Heer

Doorgunner auf dem NHNATO-Helicopter-90

Soldaten aus dem Transporthubschrauberregiment 10 aus Faßberg schießen vom NHNATO-Helicopter-90 aus mit den Maschinengewehren MG3 und M3M.

Silhouette eines Hubschraubers im Abendrot

Ziele der Ausbildung

Der NHNATO-Helicopter-90 ist in vielen Missionen der Bundeswehr unterwegs. Die Soldatinnen und Soldaten des Transporthubschrauberregimentes 10 aus Faßberg üben mit ihm in der wohl brisantesten Variante – der für die Doorgunner.

„Von unserem NHNATO-Helicopter-90 aus schießen wir hier in Putlos in zwei Varianten. Einmal mit dem MG3 also dem ‚kleine Kaliber‘ und mit dem M3M, dem schweren Maschinengewehr mit einem Kaliber von 12,7 Millimeter“, erklärt Hauptmann Anton Hübner*. Er leitet die 14-tägige Ausbildung der Gunnis, wie die Bordschützen an der Tür oder Heckklappe eines Hubschraubers im Bundeswehrjargon auch genannt werden. Dieses Schießen auf dem nördlichsten Übungsplatz des Heeres ist für die Doorgunner mehr als nur ein Schießen wie jedes andere. „Es ist ein wichtiger Schritt in der Ausbildung zum Doorgunner. Andere wiederum bereiten sich damit auf ihren bevorstehenden Auslandseinsatz vor“, macht Hübner deutlich.

In den Wolken über Putlos

Fire!“ Dann übertönt immer wieder das Hämmern der Maschinengewehre das Motorengeräusch des Hubschraubers.

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  • Im Gegenlicht sitzt ein Pilot im Cockpit und kontrolliert die Technik.
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    Alle agieren als Einheit

    Rund 80 Soldaten und zwei Hubschrauber hat das Regiment von Faßberg auf den Übungsplatz verlegt. Die Doorgunner stehen in den beiden Wochen ganz klar im Mittelpunkt. „Und doch geht es dabei nicht allein um die Schießleistungen eines jeden Einzelnen“, beschreibt Hauptmann Maik Wagenbrecht*. Der 32-Jährige ist Pilot. Für ihn muss die gesamte Besatzung des Hubschraubers eine Einheit ergeben. So wird auch das in Putlos geübt. Ein mögliches Einsatzszenar eines NHNATO-Helicopter-90 ist das Begleiten einer Forward Air Medical Evacuation, einer medizinischen Evakuierung von verwundeten Soldaten. Dabei begleitet der Hubschrauber mit den Doorgunnern, der Chase, die Maschine mit dem medizinischen Fachpersonal. „Ein solcher Auftrag ist komplex. Pilot, Hubschrauberkommandant, Bordtechniker und auch Doorgunner müssen während der Rettungsaktion als eine Einheit funktionieren.“ Jeder müsse wissen, wie er persönlich auf überraschende Flugmanöver zu reagieren habe, wenn etwa plötzlich der Feind auftauche. Auch müssten die Doorgunner binnen Bruchteilen von Sekunden allein über den Einsatz der Waffe entscheiden, ohne dabei die geltenden Einsatzregeln aus den Augen zu verlieren.

  • Zwei Soldaten überprüfen das in der Tür des Hubschraubers befestigte Maschinengewehr.
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    Endlich Bordsicherungssoldat auf dem Heli

    Das praktische Schießen aus dem Hubschrauber mit dem Maschinengewehr MG3 bildet den ersten Höhepunkt in der Ausbildung zum Doorgunner. Darauf habe man lange hingearbeitet. „Endlich. Es ist das erste Mal – der erste scharfe Schuss aus dem Heli“, sagt Oberstabsgefreiter Alexander Bruch* begeistert. Die Ausbildung bis dahin war lang. Die Wehrfliegerverwendungsfähigkeit, kurz WFV, legt den Grundstein. Es folgen mehrere Lehrgänge, dazu Sprachkurse. Im Regelfall ist ein Doorgunner erst nach anderthalb bis zwei Jahren fertig ausgebildet. Das Schießen mit den beiden Maschinengewehren krönt die Ausbildung. „Die vielen Eindrücke machen es nicht leicht“, erzählt Bruch. „Die Waffe im ‚Trockentraining‘ zu bedienen, ist kein Problem. Jetzt kommt die Einbindung in den Funk des Hubschraubers dazu, das Reagieren auf Flugmanöver der Piloten, wenn etwa von einer auf die andere Sekunde das Vielfache des eigenen Körpergewichtes auf einen einwirken oder auch ein Feind auftaucht, der an die gesamte Besatzung gemeldet werden muss.“ Bruch weiß, dass er an seiner Waffe für die Sicherheit des gesamten Hubschraubers verantwortlich ist. Ziel der Ausbildung innerhalb der Crew ist es, die Abläufe Fliegen, Schießen und Kommunikation fließend zu beherrschen.

  • Blick über die Schulter: Ein Soldat schießt aus einem fliegenden Hubschrauber.
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    Unbändige Feuerkraft: das schwere MG M3M

    Die Ausbildung zum Bedienen des schweren Maschinengewehrs M3M ist ein weiterer Schritt und finalisiert die Doorgunnerausbildung. Auch machen sich Soldaten, die kurz vor einem Auslandseinsatz stehen, so nochmal fit an den Waffen. „Die Feuerkraft des M3M ist enorm. Wir können damit sogar gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge kämpfen“, so Oberstabsgefreiter Michel Keller*. Er schießt mit dem M3M zu Vorbereitung auf seinen Auslandseinsatz noch in diesem Jahr. „Wir haben mit der Waffe eine wirksame Schussweite von mehr als 1.800 Metern und das bei bis zu 1.100 Schuss in der Minute“, beschreibt er die technischen Einzelheiten der Waffe. Er ist seit vier Jahren Doorgunner und ist immer noch stolz, im Flug an der geöffneten Hubschraubertür zu stehen und für die Sicherheit der Besatzung zu sorgen. Die Doorgunner nehmen dafür einiges in Kauf: Hitze, Kälte, Regen oder auch Staub, der in jede noch so kleine Öffnung kriecht.

  • Ein Patronengurt in Großaufnahme
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    Auch die Bodencrews rotieren

    Auf dem Übungsplatz nahe der Ostsee heben während des Tag- und Nachtschießens unermüdlich die Hubschrauber zu immer wieder neuen Flügen über die Schießbahnen ab. Bis zu mehrere Hundert Schuss verschießen die Doorgunner bei jedem Durchgang. Damit das ohne Unterbrechungen funktioniert, werden am Boden unter Hochdruck, Waffen, Munition und Ausrüstung vorbereitet und nachbereitet. Nach mehreren Durchgängen werden die Waffen durchgetauscht und gewartet. Auch bekommt jeder Doorgunner einen Stehhaltegurt, mit dem er sich im Hubschrauber sichert und trotzdem genug Bewegungsfreiheit hat, um an der Waffe zu arbeiten. Der Wechsel zwischen den Schießdurchläufen dauert nur Minuten und klappt fast nahtlos. Die Bodencrews inklusive der „Sprittis“, einem speziellen Tankfahrzeug, stehen rund um die Uhr bereit, damit die NHNATO-Helicopter-90 Besatzungen sicher und effektiv über den Schießbahnen von Putlos trainieren können. Kurz vor Mitternacht treten die Besatzungen zur Abschlussbesprechung an. Der Tag endet mit einem dreifachen „Heideflieger - Hurra!“: In ein paar Stunden heben die Hubschrauber in Richtung Schießbahn wieder ab.

    *Namen redaktionell geändert

1.100 Schuss pro Minute

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