzeug, ein Geräterüst- und ein Einsatzleitwagen. Diese Fahrzeuge wurden extra für die UTA konzipiert. Aber nicht alle Stollen können mit den Einsatzfahrzeugen erreicht werden, für diese Fälle gibt es einen sogenannten E-Schlepper. Mit diesem kann Material problemlos an den Einsatzort gebracht werden.
„Wenn man die Größe der UTA sieht - die Gänge - das ist schon beeindruckend“, erzählt Oberbrandmeister Stefan Bergmann, der von der Bundeswehrfeuerwehr Köln-Wahn kommt. „Man kommt bestimmt auf seine elf Kilometer, wenn man alle Wege zusammennimmt“, bestätigt sein Kollege Oberbrandmeister Marco Michels lachend. In der kleinen Feuerwache unter Tage haben die Feuerwehrleute alles, was sie brauchen: eine Einsatzleitzentrale, einen Aufenthaltsraum mit integrierter Küche und Ruheräume. Die Fahrzeuge befinden sich in einem Querstollen, der fußläufig erreichbar ist, Dienstfahrräder stehen direkt vor der Tür der Untertagewache.
Zum normalen Arbeitsdienst in der UTA-Feuerwache gehören neben Ausbildung und Übungen auch regelmäßige Kontrollgänge, die alle zwei bis drei Stunden durchgeführt werden. Auf diesen Kontrollgängen werden die Flucht- und Rettungswege sowie die sogenannten Nassventilstationen für die Löschwasserversorgung kontrolliert. In einem Einsatzfall sind diese Einrichtungen überlebenswichtig.
Evakuierungen und das Regenerationsgerät
In einem Brandfall wäre besonders die Rauchentwicklung in der UTA ein Problem. Um diese beherrschbarer zu machen, gibt es Belüftungsmaßnahmen. Die Entrauchungsanlage beispielsweise hat eine Leistung von 3.500 Kubikmeter pro Stunde. Im Einsatzfall ist es natürlich notwendig alle Beschäftigten aus der UTA zu evakuieren. Eine Brandbekämpfung würde erst nach erfolgter Evakuierung der Stollen erfolgen und wird jährlich geübt.
Für die Brandbekämpfung rüsten sich die Feuerwehrleute mit ihrer persönlichen Schutzausrüstung aus: Atemschutzgeräte und Atemschutzmasken sind obligatorisch. Etwas Besonderes in Mechernich sind die Regenerationsgeräte, die sogenannten BG4, der Bundeswehrfeuerwehr. Diese Kreislaufatemschutzgeräte versorgen die Feuerwehrleute bis zu vier Stunden lang mit Sauerstoff. Hauptsächlich kommen die Geräte im Bergbau oder auch bei Tunnelbränden zum Einsatz.
Bei der letzten Evakuierung allerdings handelte es sich nicht um eine Übung, denn die Flutkatastrophe in der Eifel im Juli 2021 hatte auch die UTA nicht verschont. Die Wassermassen fanden ihren Weg hinab, aus Evakuierungsübungen wurde plötzlich ernst. An der tiefsten Stelle stand das Wasser 90 Zentimeter hoch, die letzten Mitarbeiter gelangten unter der Aufsicht von Merz sicherheitshalber über die 130 Meter hohe Treppe im Abluftschacht und nicht über die Straßen ins Freie.
„Es ist wirklich höchst abwechslungsreich hier.“ – auch ohne Katastropheneinsatz in eigener Sache. „Mechernich steht einfach unter einem falschen Licht!“, so Merz. Er würde sich über interessierten Feuerwehrnachwuchs auf seiner Wache sehr freuen.