Das Team ist der Panzer
Das Team ist der Panzer
- Datum:
- Ort:
- Bad Frankenhausen
- Lesedauer:
- 4 MIN
„Ich als Kommandant, dazu der Ladeschütze, die Richtschützin und natürlich der Kraftfahrer sagen dem Leo, wo es langgeht“, beschreibt er mit einem Lächeln. Oberfeldwebel Eric Schünemann ist Panzerkommandant. Er und seine Besatzung nennen den nagelneuen Kampfpanzer Leopard 2 A7V ihr Zuhause. Es gehört einiges dazu, den knapp 70 Tonnen schweren „Dienstwagen“ im Gefecht klug einzusetzen.
„Klar war die Aufregung groß“, erinnert sich der 26-Jährige. Die Übernahme im Bundeswehrdepot, dann der Transport nach Bad Frankenhausen und schließlich die feierliche Übergabe im Panzerbataillon 393 waren die letzten Stationen der neuen Kampfpanzer. Fast täglich erreichen neue A7V das Bataillon im Südharz. „Mittlerweile gehört der Leo zum Alltag. Die Ausbildung auf dem Panzer und an den vielen kleinen und großen technischen Änderungen bestimmen jetzt den Dienst“, beschreibt der junge Panzerkommandant.
Der Kampfpanzer ist in den Kompanien angekommen. Während die Besatzungen auf dem Fahrzeug voll in der Ausbildung stecken, bereitet sich das Bataillon auf die erste Übung mit dem Kampfpanzer vor: Das Gefechtsübungszentrum Heer wird die erste große Bewährungsprobe.
Einfach besser
Kommandant Schünemann ist seit 2016 Soldat und noch im Status Soldat auf Zeit. Seit dem Bestehen der Grundausbildung ist die 3. Kompanie des Panzerbataillons 393 seine militärische Heimat. Seine Aufgabe als Panzerkommandant ist es, „im Tagesdienst auszubilden und zu erziehen und den Kampfpanzer im Gefecht zu führen“, beschreibt er seine Aufgaben. Auf dem Panzer sitzt Schünemann rechts im Turm. Die Besatzung: Richtschütze, Ladeschütze und Kraftfahrer machen die Panzerbesatzung komplett. Groß geworden ist Schünemann auf dem Leopard 2 A6. Er hat den Vergleich und kann die Neuerungen des A7V beurteilen. Minenschutz, Klimaanlage, Waffenwirkung, Kommunikation, Fahrwerk sind die Bigpoints der Verbesserungen. Doch auch viele Kleinigkeiten erhöhen den Einsatzwert des Panzers für die Besatzung enorm.
Mehr Raum für Taktik
Es gibt große, aber auch viele kleine Verbesserungen, die den Fortschritt, das neue Handling des Panzers ausmachen. „Für mich persönlich ist das Führen des gesamten Kampfpanzers in der Version A7V im Gefecht die große Verbesserung.“ Dabei hat der Kommandant den ersten Blick auf die Taktik, auf die Kampfhandlung vor sich, seine Panzergruppe, den gesamten Panzerzug und die Panzerkompanie. Zusätzlich führt er seinen Panzer im Gelände. Gerade bei Dunkelheit war der Kommandant bislang mit dem Einweisen des Kraftfahrers in die Fahrstrecke beschäftigt. Das habe viel Aufmerksamkeit vom Kommandanten verlangt. „Dass ich dem Kraftfahrer Navigationspunkte setzen kann, ist nicht neu. Aber dass er dann auch selbstständig dorthin fahren kann, schon“, so der 26-Jährige. Die neuen Optiken für den Kraftfahrer, mit denen er vorwärts wie rückwärts am Tage und auch bei völliger Dunkelheit die Punkte anfahren kann, entlasten den Kommandanten und erleichtern das taktische Führen für den Kommandanten ungemein.
„Man spürt die Kraft“
Das wohl markanteste und sofort sichtbarste Merkmal des neuen A7V ist die verstärkte Panzerwanne mit den quadratischen Scheinwerfern im Frontbereich. Gleich dahinter durch zentimeterdicken Panzerstahl geschützt, sitzt Oberstabsgefreiter Alex Jentsch. Der 29-jährige Dresdener ist der Militärkraftfahrer auf dem neuen Leoparden. „Kraftfahrer ist mehr, als den Panzer fahren“, erklärt er. „Die Wanne und der Motor gehören mir“, fährt Jentsch fort. Vor, während und nach dem Einsatz des Panzers liegt sein Augenmerk auf der Überprüfung wichtiger Details rund um die Mobilität der fast 70 Tonnen. „Das ist mehr als nur den Ölmessstab ziehen.“ Seit 2013 ist Jentsch Soldat in der Panzertruppe. Mit seinem Führerschein, den er 2017 machte, hat er Erfahrungen auf den Typen A5, A6, A7 gesammelt und fährt jetzt den A7V. „Es ist ein starkes Gefühl diesen Stahlkoloss zu bewegen, man spürt die Kraft, die in dem Panzer steckt.“
Für Jentsch ist die Agilität des nochmal schwerer gewordenen Panzers erstaunlich: „Durch die geänderte Getriebeübersetzung komme ich trotz des Gewichtes schneller weg. Das ist wichtig, denn nach jedem Schuss heißt es ja sofort: Raus aus der Stellung und weiter!“ Aber auch bergauf oder in schwerem Gelände habe der A7V einfach mehr Power.
Links und rechts vom Panzerturm
So richtig gefährlich wird der Leopard aber erst durch seine enorme Hauptwaffe, die 120-Millimeter-Glattrohrkanone. Auch diese wurde im A7V nochmals überarbeitet und trägt zu einer noch höheren Kampfentfernung des Panzers bei. Zwei Maschinengewehre, das Blenden-MG und Fliegerabwehr-MG sichern den Kampfpanzer im Nahbereich. Für den Einsatz der Waffensysteme ist der Richtschütze und Ladeschütze verantwortlich. Hauptgefreiter Selina Heger und Ladeschütze Obergefreiter David Krebs sind mit 19 und 18 Jahren die Jüngsten in der Panzerbesatzung. Der Ladeschütze, links im Panzerturm, bedient die Maschinengewehre und sorgt für den fehlerfreien Ladevorgang der Hauptkanone.
„Auf mich ist Verlass“
Die Richtschützin, rechts im Turm, vor dem Kommandanten, klärt gegnerische Kräfte auf und führt auf Befehl den Feuerkampf. Auch Richtschützin Heger profitiert von den Verbesserungen am Leopard. „Nicht nur die Leistung der Zieloptiken an sich, sondern auch die Bedienung über zusätzliche Bildschirme machen den Feuerkampf präziser und somit effektiver.“ Die 19-jährige Hauptgefreite hat noch nicht viel Erfahrung auf dem Kampfpanzer, hat sie doch ihre Dienstpostenausbildung gerade abgeschlossen. Dennoch hat sie eine klare Vorstellung von der Zukunft. „Für mich ist wichtig, meine Aufgabe hier auf dem Panzer richtig gut zu machen. Wir haben mit dem Leopard 2 A7V einen der modernsten Kampfpanzer. Wenn sich mein Kommandant auf mich verlassen kann und er über meine Tätigkeiten gar nicht nachdenken muss, bin ich mit mir zufrieden.“ Wenn jeder Profi auf seinem Platz sei, dann sei die gesamte Besatzung mit dem Panzer gefährlich wie eine Raubkatze.