Heer
Spender der DKMS

Nach dem Einsatz direkt zur Stammzellenspende

Nach dem Einsatz direkt zur Stammzellenspende

Ort:
Köln
Lesedauer:
4 MIN

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Noch aus Mali heraus wurde der Termin für die Voruntersuchung gemacht, erinnert sich Oberstleutnant Eike Sinzig. Direkt nach seinem Einsatz in Westafrika unterzog sich der Soldat einer Stammzellenspende bei der DKMS. Angefangen hatte alles viel früher.

Ein Soldat sitzt im Behandlungszimmer, eine Sanitätssoldaten bereitet am Arm einen Zugang vor.

Für Oberstleutnant Eike Sinzig war es selbstverständlich, sofort nach seinem Einsatz in Afrika, in Deutschland bei der DKMS mit seiner Spende ein Leben zu retten

Bundeswehr/Wolf Wüllner

Die Registrierung von Oberstleutnant Eike Sinzig liegt schon etwas länger zurück. Damals, 2008, war er Chef der Stabskompanie der Luftlandebrigade 1 des Heeres. Als begeisterter Fußballfan besuchte er das Spiel HSV gegen Schalke 04 auf Schalke. Vor dem Stadion hatte die DKMS einen Informationsstand aufgebaut, bei dem man sich gleich typisieren lassen konnte. „Mein Anspruch an mich selbst ist, für meine unterstellten Männer und Frauen ein Vorbild zu sein. Als Chef war ich der Erste in der Kompanie, der das Deutsche Sportabzeichen bereits am 6. Januar abgelegt hatte und ich war immer der Erste, der die geforderten IGFIndividuelle Grundfertigkeiten-Leistungen weit vor der Sommerpause abhaken konnte. An besagtem Spieltag war nicht unbedingt mein Ziel, mich in eine Stammzellenspenderdatei eintragen zu lassen, aber wir hatten vor dem Einlass ins Stadion noch viel Zeit. Also nutzte ich die Gelegenheit“, erzählt er. Zusammen mit Sinzig ließen sich an diesem Tag neun weitere Soldaten der Stabskompanie registrieren. Zehn mögliche Spender aus einer Einheit – schon das war ein Erfolg für die DKMS und sicher nicht alltäglich.

Wenn es passt, geht es los

Doch die Geschichte geriet bei Sinzig mehr oder weniger in Vergessenheit. „2020 war ich dann im Einsatz in Mali und dort erreichte mich eine E-Mail der DKMS.“ Man hätte einen passenden Patienten gefunden, dem seine Spende helfen könnte, sagte man ihm. Sinzig reagierte direkt auf die E-Mail und teilte der DKMS mit, dass er sich momentan nicht in Deutschland befände, aber direkt nach seiner Rückkehr für die Stammzellenentnahme zur Verfügung stehen würde. Vieles konnte mit der obligatorischen Rückkehreruntersuchung aus dem Einsatzgebiet vereinbart werden. Bedenken hatte Sinzig allerdings aufgrund der vielen Impfungen, die er für Mali erhalten hatte. „Alles kein Problem“, antwortete die Mitarbeiterin der DKMS. Im Gegenteil: Es wäre doch so viel besser, weil dann viele Krankheiten schon ausgeschlossen werden könnten.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Noch während der Präventivkur wurde Sinzig mit dem Botenstoff versorgt, den er sich spritzen musste, damit die Produktion von Stammzellen angeregt wird. Am sechsten Tag wurde er in die Entnahmeklinik gebracht und noch einmal eingehend untersucht. Da nach wie vor nichts gegen eine Spende sprach, konnte die Stammzellentnahme vorbereitet werden. Die Prozedur dauert in der Regel etwa fünf Stunden. Man bekommt in beide Arme einen Zugang gelegt, die an eine Zentrifuge angeschlossen werden. Mit dem einen Zugang wird das Blut entnommen und mit dem anderen Zugang das gereinigte Blut wieder zugeführt. Vergleichbar ist das mit dem Ölwechsel bei einem Motor, wobei das alte Öl nicht durch Neues ersetzt, sondern mithilfe einer Maschine gereinigt und aufbereitet wird.

Nicht einfach, aber alles machbar

Man darf sich den gesamten Prozess dennoch nicht so einfach vorstellen. Bereits in der Vorbereitungsphase treten einige unangenehme Begleiterscheinungen beim Spender auf. Der Trick ist, dass durch den Botenstoff dem Körper eine Verletzung vorgegaukelt wird, sonst würde er ja keine Stammzellen produzieren. Während der Vorbereitungsphase klagte Sinzig insbesondere über Kopf- und Gliederschmerzen, aber auch die Sehkraft ließ in dieser Phase etwas nach. „Alles typische Reaktionen, die sich aber aushalten lassen und wenn man möchte auch parallel behandelt werden können“, beschreibt er.

Die Spende von Sinzig kam direkt nach der Entnahme in eine spezielle Transporttasche und wurde mit dem Flugzeug in die USA gebracht. „Zufällig ist mein Patient wie ich männlich, mittleren Alters und lebt in den USA“, weiß Sinzig über den Empfänger der Spende. Man muss aber wissen: Bei einer Stammzellenspende ist Alter, Geschlecht, Hautfarbe und Herkunft völlig unerheblich. Es wird geprüft, ob Spender und Empfänger genetisch zueinander passen. „Es kann also sein, dass die Stammzellen eines 50-jährigen männlichen Spenders aus Marokko, einer 22-jährigen Empfängerin aus Grönland eingesetzt werden“, beschreibt er ein mögliches Beispiel.

Rückhalt durch die Vorgesetzten

Die Vorgesetzten von Sinzig unterstützten ihn in der Spendenphase bei seinem Engagement. Nach der Spende, sagt er, sei er „körperlich nicht ganz auf der Höhe“ gewesen. „Ich musste mir selbst auch gut eine Woche Zeit geben, um den Eingriff zu verarbeiten und dafür habe ich völlig unbürokratisch die notwendige Freistellung bekommen“, betont er. Und trotz der eigenen Unannehmlichkeiten steht Oberstleutnant Sinzig, der mittlerweile beim Landcommand Headquaters der NATONorth Atlantic Treaty Organization in Izmir in der Türkei dient, wieder bereit für eine Stammzellenspende. Seine Motive sind klar: „Wenn eine Stammzellenspende dazu beiträgt, einem an Leukämie erkrankten Menschen auch nur ein Jahr Lebenszeit zu schenken, dann ist das ein Jahr im Kreis der Familie und der Freunde, ein Jahr in dem der Patient noch was erleben kann, ein Jahr, dass dieser Mensch sonst nie gehabt hätte.“


von Christoph Wiedemann

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