Heer
Übung Xenon Sword

Neues Gefechtsstandkonzept multinational getestet

Neues Gefechtsstandkonzept multinational getestet

Datum:
Ort:
Wildflecken
Lesedauer:
3 MIN

Im Gefechtssimulationszentrum Heer im bayerischen Wildflecken erleben 1.800 Teilnehmer aus 14 NATO-Ländern die knapp zweiwöchige computergestützte Gefechtsstandübung Xenon Sword. Die Soldatinnen und Soldaten testen das vom Stab der 1. Panzerdivision neu entwickelte Gefechtsstandkonzept erstmals auf Herz und Nieren.

Ein General zeigt mit einem Stock auf eine Lagekarte auf einem Tisch. Um ihn herum stehen Offiziere.

Der Divisionskommandeur der 1. Panzerdivision, Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart, erklärt die ersten Schritte des Gefechts

Bundewehr/Waldemar Zorn

Auch wenn keine Gefechtsfahrzeuge, wie Kampfpanzer und Schützenpanzer sowie Munition, zum Einsatz kommen, die etwa 640 Soldaten der 1. Panzerdivision erwarten bei der multinationalen Übung Xenon Sword besondere Aufgaben. Der Kommandeur der Division, Generalmajor Jürgen-Joachim von Sandrart, betont die Bedeutung dieser computergestützten Übung für seine Division: „Als Division können wir nicht von den unterstellten Verbänden fordern, einsatzbereit zu sein, sondern müssen selbst liefern. Ausbildung und Übung wie während der Übung Xenon Sword bilden hierfür die alternativlose, professionelle Grundlage.“

Ein Projekt der 1. Panzerdivision

So wurde das neu entwickelte Gefechtsstandkonzept der 1. Panzerdivision zum ersten Mal unter möglichst realitätsnahen Bedingungen digital getestet. Das Konzept gibt dem Divisionskommandeur die Möglichkeit, gemäß der Führungsphilosophie des Heeres „von vorn“, sprich nah am Kampfgeschehen, zu führen. Der sogenannte Forward Command Post, eine Art flexible, vorgeschobene Befehlsstelle, die besonders weit vorn eingesetzt ist, steuert und koordiniert alle Operationen in unmittelbarer Nähe des Divisionskommandeurs. Mit dem Forward Command Post stehen dem Kommandeur auch vorn die notwendigen Leistungen des Divisionsstabes mit einem geringen Personalansatz zur Verfügung.

Das I. Deutsch-Niederländische Corps leitet

Der Basisgefechtsstand mit dem Gros der Soldatinnen und Soldaten des Stabes der 1. Panzerdivision agiert als reach back, als rückwärtige Basis, bis zu mehreren Hundert Kilometern von den feindlichen Linien entfernt. Er ist der unmittelbaren Bedrohung von direktem Beschuss somit entzogen. Die Leitung der computergestützten Übung liegt beim I. Deutsch-Niederländischen Corps aus dem nordrhein-westfälischen Münster. Das Korps lässt den Divisionsstab anhand eines Drehbuches mit vielen Einlagen in einem Artikel 5-Szenario, dem Fall der Landes- und Bündnisverteidigung, üben. In verschiedenen Situationen müssen die Soldaten die taktischen Verfahren anwenden. Hierbei soll gezielt die Weitergabe von Informationen geübt und weiterentwickelt werden. Die Gleichzeitigkeit der Übungseinlagen, deren Komplexität sich zusätzlich von Tag zu Tag steigert, setzt den Stab in seinen Führungs- und Entscheidungsprozessen dabei stetig unter Druck.

Zusammenarbeit als Erfolgsmodell

Seitlich eines Tisches mit einer Lagekarte stehen Soldaten zusammen, einer spricht und gestikuliert.

Ein niederländischer Offizier erläutert deutschen und ausländischen Soldaten an der Lagekarte die Details

Bundeswehr/Waldemar Zorn

Ein weiterer Übungsschwerpunkt für die Soldaten ist die Zusammenarbeit mit ihren multinationalen Partnern. In der computergestützten taktischen Lage führt der Stab der 1. Panzerdivision eine niederländische, eine polnische sowie zwei deutsche Brigaden. Des Weiteren arbeitet der Stab mit einer niederländischen und norwegischen Brigade als Nachbarn zusammen. Die Übung ist unter anderem deshalb so wichtig für die Division, weil der Divisionsstab mit Xenon Sword die Gelegenheit bekommt, die Zusammenarbeit mit dem Stab der niederländischen 43. Mechanisierten Brigade zu vertiefen. Die Brigade ist der 1. Panzerdivision seit dem 17. März 2016 unterstellt. Diese Art multinationaler Zusammenarbeit ist das Erfolgsmodell von NATO-Operationen gegen jede mögliche komplexe hybride Kriegführung. Damit alle Stäbe untereinander kommunizieren können, ist Englisch für alle Teilnehmer notwendige Voraussetzung. Während der Übung sollen die Sprachkenntnisse gezielt vertieft und weiterentwickelt werden.

Lob vom Kommandeur

Von Sandrart fasst die Ergebnisse der Übung zusammen: „Wir haben mit der Übung Xenon Sword Standards in der internen und externen Zusammenarbeit für den Stab der 1. Panzerdivision implementiert und unser neues Gefechtsstandkonzept intensiv auf die Probe gestellt. Für die kommende Zeit gilt es, diese Standards weiterzuentwickeln und zu verfeinern. Die herausfordernden Ausbildungs- und Übungsziele wurden umfänglich erreicht. Der Geist der „Can-do-Mentalität“ war begeisternd und mitreißend. Ich bin stolz, Kommandeur der 1. Panzerdivision sein zu dürfen.“

Von der Intensität der Übung und seinen Resultaten überzeugten sich auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, sowie der Stellvertreter des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Johann Langenegger.

von Stephan Wessel

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