Heer

Warum ein neues Sportkonzept beim Heer notwendig ist

Warum ein neues Sportkonzept beim Heer notwendig ist

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Uns geht es scheinbar immer besser. So ist schwere körperliche Arbeit für die meisten Menschen in Europa inzwischen nicht mehr Bestandteil ihres Arbeitsalltags. Der Bewegungsmangel unserer Gesellschaft schafft aber auch neue Herausforderungen – auch für die Bundeswehr.

Soldaten in Sportzeug stehen nebeneinander auf einer Wiese und dehnen sich. Vor ihnen liegen Matten und Faszienrollen.

Beweglichkeit ist eine Grundvoraussetzung für die körperliche Leistungsfähigkeit.

Bundeswehr/Marco Dorow

Unsere Vorfahren mussten oft noch in Betrieben und in der Landwirtschaft Tag für Tag körperlich arbeiten. Kinder und Jugendliche mussten weite Fuß- oder Radwege zur Schule in Kauf nehmen. Auszubildende begannen ihr Arbeitsleben in der Industrie und im Handwerk oft schon mit 14 Jahren.

Heute arbeiten nur noch die wenigsten von uns körperlich. Die meiste Zeit des Tages verbringen viele Jugendliche und junge Erwachsene dementsprechend sitzend: in der Schule, bei der Ausübung ihrer Hobbys, mit ihren Freunden. Natürlich gibt es auch viele, die fleißig im Verein, im Fitnessstudio oder alleine Sport treiben und gesund leben. Der gesellschaftliche Trend aber, das zeigen immer wieder Studien der World Health Organization, geht in eine andere Richtung. Viele Menschen bewegen sich zu wenig, und das von frühestem Kindesalter an. Die Folgen für uns alle? Unserer Gesellschaft droht ein Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, manchen Krebsarten sowie etlichen weiteren Krankheitsbildern.

Ziel: Körperlich und mental belastbar sein

Mehrere Soldaten trainieren an einer Station für Kraftübungen.

Mehr als Waldlauf und Liegestütz: Die neue Sportausbildung ist von Vielfalt geprägt

Bundeswehr/Marco Dorow

Die Bundeswehr ist als Arbeitgeber davon auch betroffen. Der gesamtgesellschaftliche Wandel stellt das Heer gleich vor zwei Herausforderungen. Die jungen Männer und Frauen, die Soldat oder Soldatin werden wollen, müssen körperlich und mental belastbar sein, um später im Ernstfall sicher handeln zu können. Moderne Gefechtsausrüstung bedeutet nicht zwangsläufig geringes Ausrüstungsgewicht. Im Konzept „Infanterist der Zukunft“ kann sich die Tragelast eines einzelnen Soldaten auf über 50 Kilogramm erhöhen. Umso wichtiger: Eine hohe körperliche Fitness, die Ausdauer, Kraft und Stabilität schafft.

Bis zum letzten Tag der Dienstzeit

Mehrere Soldaten bewegen sich mit schwerer Ausrüstung durch ein bewaldetes Gelände.

Für viele Tätigkeiten im Heer sind im soldatischen Alltag Stärke, Beweglichkeit und Durchhaltefähigkeit gefragt.

Bundeswehr/Christian Vierfuß

Die Bundeswehr ist zudem für viele Soldaten nicht nur eine kurze Station ihres Arbeitslebens. Der Wandel von der Wehrpflicht- zur Berufsarmee sorgt dafür, dass viele Soldaten über Jahrzehnte bei der Truppe bleiben. Und nicht jeder springt noch mit Anfang vierzig oder fünfzig mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug oder verbringt seinen Dienstalltag auf dem Truppenübungsplatz, sodass die körperliche Fitness automatisch mit dem Tagesablauf kommt. Steigende Verantwortung bedeutet oft auch: mehr Verwaltungs- und Administrationstätigkeiten am Schreibtisch. Gekämpft wird dann vor allen Dingen mit Formularen und organisatorischen Abläufen und eben nicht mehr aus dem Schützenloch heraus. Bleibt hier sportliche Aktivität aus, droht auch dem einst drahtigen Kämpfer wie vielen anderen Berufstätigen Bewegungsmangel und Übergewicht.

Sport beim Heer ist also ein Prozess, der die Soldaten vom ersten bis zum letzten Tag ihrer Dienstzeit begleiten soll. Vom Rekrut bis zum altgedienten Berufssoldaten sollen Einsatzfähigkeit und persönliche Gesundheit in einem ganzheitlichen Konzept gefördert werden.


von Henning Schmitz