Torgelower Jäger starten Griffin Lightning
Torgelower Jäger starten Griffin Lightning
- Datum:
- Ort:
- Torgelow
- Lesedauer:
- 4 MIN
„Bis zum Mittag möchte ich alle Waffen und das nötige Zubehör verladen haben“, treibt Oberleutnant K. seine Jäger an. Im Jägerbataillon 413 bereiten sich die Soldatinnen und Soldaten auf ihren Marsch nach Litauen vor. Der Oberleutnant und die Jäger seines Zuges sind als Marschteileinheit, eine der ersten, die sich auf den mehr als 1.200 Kilometer langen Weg nach Litauen machen.
Fast täglich starten in der letzten Februarwoche Marschteileinheiten aus diesem Standort in Richtung Litauen. Über vier Tage lang werden sich die Fahrzeugkolonnen ihren Weg aus Mecklenburg-Vorpommern durch Polen bis nach Pabrade in Litauen bahnen. Sie sind Teil der sogenannten Mittleren Kräfte, die angepasst an die neue Sicherheitslage nun sukzessive im Heer aufgebaut und gebündelt werden. Diese Soldatinnen und Soldaten können mit ihren radbeweglichen, bewaffneten Gefechtsfahrzeugen entlang von Straßen und Wegen aus eigener Kraft schnell in ein Einsatzgebiet gelangen. Sie bieten eine ausgewogene Kombination aus Wirkungsmöglichkeiten, Mobilität und Schutz.
Auch aus anderen Standorten starten Soldaten in diesen Tagen nach Litauen. Für die Torgelower Jäger ist dieser Fahrzeugmarsch über die Straße der erste Ausbildungsabschnitt der Übung Griffin Lightning. Hauptmann S. ist der Technische Offizier und verantwortlich für die materielle Steuerung und Koordination, etwa der Fahrzeuge, die sich auf den Weg nach Litauen machen. Er hat ein scharfes Auge auf die Vorbereitungen für den langen Fahrzeugmarsch.
Vorbereitung ist der halbe Erfolg
„Fahrzeuge im dreistelligen Bereich haben wir aus unserem Bataillon für diese Übung vorbereitet. Da beginnen die ersten Arbeiten schon mehrere Monate vor der geplanten Übung“, beschreibt Hauptmann S. Das sei logistisch eine sehr fein strukturierte Aufgabe. Das fange bereits mit der Planung der Wartungsarbeiten an den Fahrzeugen oder auch Waffen an. Es wäre sehr unprofessionell, wenn etwa ein Ölwechsel an einem Fahrzeug in einen solchen Übungszeitraum fallen würde. Aber auch die Anmeldungen und Planung der einzelnen Marschteileinheiten bei Behörden oder auch der Transport der Waffen über Ländergrenzen hinweg verlangen umfangreiche Vorarbeiten.
„Zunächst planen wir präzise und bereiten alles vor, dann setzen es die Männer und Frauen in den Fahrzeugen um“, macht der Technische Offizier deutlich. Für die Fahrzeugkolonnen seien genaue Start- und Durchlaufzeiten, wie auch Geschwindigkeiten festgelegt. „Wir bewegen uns inmitten des öffentlichen Straßenverkehres, da darf es zu keinen Stockungen oder Störungen kommen. Es muss halt logistisch einfach funktionieren“, so der Hauptmann.
Zuversichtlich in den Auftrag
Inzwischen hat der Alpha-Zug rund um Oberleutnant K. fast den gesamten Inhalt der Waffenkammer verladen: Maschinengewehre, Granatpistolen, Granatmaschinenwaffen, Scharfschützengewehre oder auch Maschinenkanonen für die Waffenstationen der Fahrzeuge, dazu sehr viel Zubehör. „Ja, klar werden jetzt alle angespannter. Es ist noch eine Nacht, dann kommen vier Wochen Litauen. Aber wir sind für alle Aufträge gut gerüstet und das Team passt“, beschreibt der Oberleutnant zuversichtlich.
Er ist Zugführer und kennt seine Leute ganz genau. „Als Jäger haben wir schon monatelang vor dieser Übung trainiert. Waffenausbildung, Sanitätsausbildung, verschiedene, kleinere Übungen und immer wieder unser Jägerhandwerk standen auf dem Dienstplan.“ Aber da ist natürlich noch viel mehr. „Gerade als Infanteristen, also als die Soldaten, die bei der Landes- und Bündnisverteidigung ganz vorn stehen, spielen neben der Ausbildung, auch das Verhalten im Dienst und die persönliche Einstellung eine tragende Rolle. Warum kämpfe ich? Wie kämpfe ich? Und warum diene ich? Das sind Fragen, die wir uns jeden Tag immer wieder neu beantworten müssen“, so S. Je härter und fordernder die fachliche Ausbildung, je wichtiger seien auch die menschliche Ebene und die Erziehung der Soldaten.
Gedanklich geht er seine Checkliste durch, am nächsten Morgen startet seine Marschteileinheit in Richtung Litauen: Fahrzeuge abmarschbereit, Kraftstoffe getankt, Waffen und die persönliche Ausrüstung der Soldaten verladen. Dann befiehlt er: „Sammeln zur Ausgabe des Marschbefehls!“
Marschbefehl für Litauen
„Es sind keine 15 Stunden mehr bis die Kolonne losrollt“, beginnt der Oberleutnant seinen Befehl. Seine Kraftfahrer stehen im Halbkreis um ihn herum. Routiniert arbeitet er gemeinsam mit seinen Fahrzeugführern wichtige Punkte ab: Marschreihenfolge, Geschwindigkeiten, Frequenzen, Fahrzeugabstände, Erkennungszeichen oder auch Verhalten bei Erreichen des Marschzieles. „Es ist wichtig, dass jeder sein Fahrzeug im Griff hat, nur dann funktioniert die gesamte Marschkolonne“, erklärt er.
Mit Sonnenaufgang starten die Soldaten die Motoren der Fahrzeuge, die genaue Vorbereitung zahlt sich aus. Pünktlich zum befohlenen Zeitpunkt schalten die Fahrzeuge der Feldjäger ihre blauen Rundumkennleuchten ein. Sie begleiten die Kolonnen bis an die polnische Grenze. Aus Torgelow über Pasewalk geht es über die Autobahn 20 auf die Autobahn 11 in Richtung Osten. Kurz vor der polnischen Grenze halten alle Marschkolonnen noch einmal an und überprüfen den Zustand ihrer Fahrzeuge. Nach diesem Technischen Halt geht es weiter in Richtung Litauen.
Der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 41, Brigadegeneral Christian Nawrat, ist vom Erfolg der Übung Griffin Lightning überzeugt. „Es geht um die Verlegung von Deutschland nach Litauen, um die gemeinsame Integration mit litauischen Verbänden auf dem Übungsplatz Pabrade und in der Folge eine Rückverlegung wieder nach Deutschland.“ Von der Verlegung bis zum Übungsgefecht – alle profitierten, die deutschen wie auch die litauischen Streitkräfte, schließt der General.