Auf dem Weg zum Offizier der Panzergrenadiertruppe
Auf dem Weg zum Offizier der Panzergrenadiertruppe
- Datum:
- Ort:
- Klietz
- Lesedauer:
- 4 MIN
Der Weg für die angehenden Offiziere des Heeres ist lang und anstrengend. Nach der Grundausbildung steht den jungen Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärtern eine intensive Zeit bevor, in der sie militärisch erwachsen werden und studieren. Der Hauptgefreite und Offiziersanwärter (HG OAOffiziersanwärter) Marc Fenchel berichtet von seinen Erfahrungen auf diesem Weg.
HG OAOffiziersanwärter Fenchel ist einer von knapp 30 Teilnehmern der Spezialgrundausbildung (SGA) im Panzergrenadierbataillon 371 in Marienberg. Die 4. Kompanie vermittelt ihm und seinen Kameraden Grundkenntnisse eines Panzergrenadiers. Die SGA dauert knapp drei Monate und folgt der Grundausbildung. Derzeit befindet sich Fenchel gemeinsam mit den anderen Lehrgangsteilnehmenden auf dem Truppenübungsplatz in Klietz in Sachsen-Anhalt. Hier findet die SGA ihren Höhepunkt und Abschluss.
Von der Luftwaffe zum Heer
Obwohl der 21-jährige Offiziersanwärter noch am Anfang seiner militärischen Laufbahn steht, hat er schon mehr von der Bundeswehr gesehen, als viele andere seiner Mitstreiter. Die ersten Erfahrungen bei der Truppe sammelte Fenchel bereits 2017, als er als Freiwillig Wehrdienstleistender seine Grundausbildung im Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim absolvierte. „Nach meinem Abitur wusste ich noch nicht so recht, was ich wollte und orientierte mich an meinen Freunden, die sich sehr für die Bundeswehr interessierten und dort bewarben. Ich tat es ihnen gleich und verpflichtete mich für 16 Monate.“ Nachdem er seine Grundausbildung absolviert hatte, wurde er als Hilfsausbilder in der Grundausbildung in Germersheim eingesetzt. Zuvor war er wenige Wochen auf einem Dienstposten im Stab in Bruchsal tätig. „Ich habe schnell gemerkt, dass die Stabsarbeit nichts für mich ist und es mich wieder zurück zur Truppe zieht. In der Zeit als Hilfsausbilder habe ich schließlich tolle Erfahrungen sammeln können und mir viel praktisches Wissen angeeignet.“ Nachdem die 16 Monate vorbei waren, wollte Fenchel aber zunächst zurück in das zivile Leben.
Grenzen erfahren und führen
In seiner Heimat in Karlsruhe studierte Marc Fenchel Wirtschaftsingenieurwesen – allerdings nur vier Semester lang. „Ich hätte nicht gedacht, dass das passiert. Aber ich stellte schnell fest, dass ich die Bundeswehr und das ganze drum herum vermisste. Mir hat der raue und grobe Umgangston gefehlt, die hohen Anforderungen und die Möglichkeiten, an meine Grenzen zu gehen.“ Der gebürtige Badener merkte, dass er eine Tätigkeit brauchte, in der er Verantwortung übernehmen kann und physisch und psychisch gefordert wird. Bereits im Kindesalter war Fenchel als leidenschaftlicher Fußballer Kapitän einer Mannschaft. Er hat immer gern Führungspositionen besetzt. Und spätestens als Hilfsausbilder in Germersheim konnte er von diesen Fähigkeiten Gebrauch machen.
„Für mich war schnell klar, was zu tun ist. Ich bewarb mich während des Studiums erneut bei der Bundeswehr, aber dieses Mal direkt für einen Dienstposten in der Offizierlaufbahn.“ Der 21-Jährige hat nun konkrete Vorstellungen: „Ich will ein Studium bei der Bundeswehr beginnen. Denn mein Ziel ist es, Offizier bei der Infanterie zu werden.“ Mit diesem Plan stieg Fenchel im Juli dieses Jahres wieder bei der Bundeswehr ein. Nachdem er seine Grundausbildung in einer Heereseinheit nochmal durchlaufen musste, fand er sich drei Monate später im sächsischen Marienberg wieder.
Kameradschaft bei den Panzergrenadieren
Seither bestreitet Fenchel mit weiteren Offizieranwärtern, Feldwebelanwärtern und Mannschaftssoldaten die SGA zum Panzergrenadier. „Es ist herausfordernd, diesen wichtigen Ausbildungsabschnitt zu durchlaufen, da wir alle einen unterschiedlichen Wissensstand haben. Auf der einen Seite bringt das die Vordienstzeit bei einigen Kameraden mit sich und auf der anderen Seite die veränderte Grundausbildung durch die Corona-Schutzmaßnahmen.“ In den Grundausbildungseinheiten werden den Rekruten einige Theorieeinheiten in Form von Fernunterricht vermittelt. „Es ist kaum möglich, dass die Soldaten, die aus der Grundausbildung kommen, alle den gleichen Wissensstand haben. Für die Ausbilder der SGA ist es besonders anspruchsvoll, diese Lücken zu schließen“, so Fenchel. Und doch findet der Hauptgefreite viel Positives. Die Kameradschaft werde an allen Ecken und Enden gelebt. Die Lehrgangsteilnehmer würden sich gegenseitig helfen und unterstützen, wo es nur geht. Fenchel lachend: „Die Stimmung der Ausbilder hängt von der Leistung der Gruppe ab, daher wollen wir immer unser Bestes geben.“ Die SGA besteht zu einem Großteil aus Waffen- und Schießausbildungen und Gefechtsdienst. Die Teilnehmer lernen das Handwerkszeug der Panzergrenadiertruppe. Egal, ob auf- oder abgesessen auf dem Schützenpanzer Marder, der Kampf, Auge in Auge mit dem Feind, ist der Kernauftrag der Panzergrenadiere.
Zurück auf die Schulbank
Aus diesem Grund ist bereits jetzt, während der SGA, das Gruppengefechtsschießen in Klietz der Höhepunkt der Ausbildung. „Mein Fazit ist, dass ich trotz meiner Vordienstzeit sehr viel Neues gelernt habe. Ich habe mich innerhalb kürzester Zeit schießtechnisch extrem verbessert und sehe nun vieles aus einem ganz anderen Blickwinkel.“ Nach den sechs Monaten fordernder Ausbildung beim Heer wird der Offiziersanwärter ab Januar den Fahnenjunkerlehrgang besuchen. In Munster erlangt er in 15 Wochen unter anderem das wichtige Handwerkszeug eines Führers und Ausbilders. Im Anschluss folgen weitere Monate Ausbildungs- und Praktikumszeit, bis es dann zurück auf die Schulbank geht. An der Universität in München wird Fenchel, angelehnt an sein bereits begonnenes Studium, Wirtschaft- und Organisationswissenschaften studieren. „Ich freue mich sehr auf die spannende und abwechslungsreiche Zeit, die mich erwartet.„ Vor dem 21-Jährigen liegt ein langer und fordernder Weg, der ihn mit jedem Schritt seinem Ziel, als Offizier bei den Panzergrenadieren zu dienen, ein kleines Stück näherbringt.