Heer
Gelöbnis mit Kanzlerin

Tapfer für Deutschland - Endlich Soldat

Tapfer für Deutschland - Endlich Soldat

Datum:
Ort:
Seedorf
Lesedauer:
7 MIN

Die Rekruten Lennard Walter und Simon Brunssen haben ihre Grundausbildung im Fallschirmjägerregiment 31 erfolgreich bestanden. Mit dem Gelöbnis in Seedorf endet die erste Phase ihrer noch jungen militärischen Karriere. Im Interview berichten sie über das Leben als Soldaten, ihre Pläne und die Vorfreude auf ein Treffen mit der Bundeskanzlerin.

Mehrere Soldaten stehen singend im Stillgestanden in einer Formation.

Die Rekrutinnen und Rekruten singen während ihres Gelöbnisses die deutsche Nationalhymne

Bundeswehr/Julia Dahlmann

Warum habt Ihr Euch entschieden, zur Bundeswehr zu gehen?

Simon Brunssen: Tatsächlich wollte ich ursprünglich nur zur Bundeswehr, um die Corona-Phase zu überbrücken. Ich hatte davor bereits ein Studium begonnen, aber an der Universität waren die Bedingungen durch die ausbleibenden Präsenzphasen so schlecht, dass ich das Semester dann relativ schnell wieder abgebrochen habe. Ein Hauptgrund dafür war vor allem meine fehlende Disziplin. Mir fiel es schwer, mich online und aus der Ferne zeitgerecht zu organisieren. Zudem kam der Kontakt zu anderen Kommilitonen einfach nicht zustande. Diese beiden Gründe haben mich letztlich auch zur Bundeswehr geführt. Ich habe mich erstmal nur für die Mindestdienstzeit entschieden – das heißt, ich bin derzeit noch Freiwillig Wehrdienstleistender für ausschließlich sieben Monate. Allerdings hat mich die Truppe so überzeugt, dass ich darüber nachdenke, meine Dienstzeit zu verlängern. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich darüber hinaus den Antrag auf Reserveoffizier stelle. Dennoch, mein Ziel bleibt zunächst eine Karriere in der zivilen Wirtschaft.

Lennard Walter: Ich war tatsächlich schon mal bei der Bundeswehr. Bis 2019 habe ich bereits meinen Dienst als Mannschafter geleistet. Dort stellte ich dann aber irgendwann fest, dass ich nicht ausgelastet bin und bin raus aus der Truppe, um mein Fachabitur nachzuholen. Danach wollte ich unbedingt zurück und habe mich auf die Laufbahn der Offiziere beworben. Und das hat glücklicherweise auch direkt geklappt. Jetzt kann ich bald – so jung – Soldatinnen und Soldaten führen und habe mehr Verantwortung in meinem Beruf. Genau das ist es, was ich wollte. Natürlich freue ich mich auch auf das Studium, das mit dem Karriereweg eines Offizieranwärters einhergeht. Ich werde Human Ressource Management an der Universität der Bundeswehr in München studieren.

Mit Mutti-Zettel zur Bundeswehr

Zwei Soldaten stehen in Uniform vor einer Kasernenmauer und sprechen miteinander.

Die Rekruten Simon Brunssen (l.) und Lennard Walter freuen sich nach der intensiven Grundausbildung auf ihr Gelöbnis in Seedorf

Bundeswehr/Jessica Schlag

Wie habt Ihr über die Möglichkeiten einer Karriere in der Bundeswehr erfahren und was haben Eure Familien dazu gesagt?

Brunssen: Ich habe in zweierlei Hinsicht mehr über die Streitkräfte erfahren. Zum einen war die Bundeswehr sehr präsent an meiner Schule, wie zum Beispiel an Berufswahltagen. Das fand ich damals schon sehr interessant. Auf der anderen Seite habe ich einen sehr guten Freund, der schon länger Soldat ist. Und er hat immer wieder von seinen Erlebnissen erzählt und hat mir das persönlich sehr schmackhaft gemacht. Und letztlich haben mich diese beiden Faktoren überzeugt. Meine Eltern waren durch die Entscheidung sehr zwiegespalten. Tatsächlich komme ich aus einer ziemlich pazifistischen Familie. Seit drei Generationen bin ich der Erste, der sich für die Bundeswehr entscheidet. Meine Mutter hat vor allem die Sorge, dass ich in den Auslandseinsatz geschickt werde. Mein Vater freut sich hingegen darüber, dass ich nun hoffentlich meine fehlende Disziplin in den Griff bekomme. Meine Freunde waren nicht wirklich von der Idee überzeugt, aber sehen schon die Vorteile der Truppe.

Walter: Bei mir war das ähnlich. Ich habe viele Bekannte bei der Bundeswehr, die häufig von ihren Erfahrungen berichtet haben. Der wesentliche Grund, warum ich mich letztlich für diesen Weg entschieden habe, ist mein mittlerweile verstorbener Großvater, der unter anderem schon im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte. Mit seinen Geschichten hat er mich besonders geprägt, sodass ich mich schon mit 17 und einem nötigen Mutti-Zettel dazu entschieden hatte, mich zu verpflichten. Dafür bin ich meiner Mutter auch sehr dankbar, denn eigentlich war sie kein Fan davon, als sie von meiner Entscheidung hörte. Man liest immer viel in den Nachrichten, die ganzen Konflikte und schlimmen Ereignisse – daher war bei ihr die Sorge groß, dass auch mir etwas zustoßen könnte. Mein Vater stand bereits von Beginn an hinter meiner Entscheidung und war auch stolz darauf – insbesondere, weil er wusste, dass ich nun Werte, wie Disziplin, Sorgfalt usw. vermittelt bekomme. Auch meine Freunde fanden die Idee cool und haben das alle befürwortet, auch wenn die meisten von ihnen selbst nicht zur Bundeswehr, sondern zur Polizei gegangen sind.

Wie geht es für Euch nach der Grundausbildung weiter?

Walter: Im Anschluss an das Gelöbnis folgt die Spezialgrundausbildung. Dafür bleibe ich auch in Seedorf stationiert. Danach geht es für mich entweder auf den Fahnenjunkerlehrgang, wo ich mir mein Offizierspatent verdiene, oder auf den Springerlehrgang, bei dem ich das Fallschirmspringen lerne.

Brunssen: Auch für mich steht erstmal die Spezialgrundausbildung an, bei der wir nochmal viel tiefer in die Truppengattung eintauchen und lernen, was es bedeutet, Fallschirmjäger zu sein. Aufgrund meiner noch kurzen Dienstzeit kann ich nicht in einer Kampfkompanie eingesetzt werden, sondern bin dann erstmal für die 1. Kompanie geplant. Diese Kompanie hat in dem Regiment eher einen Unterstützungsauftrag und dort ist es für mich einfacher, einen Dienstposten zu bekommen, für den ich nicht erst monatelang ausgebildet werden muss. Allerdings plane ich ja zu verlängern und hoffe, dann auch eine spezialisierte Fallschirmjägerausbildung zu erhalten.

Kameradschaft keine leere Worthülse

Ein Soldat mit Waffe hilft einem anderen Soldaten an einer Eskaladierwand.

Um in der Grundausbildung zu bestehen, müssen die Rekruten zu Kameraden werden. Nur gemeinsam können sie erfolgreich sein.

Bundeswehr/Marco Dorow

Was waren Eure prägendsten Erlebnisse in der Grundausbildung?

Walter: Mein schönster Moment liegt erst eine Woche zurück. Dort hatten wir unser zweites großes Biwak draußen im Wald. Nach zwei Tagen Schlafentzug und viel Stress hat sich vor allem eines bewährt: die Kameradschaft. Wenn es kalt in der Stellung ist und man nach der Wache müde und geschlaucht zurück zum Platz der Gruppe kommt – dann wartet da schon ein Kamerad am Feuer mit einem frisch aufgewärmten Tee in der Hand. Das sind die kleinen Momente als Soldat, die einem bewusstmachen, dass Kameradschaft keine leere Worthülse ist. Insgesamt hatte ich echt Glück mit meiner Gruppe. Wir haben uns gegenseitig bis zum Ende unterstützt. So etwas findet man nur beim Militär. Weniger schön waren für mich immer die Schwimmeinheiten. Ich bin leider nicht der begabteste Schwimmer, aber auch da habe ich mich dann irgendwie durchgeboxt.

Brunssen: Missfallen hat mir persönlich, dass es in meiner Gruppe einen großen personellen Durchlauf gab - soll heißen, dass viele Kameradinnen und Kameraden die Grundausbildung abgebrochen oder nicht bestanden haben. Viele waren einfach mental noch nicht bereit, um sich dem System „Befehl und Gehorsam“ unterzuordnen. Vielen fehlte auch einfach der Durchhaltewillen, obwohl wir und auch die Ausbilder alles versucht haben, um die Kameraden zu motivieren, dabei zu bleiben. Andererseits war ich begeistert davon, wie schnell man doch zusammenwachsen kann. Nach nur wenigen Tagen in der Grundausbildung kannte ich meine Stubenkameraden schon fast so gut, wie meine Freunde von Zuhause. Und genau das ist es, was ich mir vorher gewünscht hatte: neue Menschen kennenlernen und vielleicht auch neue Freunde finden. Und letztlich waren es diese engen Beziehungen, die uns am Ende geholfen haben, alle an einem Strang zu ziehen und die Grundausbildung erfolgreich zu bestehen.

Was sind Eure Gedanken zum Gelöbnis?

Walter: Ich bin ziemlich aufgeregt. Das ist letztlich die finale Krönung unserer Grundausbildung. Hinzukommt, dass die Bundeskanzlerin, die Verteidigungsministerin und auch der Generalinspekteur der Bundeswehr teilnehmen werden. Eine größere Ehre gibt es eigentlich nicht für uns Rekruten. Ich freue mich riesig. Genau wie meine Mutter. Sie ist natürlich sehr stolz auf mich. Toll ist, dass nach der langen Coronazeit endlich wieder Gelöbnisse mit Familien und Freunden stattfinden können. Das Gelöbnis gibt uns nochmal ein besonderes Wir-Gefühl. Wir leisten im Verbund einen Eid und uns ist klar, welche Tragweite das für uns alle hat – im schlimmsten Fall geben wir unser Leben.

Brunssen: Ich freue mich sehr auf diesen Tag. Besonders, weil die Kanzlerin vorbeikommt – da habe ich doch schon ein flaues Gefühl im Magen. Egal, der Tag wird toll. Es ist ein wichtiger Schritt im Leben eines Soldaten. Und diesen Tag zusammen mit den Kameraden zu begehen, die in Afghanistan bei der Evakuierungsoperation gezeigt haben, was Soldatsein im Ernstfall bedeuten kann, ist für mich eine besondere Ehre. Die Kameraden sind Vorbilder, denn sie haben bewiesen, dass der Eid beim Gelöbnis nicht nur ein theoretischer Satz ist: Sie haben es nicht nur geschworen, sie sind tatsächlich tapfer eingetreten für Freiheit, Recht und Frieden.

„Kommt her und haltet durch“

Soldaten stehen links und rechts an einer Truppenfahne und halten die linke Hand darüber.

Die Rekrutinnen und Rekruten des Fallschirmjägerregiments 31 leisten ihren Eid beim Gelöbnisappell in Seedorf

Bundeswehr/Jessica Schlag

Was würdet Ihr denjenigen sagen, die noch mit der Entscheidung hadern, zur Bundeswehr zu kommen?

Walter: Für alle, die es in der Truppe versuchen wollen: Macht das. Kommt her und haltet durch. Es ist hart, aber es lohnt sich, zumindest einmal die Grundausbildung zu durchlaufen. Das gibt gute Werte und Prinzipien mit, die einem selbst im Leben weiterhelfen, und außerdem sieht man erst dann, was die Bundeswehr eigentlich kann und ob der Dienst in den Streitkräften etwas für einen selbst ist. Anders kann ich keinen authentischen Einblick gewinnen. Für mich ist die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber und ich bin sehr froh, hier dienen zu dürfen.

Brunssen: Dem kann ich mich nur anschließen. Kommt zur Bundeswehr und macht Euch selbst ein Bild. 

von Maximilian Kohl

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