Wasser aus der Tüte für Fallschirmjäger
Wasser aus der Tüte für Fallschirmjäger
- Datum:
- Ort:
- Letzlingen
- Lesedauer:
- 2 MIN
Wie werden die Soldatinnen und Soldaten bei einer Luftlandeoperation mit Trinkwasser versorgt? Bei der Übung Komet 2023 im Gefechtsübungszentrum Heer in der Altmark erhalten deutsche und österreichische Fallschirmjäger Trinkwasser per Fallschirm oder per Luftfracht in die Kampfzone. Es gibt aber noch eine weitere, kreative Möglichkeit. Diese Soldaten machen es möglich.
Die „Herrscher“ über das Wasser tragen bei der Übung Komet 2023 Uniform. Die Soldatinnen und Soldaten des ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillons 750 aus Bruchsal sind fest in die Luftlandeoperation und die Fallschirmjäger integriert. Mit ihrem Fachwissen, ihrer Anpassungsfähigkeit an die Luftlandetruppe und ihrer speziellen Ausstattung sind sie in der Lage, trübes Flusswasser in sauberes, gesundes Trinkwasser zu verwandeln. So kommt das Trinkwasser in die Tüte.
Wir folgen einer Wasserleitung aus dem Fluss. Sie führt in ein unauffälliges, grünes Zelt. Die Besonderheit: Das Zelt ist keine Soldatenunterkunft, sondern eine Art Mini-Fabrik. Im weißen Inneren stehen technische Anlagen. Dioden blinken, Schläuche führen in große Wasserkanister, Laborutensilien stehen bereit. „Aus 4.000 Liter Wasser können wir 1.600 Liter Trinkwasser aufbereiten“, erklärt Oberstabsgefreiter (UA) Florian R. Er ist einer von vier Soldaten des Leichten Trinkwasseraufbereitungstrupps.
Die Spezialisten entnehmen Flusswasser mit einer Tauchpumpe und leiten die trübe Flüssigkeit in die WTC 1600, das Herzstück der Trinkwasseraufbereitung. Die Kurzbezeichnung steht für leichte Wasseraufbereitungsanlage. Kombiniert mit dem Verpackungssystem, dem Water Packing System 300, fallen 300 Liter Trinkwasser pro Stunde, abgefüllt in handliche, stabile Beutel von einem schmalen, kurzen Fließband in die Gitterbox.
Stabil gegen Druck und Stoß
So entstehen 250 bis 1.000 ml-Tüten. „Jedes Päckchen hält bis zu 100 Kilogramm gleichmäßige Druckbelastung aus“, beschreibt der Oberstabsgefreite (UA). Die robusten und flexiblen Gefäße bestehen aus einer grün eingefärbten Folie. Die Päckchen sind gerade für die „springende Truppe“ ideal. In der Beintasche oder im Rucksack verstaut, bersten sie nicht direkt beim Sprung oder der Landung. Sie sind kompakter und robuster als übliche Tetra-Packs. Päckchen, wie sie bei der Übung Komet produziert werden, sind rund vier bis sechs Wochen haltbar.
Regelmäßig kontrollieren die Soldaten die Qualität. Dazu werden einmal in der Stunde Wasserproben entnommen. Eignet sich das Produkt als Trinkwasser? Passen die Chlorwerte und der Salzgehalt? „Wir arbeiten nach den Vorgaben der deutschen Trinkwasserverordnung. Unser Wasser darf beispielsweise nicht mehr als 0,3 Milligramm Chlor pro Liter enthalten“, erklärt der Fachmann. Das Chlor ist dennoch nötig für die Haltbarkeit der Päckchen sowie für die Nutzung als Duschwasser für die Dekontaminationskräfte. „Wir geben dem Wasser einen 25 Kilo-Beutel hinzu. Da sind alle Mineralien und Stoffe drin, die man aus ganz normalem Mineralwasser auch kennt. Und das beinhaltet alles, was der Körper braucht, damit er nicht dehydriert.“
Die Soldaten samt Ausstattung gelangen nicht mit dem Fallschirm in die Kampfzone. Sie werden mit dem Flugzeug eingeflogen und landen gemeinsam mit Verstärkungskräften und Versorgungsgütern auf dem eingenommenen Flughafen. Verladen auf drei Gefechtsfahrzeugen des Typs Mungo Mehrzweck inklusive Anhänger, kann die Anlage an einen beliebigen Ort gebracht und aufgebaut werden.
ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrsoldaten bei der Übung Komet 2023
ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrsoldaten bei der Übung Komet 2023