Überleben in feindlichem Territorium
Überleben in feindlichem Territorium
- Datum:
- Ort:
- Hammelburg
- Lesedauer:
- 2 MIN
Wie Soldatinnen und Soldaten sich verhalten müssen, wenn sie von der Truppe abgeschnitten und auf sich allein gestellt sind und wie sie sich zu den eigenen Kräften durchschlagen können: Das lernen angehende Gruppenführer der Luftwaffensicherungstruppe an der Infanterieschule in Hammelburg. Seit November läuft dort der neue Lehrgang SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction-B der VII. Inspektion.
Fünf Ausbildungstage umfasst diese Überlebensausbildung. Die Angehörigen der Luftwaffensicherungstruppe sind als „Personal mit mittlerem Risiko einer Isolation“ deklariert und werden dementsprechend ausgebildet. „‚Prepare for the worst‘ (Bereite dich auf das Schlimmste vor) ist das Motto der Ausbildung“, beschreibt Stabsfeldwebel Thomas Issing, Ausbilder der SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction Module (Survival – Evasion – Resistance – Extraction, dt.: Überlebens-, Ausweich-, Widerstands- und Fluchttraining).
Zurück zur eigenen Truppe
„Soldatinnen und Soldaten, die isoliert von den eigenen Truppenteilen sind, unterliegen der Gefahr der Gefangenen- oder Geiselnahme. Es geht darum, sich dem zu entziehen und wieder Anschluss zu den eigenen Kräften herzustellen“, sagt Hauptmann Marcel Köhler. Er ist der Hörsaalleiter des Gruppenführerlehrgangs. Hierbei seien die Soldaten nicht vollständig auf sich allein gestellt, im Hintergrund laufe die Rettungskette der Personnel Recovery – also der Rückholung. Diese Maßnahmen würden bereits bei Bekanntwerden der Isolierung einzelner Soldaten anlaufen.
Umfangreiche Maßnahmen
Die Maßnahmen bis zur Rückholung sind umfangreich. Es werden alle Informationen zum eigentlichen Auftrag der Soldaten gesammelt, wie beispielsweise die Marschroute und Sammelpunkte. Weiterhin füllen die Soldaten bereits vorab, also vor Beginn ihrer Mission, einen sogenannten Isolated Personnel Report, aus. In diesem Formular schreiben die Soldaten persönliche Statements nieder, die nur sie kennen. Bei einem Kontakt mit den Aufnahmekräften helfen diese Fragen und Antworten bei der Authentisierung der Soldaten, erläutert der Ausbilder Issing.
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In der weiteren Ausbildung werden die Soldaten auf das mögliche Szenario einer Isolation vorbereitet. Jede einzelne Phase wird geschult und am Ende in einem Szenario praktisch umgesetzt. Dazu gehört, wie die Soldaten vor möglichen Feindkräften ausweichen und sich einer Gefangennahme entziehen können. Auch Überlebensgrundlagen, wie der Bau eines Verstecks, Feuer machen oder wie man Signalmittel einsetzt, erlernen die Teilnehmer auf dem Lehrgang. „Wichtig ist es für die Soldaten, dass sie immer wissen, wo sie sich befinden, um sich entweder eigenständig durchzuschlagen oder den Aufnahmekräften so gut wie möglich zuzuarbeiten. Immer mit dem Ziel vor Augen zur eigenen Truppe zurückzukehren“, so Issing.
Man muss funktionieren
Wenn sich die Soldaten der Gefangennahme entzogen haben, sei es wichtig, die Verfahren der Extraction, also der Rückführung, zu kennen. Festgelegte Verfahren bieten bestmöglichen Schutz während der Aufnahme. Hierzu zählen Meldeverfahren, Einsatz von Signalmitteln und das Aufnahmeverfahren selbst. Das Training ist körperlich und psychisch belastend, auch wenn allen Teilnehmer klar ist, dass die Situation nicht real ist. „Der Stress ist gewollt, denn in Realität müssen die Soldaten auch unter Druck funktionieren, um ihr Leben zu retten. Dafür gibt es keine zweite Chance“, schließt Ausbilder Issing ab.