„Suchen Sie einfach mal“, sagt Hauptfeldwebel Erik Mayer und weist auf eine Hügelkuppe auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. Irgendwo hier hat er vor einer Woche mit vier angehenden Fernspähern ein unterirdisches Beobachtungsversteck eingerichtet. Aber für das ungeübte Auge weist nichts darauf hin. Keine Spuren im Sand, keine verdorrten Zweige, nichts. Mayer grinst zufrieden. Dann stochert er bei einer umgestürzten Birke mit der Fußspitze im Sand. Dunkle Jute kommt zutage und plötzlich ist zwischen Büscheln von Heidekraut ein Einstieg erkennbar.
Bundeswehr/Christian Vierfuß
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Verschmelzen mit der Umgebung
Aus Jute, Stöcken und Hasendraht haben die Fernspäher eine Art Deckel gebaut. Obenauf ist er so geschickt mit Heidekraut getarnt, dass er vollkommen mit der Umgebung verschmilzt. „Das ist der Zugang, die Luke“, sagt Mayer. Er zieht sie hoch und verschwindet unter der Erde.
Unten ist es überraschend geräumig, um die sieben Quadratmeter dürften es sein. Angelegt in L-Form, im Schnitt gut einen Meter hoch, der Viewport, also die Beobachtungsöffnung, zum Aufklärungsziel ausgerichtet. Kein Palast, aber es lässt sich aushalten. „Ich muss da immer an meine Kindheit denken“, sagt Mayer. „Ist ein bisschen wie früher beim Höhlenbauen.“
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Stundenlanges Graben
Mit Omas Sofadecke über dem Küchentisch ist es hier nicht getan. Für den Bau ist jede Menge Schweiß geflossen. „Erst haben wir die Grundform ausgeschachtet und soweit nötig mit Stämmen und Ästen ausgekleidet“, sagt Mayer. Dafür hat ein Fernspähtrupp neben dem Klappspaten auch Spitzhacke und Schaufel dabei. Vor Ort abgefüllte Sandsäcke bilden die Auflage für eine Dachkonstruktion aus armdicken Stämmen und Planen. „Muss alles wasserdicht sein“, erklärt Mayer. Zum Schluss haben die Fernspäher Sand auf den Bau gehäuft und alles mit Heidekraut bepflanzt. Scheinbar zufällig verstreutes Totholz macht die Täuschung perfekt.
Der Teufel steckt im Detail. „Das Holz für die Innenausstattung haben wir ein paar Hundert Meter entfernt geschlagen.“ Um die 20 Bäumchen dürften es gewesen sein, schätzt Mayer. „Morsches Holz kommt nicht in Frage. Das trägt so einen Bau nicht.“ Zur Tarnung müssen zudem einige Tonnen Aushub weggeschleppt werden. Der Sand wird dann mit Kiefernnadeln und anderen Naturmaterialien getarnt. Nichts darf auf die Anwesenheit der Fernspäher hinweisen, die für Tage im Beobachtungsstand ausharren.
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Arbeit im Schichtsystem
„Diesen Bau haben wir schulmäßig errichtet“, sagt Mayer. „Da stecken locker 24 Stunden Arbeit drin. Aber unter realen Bedingungen würde es noch länger dauern.“ Denn im Einsatz bewegen sich Fernspäher immer nachts. Den Beobachtungsstand würden sie also ebenfalls im Schutz der Dunkelheit und mithilfe ihrer Nachtsichtgeräte bauen.
Wohngemeinschaft unter Tage: Sieben Quadratmeter müssen für drei Fernspäher reichen
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Die nächste Herausforderung ist die Zeit unter der Erde. Der Beobachtungsstand mag geräumig sein, doch mit drei Fernspähern und deren Ausrüstung belegt, wird es eng. Gearbeitet wird im Schichtsystem. „Ein Mann schläft und zwei beobachten.“ Eine Toilette gibt es nicht. Die Soldaten verrichten ihre Notdurft in mitgebrachte Flaschen und Beutel. „Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber ohne Alternative“, sagt Mayer. Wenn der Beobachtungsauftrag erfüllt ist, verwischen die Fernspäher ihre Spuren so gut wie möglich, bevor sie abrücken. Im Idealfall weist nichts darauf hin, dass sie dagewesen sind.
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