Als spezialisierte Aufklärer agieren Fernspäher weit hinter den feindlichen Linien. Dabei unentdeckt zu bleiben, ist für sie überlebensnotwendig. Zwingt sie der Feind dennoch zum Kampf, wird es laut.
Die rechte Faust schnellt geballt nach oben. „Halt!“ Vorsichtig schiebt Hauptfeldwebel Sven Ludwig einen Ast beiseite. Die Miene des Truppführers ist angespannt, er späht aufmerksam durch den hochstämmigen Wald. Dann gibt er das Zeichen zum Weitermarsch. Sein Trupp folgt ihm in Reihe. Sechs große Kerle mit Headsets, beladen mit ihren Waffen und gewaltigen Rucksäcken. Allesamt Fernspäher der Luftlandeaufklärungskompanie 260 aus Lebach.
Bundeswehr/Christian Vierfuß
02
Ein Schritt bis zur Hölle
Langsam und leise arbeiten sich die Männer vor, kommuniziert wird mit Handzeichen. Ab und zu knackt leise ein Ast, Spannung liegt in der Luft. In der Nähe schälen sich die Konturen einer Blockhütte aus dem Dunst. Wieder lässt der Truppführer haltmachen. Plötzlich nehmen die Männer eine abrupte Bewegung hinter einem Baum wahr. Auf vielleicht 30 Meter die Umrisse eines Soldaten mit Waffe im Anschlag. Dann bricht die Hölle los.
Einen Augenblick später fällt die Klappscheibe im schnellen Einzelfeuer von Ludwig. „Feind von vorn!“, brüllt der Truppführer und binnen Sekunden entfalten sich die Fernspäher aus ihrer Marschformation zu zwei Halbelementen. Je drei Mann sichern und geben sich gegenseitig Feuerschutz. Das schnelle Einzelfeuer der Sturmgewehre erzeugt einen infernalischen Lärm. Dazwischen krachen die Explosionen von Übungsgranaten aus dem 40-Millimeter-Anbaugranatwerfer. Roter Rauch markiert die Treffer. Der Eindruck ist überwältigend.
Bundeswehr/Christian Vierfuß
03
Genau trainierte Abläufe
Hauptmann Frank Lebus kaut derweil ungerührt auf seinem Kaugummi herum. Er ist Führer des Fernspähzuges aus Lebach und lässt kein Auge von seinen Männern. Die weißen Armbinden weisen ihn als Leitenden der Übung aus. Thema heute: Lösen vom Feind. Und wie das geht, zeigen die Männer in der Oberlausitz.
Sprung für Sprung gehen sie überschlagend zurück. Ein Element feuert, das andere springt. Dann wird gewechselt. Schnell machen die Fernspäher Boden gut. Dabei halten sie nach Möglichkeit Blickkontakt. Das Schießen ist reiner Drill. Das läuft am Ende ganz automatisch“, schreit Lebus gegen den Gefechtslärm an. Magazin für Magazin jagen die Fernspäher binnen kurzer Zeit durch die Rohre. Lebus beobachtet ihre Bewegungen und das Zusammenwirken im Trupp genau. Vorsicht ist geboten, denn es wird scharf geschossen. „Die Aufgabe besteht darin, sich dem feindlichen Feuer unter optimaler Ausnutzung des Geländes zu entziehen“, sagt der Hauptmann. Die Auswertung folgt später.
Bundeswehr/Christian Vierfuß
04
Trupp auf sich gestellt
An der Startlinie wird das Feuer eingestellt. Ludwig ist noch etwas außer Atem. Von seinem Ausbilder gab es schon ein „Daumen hoch“. Es lief also. „Als Fernspäher wollen wir nicht gesehen werden“, sagt der erfahrene Portepee. „Wenn wir aber auf den Feind auflaufen, können wir nicht wissen, wie stark er ist. Deshalb müssen wir uns so schnell wie möglich von ihm lösen.“ Mit Unterstützung durch eigene Kräfte können die Aufklärer weit hinter den feindlichen Linien nur selten rechnen. Darum auch das massive Feuer aus allen Rohren. Es soll dem Gegner verschleiern, wie klein der Trupp tatsächlich ist.
Bundeswehr/Christian Vierfuß
05
Den Feind einschüchtern
Relative Feuerüberlegenheit heißt das Prinzip – im Grunde eine Einschüchterungstaktik. Das Kalkül: Wegen des massiven Beschusses lässt der Gegner die Nasen erst mal unten. Das gibt den Fernspähern die Gelegenheit, sich abzusetzen. Überschlagend und unter gegenseitiger Deckung, wie bereits beschrieben. „Wir müssen so schnell wie möglich Distanz zwischen uns und dem Feind schaffen.“ Hat der Gegner dann einen Suchradius festgelegt, müssen die Fernspäher schon darüber hinausgelangt sein. „Dann haben wir eine Chance zu überleben und eine Gefangennahme zu vermeiden.“
Hauptmann Lebus gibt seinen Leuten ein paar Hinweise. Im Großen und Ganzen ist er zufrieden. Eines gibt er aber noch zu bedenken: „Als Fernspäher bewegen wir uns soweit möglich im Schutz der Dunkelheit. Das Üben bei Tag dient nur dem Drill. Die wahre Herausforderung ist das Beherrschen des Ausweichdrills bei Dunkelheit.“ Wenige Stunden später werden die Männer aus Lebach wieder am Startpunkt stehen. Dann aber mit Nachtsichtgeräten.
Es ist uns ein Anliegen, Ihre Daten zu schützen
Auf dieser Website nutzen wir Cookies und vergleichbare Funktionen zur Verarbeitung von Endgeräteinformationen und (anonymisierten) personenbezogenen Daten. Die Verarbeitung dient der Einbindung von Inhalten, externen Diensten und Elementen Dritter, der eigenverantwortlichen statistischen Analyse/Messung, der Einbindung sozialer Medien sowie der IT-Sicherheit. Je nach Funktion werden dabei Daten an Dritte weitergegeben und von diesen verarbeitet (Details siehe Datenschutzerklärung Punkt 4.c). Bei der Einbindung von sozialen Medien und interaktiver Elemente werden Daten auch durch die Anbieter (z.B. google) außerhalb des Rechtsraums der Europäischen Union gespeichert, dadurch kann trotz sorgfältiger Auswahl kein dem europäischen Datenschutzniveau gleichwertiges Schutzniveau sichergestellt werden. Sämtliche Einwilligungen sind freiwillig, für die Nutzung unserer Website nicht erforderlich und können jederzeit über den Link „Datenschutzeinstellungen anpassen“ in der Fußzeile unten widerrufen oder individuell eingestellt werden.
Es ist uns ein Anliegen, Ihre Daten zu schützen
Detaillierte Informationen zum Datenschutz finden Sie unter Datenschutzerklärung