Heer
VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023

Wettiner Heide: Neun Nationen – ein Gefechtsverband

Wettiner Heide: Neun Nationen – ein Gefechtsverband

Datum:
Ort:
Bergen
Lesedauer:
4 MIN

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„Jeder bringt seine jeweiligen Fähigkeiten mit“, sagt Brigadegeneral Alexander Krone. Er ist nicht nur der Kommandeur der Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force) Brigade 2023, er befiehlt mit der Übung Wettiner Heide auch eine der größten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Manöver in Vorbereitung auf den Einsatz als VJTFVery High Readiness Joint Task Force, also als Schnelle Eingreiftruppe. Anfang Mai üben dafür 7.500 Soldatinnen und Soldaten mit mehr als 2.000 Fahrzeugen in Niedersachsen.

Infografik mit bunten Landesflaggen, Zahlen und schwarzer Schrift auf hellem Grund

Neun Nationen beteiligen sich an der VJTFVery High Readiness Joint Task Force, jede Nation bringt Fähigkeiten mit ein. An der Übung Wettiner Heide waren nicht alle, der hier aufgezählten Soldaten, beteiligt.

Bundeswehr/Jessica Schlag

In dieser Größenordnung führen wir hier erstmalig den Gefechtsverband zusammen“, so Krone. Damit multinationale Zusammenarbeit funktioniere, müssten Verfahren und Prozesse aufeinander abgestimmt und bei Bedarf angepasst werden. „Was aber noch viel wichtiger ist und nur eine Übung auf dem Gefechtsfeld leisten kann, ist das gemeinsame Verständnis für den Auftrag“, erklärt der General. Der deutsche Anteil von 3.500 Soldaten wird durch Soldaten aus den Benelux-Staaten, aus Norwegen, Litauen, Lettland, Slowenien sowie der Tschechischen Republik verstärkt. Fast 8.000 Soldaten sind somit an der Übung Wettiner Heide beteiligt. 

Multinationalität auch in der Spitze

Drei ranghohe Soldaten stehen hinter einem Panzer und sprechen miteinander.

Bereits die höchste Führungsebene der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Brigade vereint die Nationen Deutschland, Niederlande und Norwegen

Bundeswehr/Marco Dorow
Zwei Panzer stehen auf einem asphaltierten Waldweg in der Sicherung.

Ein norwegischer Schützenpanzer Combat Vehicle 90 und ein norwegischer Kampfpanzer sichern die Aufnahme weiterer Kräfte

Bundeswehr/Marco Dorow

Die Landes- und Bündnisverteidigung ist das Ziel der VJTFVery High Readiness Joint Task Force. Sie ist handlungsleitend und jede einzelne Fähigkeit, ob national oder multinational, fokussiert diesen Zweck. Die gewollte Verzahnung mit den Bündnispartnern zeigt sich nicht erst in den Strukturen der Verbände. „Bereits bei der Zusammensetzung der Brigadeführung ist sichtbar, wie die Aufgaben der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner ineinandergreifen“, erklärt der Kommandeur. Es ist eine trinationale Rahmengruppe: Deutsch geführt sowie Niederländisch und Norwegisch ergänzt. Es sei ein enormer Vorteil, so Krone, dass sein stellvertretender Kommandeur und weitere hochrangige Offiziere bereits auf dieser hohen Führungsebene integriert seien. Die Übung Wettiner Heide leistet aber weit mehr, als die Führungsabläufe zu optimieren. Der Gegner ist real. 

Klassisch: Rot gegen Blau

Ein Soldat hockt mit einer Panzerfaust auf der Schulter schräg vor einem Panzer.

Bei der Übung ist der Gegner real. In einem klassischen Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung treten die Kampftruppenverbände gegeneinander an. Hier geht ein Panzerfaustschütze vor einem Schützenpanzer Marder in Stellung.

Bundeswehr/Marco Dorow
Ein Soldat steht mit einer Flugabwehrrakete auf der Schulter, der zweite schaut durch ein Fernglas.

Niederländische Infanteristen setzen die Flugabwehrrakete Stinger ein. Vom Bodenniveau bis in über drei Kilometer Höhe werden damit Flugziele bekämpft.

Bundeswehr/Marco Dorow

Der Kern der Übung ist das Gefecht. Klassisch stehen sich zwei Parteien gegenüber: Aber auch hier sprengt die Übung bisherige Dimensionen. Die Gefechtsstreifen ziehen sich über die Übungsplätze Munster Nord/Süd und Bergen. Deutsche Grenadiere stehen niederländischer Infanterie aus dem 42 und 17 Mechanized Battalion, ausgestattet mit Kampfpanzern, und dem norwegischen Telemark-Bataillon gegenüber. „Es fühlt sich sehr real an. Das Gelände ist riesig und der Gegner ist wirklich da“, beschreibt ein niederländischer Panzerabwehrtruppführer. Die Gefahr sei groß, dass die Schützenpanzer Marder der aus Norden antretenden Panzergrenadiere die niederländisch-norwegische Sicherungslinie überschreiten.

Erst die Sperre, dann die Artillerie

Ein liegender Soldat sichert mit seinem Gewehr die Arbeiten an einer Minensperre.

Mit Minensperren versuchen niederländische Pioniere, den Gegner zu bremsen oder besser zum Stillstand zu bringen

Bundeswehr/Marco Dorow
Zwei Soldaten sichern aus ihrem Fahrzeug die Arbeiten an einer Minensperre.

Wenn Taktik aufgeht: Kommt der Gegner an der Sperre zum Stehen, kann ihn die eigene Artillerie zerschlagen

Bundeswehr/Marco Dorow

„Unsere Sperren nehmen dem Gegner den Schwung aus dem Angriff“, wissen die niederländischen Pioniere. Mit Draht und Minensperren zwingen sie den Angreifer, sich neu zu formieren und seine Taktik zu ändern. „Unser Ziel ist, die feindlichen Kräfte so zu lenken, dass diese zum Stehen kommen und die Artillerie zum vernichtenden Angriff ansetzen kann“, so der Gruppenführer. Die Kampftruppen der VJTFVery High Readiness Joint Task Force greifen allein beim Feuerkommando für die Artillerie auf Soldaten aus bis zu fünf Nationen zurück.

Bei der Übung Wettiner Heide verschmelzen viele Facetten der Ausbildung. Die Truppen in der direkten Duellsituation sind mit Lasersystemen zur schnellen Trefferauswertung ausgestattet. Die Soldaten der weitreichenden Feuerunterstützung, also der Artillerie, kämpfen mit realer Gefechtsmunition. Eine weitere wichtige Facette wird ebenfalls real dargestellt und ist eigentlicher Schwerpunkt dieser Übung: Ein sehr großer Teil des VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Verbandes trainiert außerhalb der Übungsplatzgrenzen.

Kein Gefecht ohne Logistik

Ein Hubschrauber wird auf einer Wiese mit Munition und Kraftstoff versorgt.

Die Versorgung darf nie unterschätzt werden. Ohne Munition, Kraftstoff und Verpflegung kommt das Gefecht zum Erliegen.

Bundeswehr/Marco Dorow
Ein Panzer steht auf eine Schwerlasttransporter, ein Soldat löst die Verzurrung.

Bei der Übung Wettiner Heide wird die Kampfunterstützung, wie hier der Schwerlasttransport eines Panzers, besonders trainiert

Bundeswehr/Marco Dorow

Das multinationale Versorgungsbataillon ist sehr groß und umfasst 2.000 Soldaten aus fünf Nationen. Versorgung und Logistik, aber auch die gesamte Kampfunterstützung haben bei der Übung einen absoluten Schwerpunkt. Wie müssen sich multinationale Verbände aufstellen, um nicht nur gemeinsam kämpfen zu können, sondern auch das Gefecht über viele Tage am Laufen zu halten, ist eine der Kernfragen. „Die logistischen Verkettungen und Versorgungswege werden so realistisch wie nur möglich dargestellt. Wie lange dauert es wirklich, bis Munition oder Kraftstoff ganz vorn im Gefechtsverband ankommen?“, darum gehe es besonders bei dieser Übung, betont Krone. 

Bereit für die VJTFVery High Readiness Joint Task Force 2023

Auf einem Platz stehen Soldaten nebeneinander, zwei Soldaten vor ihnen überreichen Urkunden.

Soldaten werden während eines feierlichen Appells stellvertretend für ihre Verbände die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Zertifikate überreicht. Die Zertifizierung der Fähigkeiten zeigt, dass auf NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ebene das Miteinander funktioniert.

Bundeswehr/Andre Klimke
Im Geschossnebel stehen Soldaten und feuern mit einer Feldhaubitze, aus der ein Geschoss entweicht.

Die belgischen Artilleristen mit ihrer leichten Feldhaubitze 105 Millimeter sind ebenfalls Teil der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Brigade

Bundeswehr/Marco Dorow

Die Volltruppenübung Wettiner Heide fasst die Übungen Stolzer Wettiner und Wettiner Schwert zusammen und finalisiert die Einsatzbereitschaft der Verbände und Fähigkeiten der VJTFVery High Readiness Joint Task Force. Mit der Zertifizierung haben die Soldaten bewiesen, dass sie als vollwertige NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner ihren Auftrag erfüllen und Schulter an Schulter mit ihren Partnern im Gefecht bestehen. Der Abschluss des Zertifizierungsprozesses für die VJTFVery High Readiness Joint Task Force wird gegen Jahresende die Übung Cougar Sword sein, bei der der Gefechtsstand, also die Führung der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Brigade, zertifiziert werden soll. 2023 ist dann das VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Jahr, in dem die gesamte Brigade binnen zwei beziehungsweise sieben Tagen voll einsatzbereit sein wird. Die Zielgröße der VJTFVery High Readiness Joint Task Force wird dazu auf bis zu 12.000 Soldaten anwachsen.

von René Hinz

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