Datenübertragung unter allen Umständen
Datenübertragung unter allen Umständen
- Datum:
- Ort:
- Calw
- Lesedauer:
- 3 MIN
Spezialoperationen des Kommandos Spezialkräfte (KSKKommando Spezialkräfte) finden weitgehend autark und in einem Hochrisikoumfeld statt. Auch unter unwirtlichen klimatischen Bedingungen sowie nicht vorhandener Infrastruktur und im Feuerkampf müssen die Kommunikationswege funktionieren, denn ohne Verbindung läuft nichts. Dafür ist der Kommandosoldat mit der Fernmelde-Spezialisierung zuständig.
Fernmeldesoldaten stellen Verbindungen her und halten sie aufrecht. Ihr Kernauftrag ist die schnelle und zielgerichtete Weitergabe von Informationen unter allen Auftragsbedingungen. In den Kommandokompanien des Kommandos Spezialkräfte geht es dabei vorrangig um die Echtzeitübermittlung von Sprache, Daten und Bildern beziehungsweise Videos. Die Herausforderungen hierbei: dies auch bei nicht vorhandener Infrastruktur im Einsatzgebiet und während einer laufenden Operation zu gewährleisten.
Alle Kommandokräfte eignen sich in ihrer Basisausbildung grundlegende Fernmeldekenntnisse an. Darüber hinaus verfügt jeder Kommandotrupp über einen Kommandofeldwebel beziehungsweise Operator, der sich nach der Basisausbildung zum Fernmeldespezialist weiter qualifiziert hat. Weitere Spezialisierungsmöglichkeiten im Kommando sind das Pionier- oder Sanitätswesen oder die Waffenspezialisierung.
Stressresistent im Feuerkampf
Der Fernmeldespezialist stellt die Kommunikation des Einsatztrupps während einer Operation sicher und ist dabei für die Verbindung zur übergeordneten Führung sowie den reibungslosen Datentransfer von Informationen in Echtzeit verantwortlich. Die Übertragung von Sprache, Daten und Bildern beziehungsweise Video erfolgt über verschiedene Wege wie analogen oder digitalen Funk sowie satellitengestützter oder IP-basierter Informationsübertragung. „Die Kommunikation hat Priorität. Die anderen verlassen sich darauf, dass das funktioniert“, erklärt Kommandofeldwebel Sascha P.* seinen Auftrag. „Man muss stressresistent sein, auch im Feuerkampf.“ Das ist eine Grundvoraussetzung. Schließlich muss er gleich mehrere zeitgleich laufende verschlüsselte Kommunikationsstränge in verschiedenen Sprachen bedienen und Fehler bei einem technischen Störungsfall eliminieren.
Spezialist für Informatik und Elektrotechnik
Fünf Monate dauert die Fachausbildung zum Fernmeldespezialist in den Kommandokompanien mit den Themenschwerpunkten Netzwerktechnik, IP-basierte Kommunikation und Operationsplanung. Sascha P. wollte „etwas machen, was mich fordert, wo ich im Kopf einen Plan entwickeln und praktisch umsetzen kann“. Das waren seine Beweggründe, sich für die Spezialisierung zu entscheiden. Diese Hochwertausbildung ist modular aufgebaut und individuell auf die Bedürfnisse der Kommandofeldwebel zugeschnitten. So erhalten sie neben der Grundlagenausbildung in Informatik und Elektrotechnik an der Universität der Bundeswehr München sämtliche für das KSKKommando Spezialkräfte relevante Gerätelehrgänge an der ITInformationstechnik-Schule der Bundeswehr. Darüber hinaus werden sie in spezialkräftetypischen Anwendungsverfahren geschult und partizipieren von einem Expertenaustausch mit USUnited States-Spezialkräften.
Für jeden Technikausfall gewappnet
Für jeden Auftrag erstellt Sascha P. einen eigenen Kommunikationsplan, in dem beschrieben wird, wer mit wem auf welchem Weg kommuniziert. Um sicherzustellen, dass im Ausfall eines Kommunikationsweges dennoch die Verbindungen gehalten werden können, wird für jede Verbindung festgelegt, welche weiteren Kommunikationswege bei Ausfällen der Technik genutzt werden können. Diese Methode nennt sich PACE-Verfahren – Primary (Primärverbindung), Alternate (Alternativverbindung), Contingency (Eventualfallverbindung) und Emergency (Notfall) – letzteres beispielsweise bei Verwundung und Totalausfall der anderen Fernmeldeverbindungen. Bei der Planung arbeitet Sascha P. eng mit der Fernmeldekompanie des KSKKommando Spezialkräfte zusammen, die im Einsatzgebiet die Voraussetzungen für Informations- und Kommunikationswege schafft, in der Operationsphase jedoch, anders als der Kommandofeldwebel Fernmeldespezialist, im Camp vor Ort verbleibt. Die Fernmeldekompanie gehört zu den Unterstützungskräften des Kommandos Spezialkräfte.
Immer auf dem neuesten Stand
Langeweile kommt für Sascha P. auch im Grundbetrieb nicht auf. Neben dem körperlichen Training und den Übungen als Kommandofeldwebel und Fernmeldespezialist absolviert er regelmäßig Lehrgänge und Fortbildungen, etwa zum Erhalt seiner Sprunglizenz. Als Fernmeldespezialist muss er zudem immer über neue technische Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Laufenden sein, um im schnelllebigen Bereich der Informationstechnik auch weiterhin die bestmöglichen und zugleich sicheren Verbindungen im Kommando gewährleisten zu können. Dafür identifiziert er mit den Fernmeldekräften der Unterstützungskräfte des KSKKommando Spezialkräfte und dem Bereich Weiterentwicklung im KSKKommando Spezialkräfte potenzielle Produkte für den Einsatz bei den Spezialkräften. Sascha P.: „Wir sind in vielen Bereichen Pioniere für die Bundeswehr“, denn häufig werden Produkte, die sich im KSKKommando Spezialkräfte bewährt haben, auch in der gesamten Bundeswehr eingeführt.
* Name zum Schutz des Soldaten geändert