Heer
Übung Noble Jump

Verschiedene Technik, gemeinsames Gefecht

Verschiedene Technik, gemeinsames Gefecht

Datum:
Ort:
Italien
Lesedauer:
4 MIN

Sieben Nationen entsenden Soldaten, Waffensysteme und gewaltige Mengen Munition und Ausrüstung. Fast sternförmig nutzen Deutschland, Norwegen, die Niederlande, Tschechien, Belgien, Luxemburg und Lettland die Transportwege Wasser, Luft und Land, um ihre gefechtsbereiten Truppen auf die italienische Insel Sardinien zu verlegen.

Drei Panzer fahren mit Staubfahne über trockenes Gelände und schießen, ein Feuerball entsteht.

Die Übung Noble Jump vereint sieben Nationen. Sie trainieren das strategische Verlegen über Landesgrenzen hinweg, das Zusammenführen zum multinationalen Gefechtsverband sowie das Gefecht im scharfen Schuss.

Bundeswehr/Carl Schulze

Im Hafen von Cagliari rollen deutsche und norwegische Kampfpanzer aus den Bäuchen der mächtigen Fährschiffe, niederländische Gepanzerte Transportkraftfahrzeuge Boxer schließen sich an. Die meisten der schweren Gefechtsfahrzeuge legen die letzten 80 Kilometer bis auf den Übungsplatz Capo Teulada auf Schwerlasttransportern zurück. Flugzeuge bringen die Soldatinnen und Soldaten auf die Insel. Der deutsche Anteil der  Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) beträgt rund 700 Soldatinnen und Soldaten und knapp 300 Fahrzeuge, über alle Nationen hinweg wächst der Gefechtsverband auf 500 Fahrzeuge und 2.200 Soldatinnen und Soldaten an. 

Die Grundlage: Im Januar hat die deutsche Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ die Führung der Landkomponente der VJTFVery High Readiness Joint Task Force der NATO übernommen. Damit fungiert die sächsische Brigade unter dem Kommando von Brigadegeneral Alexander Krone als Speerspitze der multinationalen NATO Response Force (NRFNATO Response Force). „Das strategische Verlegen der Truppen, um am Ziel durchsetzungsstark in das Gefecht zu gehen, ist der Kern der Übung. Die dann auf dem Truppenübungsplatz Capo Teulada durchgeführte Übung Nobel Jump 2023 zielt hauptsächlich darauf ab, die Reaktionsfähigkeit und Einsatzfähigkeit der Brigade zu testen und ihre Kampfeffektivität zu zeigen“, so der General.

Nach den Grundsätzen der Verteidigung

Ein norwegischer Infanterist mit der Waffe im Anschlag an seinem Schützenpanzer

Es geht darum, sich multinational so stark zu verknüpfen, dass es gemeinsam gelingt

Bundeswehr/Carl Schulze

Landes- und Bündnisverteidigung ist der Kernauftrag der NRFNATO Response Force. So ist auch das Gefecht ganz klar nach den Grundsätzen der Verteidigung mit einer möglichen, der Lage angepassten Eskalation angelegt. Hauptmann Lennart B. kommandiert die deutschen Kampfpanzer Leopard 2 A7V. Er blickt auf die Anfänge der Übung zurück. „Die Alarmierung und die Verlegung waren die Vorstufe der Übung. Hier, jetzt im Gefecht geht es um den Kern, den scharfen Schuss. Mit den Norwegern und ihren Kampfpanzern bilden wir quasi einen Schulterschluss.“ Doch die norwegischen und deutschen Kampfpanzer sind nicht die einzigen, die mit ihren Fähigkeiten verschmelzen. 

In einer sehr frühen Phase des Gefechtes springen tschechische und deutsche Spezialkräfte an ihren Fallschirmen in das Gebiet und sammeln Informationen rund um die vermuteten Feindkräfte, klären also auf. Luxemburgische und deutsche Drohnen scannen das Gebiet währenddessen aus der Luft ab. Am Boden bereiten die Soldatinnen und Soldaten der Elektronischen Kampfführung parallel das Gefecht vor. Sie peilen Funksprüche an, sammeln daraus Informationen. „In entscheidenden Gefechtsphasen unterbinden wir die Kommunikation des Gegners oder können sogar mit gezielten falschen Informationen die Kommunikation des Aggressors lahmlegen“, beschreibt der verantwortliche Offizier.

Feuer, Feuer, Feuer

Ein niederländischer Soldat im Anschlag mit einem Lenkflugkörper

Es kommt darauf an, den Gegner abzunutzen und zu lenken. Das verschafft Zeit für Vorbereitungen: Es gilt, den Feind mit einem gezielten Gegenschlag zu vernichten.

Bundeswehr/Carl Schulze

„Fühlung halten und ausweichen!“, ist auf den Funkkreisen der niederländischen Infanterie zu hören. Sie bekommen als erste den Druck der gegnerischen Geschütze zu spüren und müssen ihre Stellungen verlassen. Spätestens jetzt ist klar, wo der Gegner steht und die Taktik der NRFNATO Response Force beginnt zu greifen. Hubschrauber, Mörser, Pioniere, Luftabwehr und gepanzerte Infanterie fangen den gegnerischen Angriffsschwung auf und nutzen ihn ab – schaffen so die Voraussetzungen für den durchsetzungsstarken und entschlossenen Gegenstoß. Ohne Zweifel die Stunde der Kampfpanzer.

Fast 20 Leoparden rollen unaufhaltsam durch die drei mal vier Kilometer große Senke auf dem Übungsplatz. Das Grollen der 120-Millimeter-Kanonen ist unverwechselbar. Kampfpanzer greifen an, mit jedem Schuss zerreißt die Luft und die aufspritzenden riesigen Staub- und Gesteinswolken zeigen die Einschläge der mächtigen Bordkanonen. Es ist eine Übung und doch spürt jeder Betrachter die Feuerkraft und den Willen, das Gefecht zu entscheiden. Hauptmann Lennart fasst nach der Übung den Grundgedanken zusammen. „Das Bemerkenswerte an Noble Jump war nicht das Zeigen der Waffenwirkungen. Wir wissen, was die Waffensysteme leisten, und vertrauen auf deren Zuverlässigkeit. Was Noble Jump für uns gezeigt hat, ist, dass wir in der Lage sind in kürzester Zeit zu einem effektiven und schlagfertigen Kampfverband zu verschmelzen und das Gefecht feuergewaltig, mit all den beteiligten Truppengattungen zu führen, egal wo.“

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Geschlossenheit demonstrieren

Drei Fragen an den Kommandeur Panzergrenadierbrigade 37, Brigadegeneral Alexander Krone.

Ein General mit grünem Barett schaut freundlich in die Kamera.

Brigadegeneral Alexander Krone führt die Very High Readiness Joint Task Force. Seine beiden Stellvertreter kommen aus den Niederlanden und Norwegen.

Bundeswehr/Carl Schulze

Sie verlegen kampfbereite Verbände über Landesgrenzen hinweg. Worauf kommt es bei der Vorbereitung, Planung und Durchführung an?

Man braucht Fachleute für viele Bereiche, etwa für die militärische Verlegung und zur Planung von Transporten in zivilem Umfeld. Die Herausforderung ist, alles multinational zu synchronisieren, um am Ende alles wieder just in time zusammenführen, beispielsweise Soldatinnen und Soldaten, Panzer und Munition. Das alles muss in der von der NATO erwarteten Reaktionszeit liegen. Auch Absprachen mit der Host Nation (Gastgebernation)  in diesem Falle Sardinien/Italien sind enorm wichtig.

In Sardinien treffen multinationale Verbände aufeinander und zeigen in kürzester Zeit Entschlossenheit und Schlagkraft im Gefecht. Wie gelingt so etwas?

Nur mit guter Vorbereitung. Seit zwei Jahren üben wir gemeinsam. Es gibt inzwischen gemeinsame Verfahren und Regularien, die Planungssicherheit und Synchronisation etwa in der Gefechtstaktik bringen. Die Interoperabilität lebt von festen Partnern, vom gemeinsamen Üben und Verstehen. Wir haben beispielsweise multinationale Partner fest in unsere Führungsstrukturen integriert.

Wie lautet der Auftrag der VJTFVery High Readiness Joint Task Force nach der Übung auf Sardinien?

Es ist absolut wichtig, dass wir die Teile aus den Übungen Wettiner Schwert und Wettiner Heide wieder zusammenführen und in eine saubere Nachbereitung einsteigen. Mein Schwerpunkt ist, dass wir unsere Soldaten und ihr Material nicht überstrapazieren und uns doch schnell wieder voll einsatzbereit aufstellen.

 

von René Hinz

Die VJTFVery High Readiness Joint Task Force -Brigade im Gefecht

über die VJTFVery High Readiness Joint Task Force