Jungen Menschen etwas mitgeben
Jungen Menschen etwas mitgeben
- Datum:
- Ort:
- Sondershausen
- Lesedauer:
- 3 MIN
„Oftmals fehlen den jungen Leuten Pflichtbewusstsein, Kritikfähigkeit, Selbstkritik, aber auch Akzeptanz. Meist ändert sich das dann mit den ersten selbstgemachten Erfahrungen“, beschreibt Christian Kusch seine Beobachtungen. Der 35-Jährige ist Hauptfeldwebel und bildet im Feldwebel-/Unteroffizieranwärterbataillon 1 in Sondershausen zukünftige militärische Vorgesetzte aus.
„2013 fing alles an“, erinnert sich Christian Kusch. Freiwillig meldete er sich zur Bundeswehr. Attraktiv für ihn waren zunächst „ganz klar die breiten Aufstiegschancen in den verschiedenen Laufbahnen. Ich steckte mir aber zunächst kleine Ziele“, so der heute 35-Jährige. Die Ausbildung zum Fallschirmjägerfeldwebel und Fallschirmjägergruppenführer sowie der Versetzung in die schwere Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 nach Seedorf sind die ersten Stufen seiner Bundeswehrkarriere.
Nicht immer nach Plan
„Bei den Fallschirmjägern habe ich alles gefunden, was ich gesucht habe“, erinnert er sich mit etwas Wehmut zurück. Der Einzelkämpferlehrgang im Jahr 2018 brachte für den gebürtigen Leipziger ein komplette und „wesentliche Lageänderung“, würde man im Militärjargon sagen. „Die Truppenärzte attestierten mir Sprunguntauglichkeit“, erklärt er. Als Folge mehrfach gerissener Bänder und langwieriger Operationen kommt für ihn nur noch ein Dienstpostenwechsel in Betracht. Jetzt erst recht sagt sich Kusch und beschließt: „Ich will Berufssoldat werden.“ Das Feldwebel-/Unteroffizieranwärterbataillon 1 im thüringischen Sondershausen wird seine neue militärische Heimat. Christian Kusch wird Ausbilder. Mit der Grundausbildung oder auch dem Unteroffizier- und Feldwebelanwärterlehrgang werden in Sondershausen der Grundstein für die allgemeinmilitärische Laufbahn der Unteroffiziere und Feldwebel gelegt. In zwei weiteren Bataillonen in Celle und Altenstadt wird ebenfalls ausgebildet.
Die eigenen Grenzen kennen
„Der Dienst ist geprägt von praktischen Ausbildungen, dazu gehören das Orientieren im Gelände, der Umgang mit Waffen, Ausbildungen an Geräten und die Schießausbildung“, beschreibt Kusch seine Arbeit. Das sei aber nicht alles. „Haltung, Pflichterfüllung und die Einstellung zum Beruf machen mindestens 50 Prozent des Soldatseins aus“, ist er sich sicher. Die jungen Soldatinnen und Soldaten sollten wissen: „Mit ihrer Entscheidung Feldwebel zu werden, sind sie jederzeit Führer, Erzieher, Ausbilder und einfach Ansprechpartner für die Soldaten.“ Das sei auch sein innerlicher Antrieb gewesen, die Feldwebellaufbahn einzuschlagen. Und noch eines ist für Kusch von Bedeutung, um ein guter Soldat zu werden und zu sein. „Die physische und psychische Leistungsfähigkeit muss immer hochgehalten werden. Jede erkennbare persönliche Grenze zeigt Defizite an.“ Nur wer seine Defizite kenne, könne auch daran arbeiten, besser zu werden.
Dienst für den Nachwuchs des Heeres
Allein in einer Kompanie des Bataillons durchlaufen in einem Jahr bis zu 480 Soldaten und Rekruten die Ausbildung. Kusch weiß, was er von den Teilnehmern fordern kann, aber auch muss und will. „Ganz klar leben wir in einer Zeit des gesellschaftlichen Wertewandels. Hier als Soldat und Führer muss die Vorbildfunktion und Pflichterfüllung ganz klar im Vordergrund stehen“, betont der Hauptfeldwebel. Er mache den Auszubildenden immer wieder klar: Als Soldat muss man im täglichen Dienst die Initiative ergreifen, Entschlüsse fassen, Verantwortungsfreude zeigen und aktiv etwas bewegen wollen.
Am Ende der Lehrgänge oder der Grundausbildung zeigen die Teilnehmer in einer Durchschlageübung, wie weit sie sind. Für Kusch immer ein Augenblick, in dem sich zeigt, wie gut seine Arbeit als Ausbilder und Erzieher für den Nachwuchs im Heer war. Am 7. März starten rund 90 Soldaten in eine dreitägige Abschlussübung, mehr als 40 Kilometer Marschleistung, fast zehn Ausbildungsstationen und immer der Kampf gegen sich selbst liegen vor den Soldaten – Ausbilder und Hauptfeldwebel Kusch, immer mit dabei. „Es ist gut, den jungen Menschen etwas mitzugeben“, resümiert er.