Heer
Augen nah am Feind

Abgesessene Aufklärer: Zu Fuß ans Objekt

Abgesessene Aufklärer: Zu Fuß ans Objekt

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
3 MIN

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Es ist dunkel. Der Nebel zieht durch den feuchten Kiefernwald bis hin zu den Baracken, mitten im Wald. Bei schwachem Licht ist das Versteck des Feindes gerade so zu erkennen. Von hier aus sollen Operationen gegen deutsche Soldaten starten.

Vier Soldaten lesen nachts im Wald unter Rotlicht ihre Karte.

Abgesessene Späher sind nur nachts im Feindgebiet unterwegs

Bundeswehr/Marco Dorow

Wie viele Kämpfer halten sich dort auf? Wie sind sie bewaffnet und was hat der Feind vor? Das alles will der Kommandeur im Detail wissen und gibt der abgesessenen Spähgruppe den Auftrag, das Objekt zu beobachten. Morgen Nacht sollen die insgesamt 16 Soldaten der abgesessenen Spähgruppe mit ihren beiden Transportpanzern Fuchs Richtung Objekt zu einem Aufklärungsauftrag hinter feindlichen Linien starten. Später wollen sie sich unbeobachtet zu Fuß mit Gepäck an das Ziel annähern. Bevor die Mission beginnt, muss das Vorgehen akribisch geplant werden. Jeder Soldat muss unter anderem wissen, wo die beiden Radpanzer ihr Versteck beziehen sollen. Wer wird absitzen und wer bleibt am Fahrzeug? Wo werden sich die Soldaten im Schutz der Dunkelheit aufteilen und sich anschließend zu zweit in eines der Beobachtungsverstecke rund um das Objekt begeben?

Es geht los

Ein Soldat läuft durch braunes Unterholz im Tannenwald.

Wie bewege ich mich fließend durch den Wald und wie baue ich ein Versteck? Das lernen die abgesessenen Späher zunächst bei Tageslicht.

Bundeswehr/Marco Dorow

In der nächsten Nacht beginnt die Aufklärungsmission. Fünf Kilometer vor dem Zielobjekt halten die Füchse an und verstecken sich im dichten Wald unter Tarnnetzen und jeder Menge Astmaterial. Sollten die Aufklärer jetzt entdeckt werden, ist alles so gebaut, dass die Fahrzeuge rasch losfahren können. Während vier Soldaten an den beiden Fahrzeugen bleiben und per Funk die Aufklärungsergebnisse direkt an den Kommandeur weitertragen, geht es für die anderen nach einer letzten Absprache zu Fuß Richtung Objekt. Für ihren mehrtägigen Aufklärungsauftrag tragen die Soldaten einiges an Ausrüstung bei sich. Allein der großvolumige Rucksack wiegt circa 40 Kilogramm. Wasser, Wechselbekleidung, Munition, Tarnmaterial und verschiedene optische Geräte, wie ein Wärmebildgerät, ein Fernrohr und eine Kamera sind in ihm verstaut. Beeindruckend wie leichtfüßig und trittsicher sich die Späher mit ihrer Ausrüstung auch bei völliger Finsternis fließend durch den Wald bewegen. Jedes Geräusch könnte in der stillen Nacht dafür sorgen, dass der Feind sie entdeckt. Aufklärer bewegen sich aber ausschließlich bei Nacht und nicht bei Tag, weil sie dann zumindest schlecht gesehen werden können.

Die Gefahr, entdeckt zu werden

Drei Soldaten studieren im Dunkeln unter Rotlicht eine Lagekarte.

Vor dem Einsatz werfen die Späher noch einmal einen letzten Blick auf die Karte und auf das Objekt, das rundum beobachtet werden soll

Bundeswehr/Marco Dorow

Mittlerweile ist es zwei Uhr nachts. Die Umrisse der Feindbaracken blitzen in Sichtweite durch die Kiefern. Jetzt beginnen die Trupps, sich ein Versteck zu bauen, aus dem sie ungesehen ein Blick auf das Objekt haben. Sie dürfen sich dabei kaum bewegen. Die abgesessenen Späher nutzen beispielsweise alte Zeltstangen aus Glasfieber, Äste, Schnur und Blattwerk und bauen daraus eine Art Kuppel über ein ausgehobenes Erdloch – das alles unter der ständigen Gefahr entdeckt zu werden. Bevor es zu hell wird, werfen die Späher beim ersten Büchsenlicht, wie sie in Jägersprache sagen, einen letzten Blick von außen auf das Versteck. Im Schichtsystem wechseln sich die zwei Soldaten im Versteck ab. Sie werden zwei Nächte lang auf die Baracken blicken, jede Bewegung aufnehmen und melden, bevor es für sie zurück an die Fahrzeuge und später wieder in die sichere Basis geht.

Extrem belastbar

Ein Soldat baut ein Versteck im Unterholz eines Waldes.

Ein abgesessener Späher muss den Bau des Verstecks auch in völliger Dunkelheit beherrschen. Gutes Training ist nötig, damit später in der Nacht alles sitzt.

Bundeswehr/Marco Dorow

Abgesessene Späher sind die Augen des Kommandeurs am Boden, ganz nah am Feind. Gemeinsam mit den anderen Aufklärungsfähigkeiten der Heeresaufklärungstruppe liefern sie ein Lagebild aus nächster Nähe. Sie sind auf moderne Optronik und Nachtsichtgeräte angewiesen, um ihren Auftrag bei Tag und bei Nacht erfolgreich umsetzen zu können. Damit sie nicht erkannt werden und zuverlässig einen Beitrag zum Lagebild liefern, müssen die abgesessenen Späher nicht nur physisch und psychisch extrem belastbar sein und isoliert arbeiten können. Sie müssen auch trotz enormer Müdigkeit hellwach und aufmerksam sein - eine echte Herausforderung.

Nur leicht bewaffnet

Ein bewaffneter Soldat mit Tarnschminke im Gesicht schaut freundlich in die Kamera.

Abgesessene Späher sind nur mit leichten Waffen ausgestattet. Sind sie mit ihrem Aufklärungsauftrag erfolgreich, können ihre Ergebnisse aber eine große Wirkung entfalten.

Bundeswehr/Marco Dorow

Der Vorteil dieser Soldaten: Sie sind unauffällig zu Fuß unterwegs. Sie gelangen dorthin, wo Fahrzeuge nicht mehr fahren können und sehen Dinge aus einem Winkel, die Fluggeräte wie Drohnen nicht abdecken. Abgesessenes Spähen kostet jedoch Zeit. Man rechnet mit einem Kilometer zu Fuß pro Stunde, bis die Soldaten an ihrem Ziel angelangt sind. Weil die abgesessenen Späher primär einen Aufklärungsauftrag und keinen Kampfauftrag haben, sind sie zur Selbstverteidigung nur leicht bewaffnet. Ihre Aufklärungsergebnisse sind aber von hohem Wert für die Kampftruppe. Abgesessene Späher unterscheiden sich von Fernspähern in verschiedener Hinsicht. Fernspäher operieren beispielsweise mit bis zu 150 Kilometer maximaler Eindringtiefe weit hinter feindlichen Linien und über einen längeren Zeitraum hinweg. Sie gelangen teilweise mit dem Fallschirm in ihr Operationsgebiet.

von Peter Müller

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