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Kaltstartfähig

Tausende Fallschirmjäger stehen in Ungarn bereit für ihre Mission

Tausende Fallschirmjäger stehen in Ungarn bereit für ihre Mission

Datum:
Ort:
Ungarn
Lesedauer:
3 MIN

Die Division Schnelle Kräfte wird ihrem Namen einmal mehr gerecht. Bei der Übung Swift Response 24 im südlichen Abschnitt der NATO-Ostflanke trainieren sie die Verteidigung des Bündnisgebiets. Bataillone mehrerer Nationen verlegen in die vorgeschobene Basis nach Ungarn. Dort bereiten sich die Fallschirmjäger auf eine riesige Luftlandeoperation vor.

Zahlreiche Soldaten betreten mit Fallschirmen ein Flugzeug über die geöffnete Heckrampe.

Es ist nur noch knapp eine Stunde bis zum Absprung. Rund 100 Fallschirmjäger beschuffeln, also besteigen, das Transportflugzeug vom Typ Airbus A400M.

Bundeswehr/Nico Engler

Das Übungsszenario: Ein fiktives Land hat einen Bündnispartner der NATO angegriffen. Jetzt muss blitzschnell gehandelt werden. Die Division Schnelle Kräfte (DSKDivision Schnelle Kräfte) ist dafür prädestiniert. Bereits Anfang 2024 hatte die DSKDivision Schnelle Kräfte ihre Fähigkeiten mit Teilen der Gebirgsjägerbrigade 23 am Polarkreis bewiesen. Um bei Swift Response 24 besonders reaktionsschnell handeln zu können, verlegen innerhalb kürzester Zeit die Luftlandebrigade 1, das Transporthubschrauberregiment 30 und Bataillone aus weiteren sechs Ländern nach Ungarn, alles unter Führung der DSKDivision Schnelle Kräfte. Hier wächst die NATO-Airbase um mehrere tausend Soldatinnen und Soldaten.

Per Land, Schiene und Flugzeug

Seit mehreren Tagen ist der Flugplatz in Ungarn kaum wiederzuerkennen. Flugzeuge und Hubschrauber landen und starten pausenlos. Sie bringen die zahlreichen Soldatinnen und Soldaten aus den verschiedenen Nationen. Für die Fallschirmjäger stehen eigens Transportmaschinen vom Typ Airbus A400M bereit. Damit werden im späteren Verlauf zuerst Fallschirmjäger und im Anschluss auch Material und Fahrzeuge in das Operationsgebiet geflogen. Das Transporthubschrauberregiment 30 hat unterdessen 14 Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 und zwei Transporthubschrauber CH-53 auf einer anderen Basis vorverlegt. Auch sie dienen den Infanteristen im späteren Verlauf der Übung für den Transport und die Unterstützung.

Das Vorkommando hat bereits ganze Zeltstädte aus dem Boden gestampft, sei es zum Schlafen, zum Essen oder zur Planung der großen Mission. Per Schiene wurden acht Züge am eigenen Bahnhof entladen. In gerade einmal zwei Tagen ging es von Deutschland aus nach Ungarn. Und auch über die Straße wurde das eine oder andere Material angeliefert.

Vorbereitung ist alles

Ein Soldat mit einer Bedienung steht neben einem ferngesteuerten Gabelstapler, dahinter Zelte.

Das Vorkommando hat die Voraussetzung geschaffen, damit die Hauptkräfte direkt mit der Arbeit beginnen können. Beim Aufbau der Gefechtsstände kam unter anderem das Feldladegerät 140 Crayler zum Einsatz.

Bundeswehr/Nico Engler
Eine Betonfläche in einer Halle ist mit gelbem Tape markiert, darauf farbige Flächen und Kärtchen.

Das Fallschirmjägerregiment 26 hat einen Geländesandkasten, ein maßstabsgetreues Ebenbild des Operationsgebietes, in einem Shelter für Flugzeuge aufgebaut. Es ist so groß wie ein Volleyballfeld.

Bundeswehr/Wolfgang Betz

Inzwischen haben alle Soldatinnen und Soldaten das erste Zwischenziel, die NATO-Airbase, erreicht. Jetzt heißt es aufmunitionieren, also die Waffen rüsten, die Fahrzeuge vorbereiten und Sachen packen. 

Es gibt viel zu tun. Beispielsweise führt der Luftumschlagzug 16.000 Einpersonenpackungen mit sich. Davon wird ein Teil gerade an die Truppe ausgegeben. So können die Fallschirmjäger bei erfolgreichem Absprung hinter den feindlichen Linien die ersten 24 Stunden autark unterwegs sein. Die restlichen tausenden Packungen werden für einen Lastenabwurf mit Fallschirmen vorbereitet. Sobald die Landezonen gesichert sind, werden große Lasten mit schwerem Material abgeworfen – unter anderem auch 30.000 Liter Trinkwasser. Somit ist der Nachschub für die Fallschirmjäger gewährleistet.

Zudem werden alle Phasen des bevorstehenden Gefechts akribisch geplant, auch unterschiedliche Wetterlagen oder mögliche und zu erwartende Reaktionen des Feindes werden dabei einbezogen. Bei so vielen Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Nationen mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Qualifikationen ist die Planung essenziell. Denn am Tag X müssen alle Zahnräder ineinandergreifen, damit die Operation gelingt.

Weit hinter feindlichen Linien

Während die einen noch planen und sich vorbereiten, machen sich andere Einheiten schon auf den Weg in die Ungewissheit. Die Fernspäher und die Fallschirmspezialzüge bilden die Vorauskräfte. Sie sind unerlässlich, wenn es um das Gelingen der Mission geht. 

Für den ersten Teil der Mission werden die Fallschirmspezialzüge den eigenen Kräften voraus auf sich allein gestellt eingesetzt. Dafür sind die Soldatinnen und Soldaten im Sprung mit einem Flächenfallschirm ausgebildet. Sie werden aus großen Höhen über mehrere Kilometer unerkannt das Feindesland infiltrieren. Sie sollen die Landezonen für Flugzeuge und Absprungzonen für die mehr als eintausend Fallschirmjäger erkunden, die ihnen in Kürze folgen werden. Das bedeutet, sie müssen so viele Informationen wie möglich vor Ort sammeln – von Wetterdaten über Informationen zur Infrastruktur bis hin zur Lage und Stärke des Gegners im Gebiet.

Divisionskommandeur Generalmajor Dirk Faust
Weil die Division Schnelle Kräfte die Division des Deutschen Heeres ist, in der alle Leichten und Schnellen Kräfte vereint sind – Fallschirmjäger, Gebirgsjäger, Kommando Spezialkräfte und Heeresflieger – deswegen sind wir natürlich die prädestinierte Division, um diesen Auftrag hier durchführen zu können.

Als Augen des Heeres haben die Fernspäher den Auftrag, den zweiten Teil der Operation zu erkunden. Dieses Gebiet liegt ungefähr 100 Kilometer südwestlich vom ersten Operationsabschnitt entfernt. Darüber gibt es bisher nur wenige Informationen. Unbemerkt und lautlos geht es für sie mit dem Fallschirm durch den nächtlichen Himmel. Tief im gegnerischen Hinterland beobachten sie den Feind aus dem Verborgenen heraus und sammeln wichtige Daten für die Divisionsführung.

In den nächsten Tagen erfolgt der große Angriff und dann wird sich zeigen, ob die Vorbereitungen erfolgreich waren.

  • Ein militärisches Transportflugzeug steht am Boden, ein weiteres befindet sich im Landeanflug.

    Für die meisten Hauptkräfte geht es per Flugzeug nach Ungarn. Dafür werden verschiedene Typen genutzt, hier im Bild zwei Transportflugzeuge Airbus A400M.

    Bundeswehr/Sven Fischer
  • Auf einem Zug mit zahlreichen Waggons stehen militärische Lastkraftwagen.

    In knapp zwei Tagen geht es von Deutschland aus nach Ungarn auf die NATO-Airbase. Dieser Zug ist einer von acht, der am eigenen Entladebahnhof ankommt.

    Bundeswehr/Sven Fischer
  • In einem Flugzeug sitzen bei grünem Licht Soldaten mit riesigen Rucksäcken und Fallschirmen.

    Die Fernspäher bereiten sich auf den Absprung hinter feindlichen Linien vor. Gleich geht es raus in die Nacht und das Unbekannte.

    Bundeswehr/Carsten Thiel
  • Aus einer Heckrampe eines Flugzeuges fährt ein getarntes leichtes Fahrzeug heraus.

    Die Fernspäher und die Fallschirmspezialzüge bilden die Vorauskräfte. Einige von ihnen führen im Flugzeug oder Hubschrauber das Leichte Luftlandefähige Utility Terrain Vehicle, kurz LL UTV, mit sich.

    Bundeswehr/Carsten Thiel
  • Ein Hubschrauber ist gelandet, drei weitere dahinter befinden sich im Anflug auf das Flugfeld.

    Die ersten vier von insgesamt 14 Mehrzweckhubschraubern des Typs NHNATO-Helicopter-90 landen in Karansebesch in Rumänien

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Ein spanisches Fahrzeug fährt auf eine Waage; ringsherum deutsche und spanische Soldaten.

    Die multinationale Zusammenarbeit wird bei Swift Response großgeschrieben. Spanische Soldaten fahren ihre Fahrzeuge zum deutschen Luftumschlagzug, um sie zu wiegen – alles für die spätere Verladung der Fahrzeuge zum Lufttransport.

    Bundeswehr/Wolfgang Betz
  • Rucksack und Ausrüstung liegen auf einer Waage. Sie zeigt in roter Schrift 68,4 Kilogramm an.

    Die Anzeige der Waage spricht für sich. Nicht selten wiegt die Ausrüstung der Vorauskräfte, und hier speziell die der Fernspäher, so viel wie ein Mensch.

    Bundeswehr/Carsten Thiel
  • Hunderte Fallschirmjäger stehen in einer großen Halle in Reih und Glied.

    In einer riesigen Flugzeughalle legen die Fallschirmjäger ihre Fallschirme plus Ausrüstung an. Nach erfolgreicher Überprüfung ertönt der Schlachtruf „Glück ab!“

    Bundeswehr/Nico Engler
von PIZ Heer

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