Gefragt sind Treffsicherheit, Technikliebe und Geduld
Gefragt sind Treffsicherheit, Technikliebe und Geduld
- Datum:
- Ort:
- Calw
- Lesedauer:
- 3 MIN
Jeder Kommandosoldat des Kommandos Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte) spezialisiert sich nach der zweijährigen Basisausbildung weitergehend. Eine besondere Spezialisierung ist die zum Kommandoscharfschützen und Aufklärer des KSKKommando Spezialkräfte. Yannik K.* gibt Einblicke in seinen spannenden Dienstalltag.
Der Auftrag eines Scharfschützen im Kommando Spezialkräfte umfasst nicht nur die „hochpräzise kinetische Unterstützung der Angriffselemente“, wie die Scharfschützen für den Präzisionsschuss mit dem Scharfschützengewehr sagen. Auch die Zielaufklärung im Vorfeld von Operationen gehört zum Auftrag dazu. Durch Informationsgewinnung über die Zieloptik schafft der Kommandoscharfschütze und Aufklärer bestmögliche Voraussetzungen für den Angriff. Somit trägt er dazu bei, das mögliche Risiko für Geiseln, Unbeteiligte und eigene Kräfte zu minimieren und den Operationserfolg zu sichern. Für seinen Auftrag braucht er eine hohe Schießfertigkeit, Geduld und Beharrlichkeit sowie Informationstechnik- und Technikaffinität, denn die Digitalisierung macht auch hier, beispielsweise bei der persönlichen Führungsausstattung, nicht Halt. Wie gelingt es Yannik K., sich auf seinen vielseitigen Auftrag einzustellen?
Alle Kommandosoldaten absolvieren zu Beginn ihrer Tätigkeit im Kommando Spezialkräfte eine zweijährige Basisausbildung, bei der alle grundlegenden Fähigkeiten eines Kommandosoldaten erlernt und geübt werden. Danach entscheidet sich der angehende Kommandosoldat für eine Spezialisierung, berichtet der KSKKommando Spezialkräfte-Scharfschütze. Er habe sich für den Weg zum Kommandoscharfschützen und Aufklärer entschieden, weil er sich für den hohen infanteristischen Anteil, das Schießen, die Ballistik, die komplexe Technik allgemein sowie für die Aufklärung begeistert. „Keine Dienstzeit reicht aus, um das Thema ganz zu durchdringen“, sagt er und spricht dabei von immerhin mehr als zehn Jahren.
Ruhe und Robustheit
Die fast sechsmonatige Spezialisierungsausbildung umfasst die zwei Ausbildungsabschnitte Schießen mit scharfschützenspezifischen Waffensystemen und Aufklärung mit umfangreichem Technikanteil. Ohne den Einsatz von ITInformationstechnik und Technik geht in der Aufklärung nichts mehr. Das zeigt ein Blick auf die wichtigsten Arbeitsgeräte eines Scharfschützen: komplexe Waffensysteme, digitale Kameras, Nachtsicht- und Wärmebildgeräte, IP-basierte Funkgeräte, ballistische Zielrechner, Kleinstdrohnen und vieles mehr. Entsprechend ist, neben der Treffsicherheit, ein Technikfaible eine Grundvoraussetzung für einen Scharfschützen im KSKKommando Spezialkräfte. Die ISOInternational Organization for Standardization-Zahlen einer Kamera, die Echtzeitübermittlung von Informationen – all das muss ein Scharfschütze beherrschen. Daneben braucht es für die Zielobservation Geduld, Ruhe und die Fähigkeit, auch über Tage unter widrigen Wetterbedingungen die Spannung halten zu können. „Das ist nichts für nervöse Typen“, ist Yannik K. überzeugt.
Satz des Pythagoras mal anders
Ob in finsterer Nacht, im Gebirge, bei heftigem Sturm, bei Extremtemperaturen oder im Flug vom Hubschrauber aus – ein Scharfschütze muss unter allen Bedingungen vor allem eins sein: treffsicher. Das ist nur mit einer hochprofessionellen Ausbildung und regelmäßigem Training unter entsprechenden Bedingungen zu erreichen. Dafür besuchen Kommandoscharfschützen weiterführende Fortbildungen in der ganzen Welt. Auf Fachschulen in Texas in den USA, wo starke und wechselnde Winde an der Tagesordnung sind oder auf Übungsplätzen in der Schweiz, wo bergauf und bergab geschossen werden kann: Hier existieren Rahmenbedingungen, die es in Deutschland so nicht gibt. „Es ist etwas anderes, die Flugbahn in der Theorie zu berechnen oder den Satz des Pythagoras durch Schießen zu lernen“, erzählt Yannick K. Der Schuss aus der sogenannten Sniperplattform, dem leichten Hubschrauber Typ H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces, wird unter allen Bedingungen geübt. Yannik K.: „In der Summe braucht es circa zwei Jahre, bis alles gefestigt ist.“ Dann sind beide Aufträge so verinnerlicht, dass der Kommandoscharfschütze in jeder Situation sekundenschnell von der Rolle des Aufklärers mit der Kamera in der Hand zum kinetischen Einsatz wechseln kann.
Idealfall: Kein einziger Schuss nötig
„Das Ziel eines Kommandoscharfschützen ist es, im Idealfall nicht schießen zu müssen“, hält der Spezialist fest. Eine Schussabgabe kann das Überraschungsmoment vereiteln und dem angreifenden Kommandotrupp einen wichtigen Vorteil nehmen. Deshalb ist die Zielaufklärung so wichtig. Je mehr Informationen im Vorfeld der Operation gesammelt und ausgewertet werden konnten, desto geringer ist das Risiko einer unerwarteten Situation. „Wir Sniper verstehen uns als Zielaufklärungs- und Deckungselement der Angriffskräfte“, erläutert Yannik K. seine Rolle bei den Spezialkräften. „Wir sind befähigt, weltweit, auch unter widrigen Bedingungen, schnell auf den Gegner reagieren zu können und einen sicheren Schuss abzugeben.“
*Name redaktionell geändert
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