Mit Gespür für das Tier
Mit Gespür für das Tier
- Datum:
- Ort:
- Calw
- Lesedauer:
- 4 MIN
Alle Kommandosoldaten des Kommandos Spezialkräfte spezialisieren sich im Anschluss an ihre zweijährige Basisausbildung. Eine der Spezialisierungen ist die zum Kommandosoldaten im Spezialhundezug beim KSKKommando Spezialkräfte. Zugführer Oberstabsfeldwebel Karl Arndt* beschreibt die Aufgaben des Rudels Hund-Soldaten.
Er sieht aus wie ein gewöhnlicher Hund aus der Nachbarschaft. In diesem Vierbeiner steckt aber weitaus mehr, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Als Allroundtalent verfügt ein Diensthund der Spezialkräfte über viele verschiedene Fertigkeiten, die ihm alle gelehrt und antrainiert werden müssen. Er sucht, verfolgt, und stellt Personen, zeigt diese auch bei günstigem Wind aus der Distanz an. Damit schützt er seinen Trupp und bildet so eine Art Blase, in dem sich die Spezialkräfte geschützt bewegen können. Die Spürnasen sind wahre Multitalente: Sie können Sprengstoff und dessen Komponenten aufspüren und passiv anzeigen sowie auf Distanz geführt werden. Ausgestattet mit Aufklärungssystemen, können die Hunde in unterirdische Anlagen geschickt werden, um aus der Entfernung die Lage zu erkunden. „Durch das tägliche ,train together, fight together' werden die Jungs zum Teil seines Rudels. Der Diensthund lernt schnell, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden und deshalb bei einer Operation auch durch die eigene Truppe hindurch nach vorn geschickt zu werden“, berichtet Oberstabsfeldwebel Karl Arndt, Zugführer im Spezialhundezug. Als Diensthundeführer arbeitet er täglich mit den Tieren zusammen. Das blitzschnelle Unterscheiden im Gefecht und die Professionalität der Tiere ist allerdings kein Zufall, sondern hartes Training: „Das kann nur durch die Akzeptanz und Integration des Diensthundeteams in der Kompanie erreicht werden. Wenn der Hund spürt: Hier wird zusammen gejagt und gekämpft, hier gibt’s Streicheleinheiten, hier ist mein Rudel, hier ist mein Platz – dann ist er zu Außergewöhnlichem fähig“, erklärt der Oberstabsfeldwebel.
Allrounder gesucht
Sechs bis acht Jahre dauert die Dienstzeit eines Kommandohundes. Entsprechend sind acht Jahre Verpflichtungszeit als Kommandosoldat im Spezialhundezug das Minimum. „Die Arbeit mit Tieren darf nicht als Last, sondern als Leidenschaft verstanden werden. Ihr Einsatz rettet und schützt unser Leben. Unsere Hunde sind so viel mehr als nur großartige und treue Begleiter“, weiß der Zugführer aus eigener Erfahrung. Deutschland besitzt momentan rund 1.000 Hunde unterschiedlicher Rassen, die für verschiedene Sicherheitsbehörden im Einsatz sind. Die Bundeswehr konzentriert sich dabei momentan auf drei Rassen: Belgische Schäferhunde, auch Malinois genannt, Deutsche Schäferhunde und Labrador Retriever. Alles in allem verfügt die Truppe zurzeit über mehr als 260 aktive Diensthunde bei K9, wie die Hundestaffeln im internationalen Einsatz üblicherweise verkürzt bezeichnet werden. Eingesetzt werden die Vierbeiner vor allem bei der Feldjägertruppe, der Pioniertruppe, der Fallschirmjägertruppe, der Luftwaffensicherungstruppe, beim Sozialdienst der Bundeswehr und natürlich beim Kommando Spezialkräfte. Kurzum: Diensthunde leisten mit ihren einzigartigen Fähigkeiten einen wertvollen Beitrag in der Bundeswehr. Das kann zum Schutz von Menschen und Objekten sein oder zum Aufspüren von Gegenständen und Stoffen oder einfach nur als treuer Begleiter für traumatisierte Soldaten. Ob Spürnase oder Begleiter, die Ausbildung aller militärischen Diensthunde der Bundeswehr findet an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr im rheinland-pfälzischen Ulmen statt. Dort werden die Hunde entsprechend ihrer individuellen Stärken speziell für die Bedarfsträger ausgesucht und ihrem künftigen Einsatzgebiet ausgebildet. Das Kommando Spezialkräfte braucht Hunde, die besonders robust, wesensfest, belastbar und ausgeglichen sind, kurzum Allroundtalente. Sie werden ausschließlich von erfahrenen Kommandosoldaten geführt.
Buddies fürs Leben
Um Diensthundeführer zu werden, ist Erfahrung im Umgang mit Hunden zwar hilfreich, aber keine Voraussetzung. Der Soldat muss jedoch die Bereitschaft mitbringen, auch sein Privatleben auf die Bedürfnisse des Hundes auszurichten, denn nach Dienstschluss begleitet der Hund den Hundeführer natürlich mit nach Hause, denn er wird ein zukünftiger Teil seines Lebens, sein Buddy. „Die zweite Voraussetzung, also Empathie und Einfühlungsvermögen für das Tier, die zeigt sich während eines zweiwöchigen Praktikums bei uns“, erklärt Arndt. Erfüllt der Kommandosoldat die Voraussetzungen, wird der künftige Diensthundeführer an die Schule nach Ulmen kommandiert. Dort erwartet ihn schon sehnsüchtig „sein“ Hund. Vier Wochen nach Lehrgangsbeginn findet als erster spannender Test eine umfassende sogenannte Sichtung statt, bei der getestet wird, ob sich das Hundeteam auch wirklich „riechen“ kann. „Sie müssen sich finden und es muss passen, das ist die Basis“, so Arndt. Geprüft wird dabei die Bindung zueinander, der Gehorsam und erste einfache Tätigkeiten, die das Team in Zukunft zu meistern hat. Danach geht es für circa neun Monate in spannende, aber auch fordernde Ausbildungsabschnitte. Immer getreu der Maxime: „Da, wo der Kommandosoldat hingeht, folgt der Hund, sei es zu Land, zu Wasser, im Gebirge, in Fahrzeugen oder in der Luft.“
*Name redaktionell geändert