Heer
Strukturelle Anpassung

Symposium Infanterie in Hammelburg

Symposium Infanterie in Hammelburg

Datum:
Ort:
Hammelburg
Lesedauer:
4 MIN

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Die Einführung des schweren Waffenträgers auf Basis des GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxers, die Umstellung der Offizierausbildung und die Neugestaltung des militärischen Nahkampfs waren Themen einer Tagung an der Infanterieschule des Heeres in Hammelburg. Brigadegeneral Michael Matz, Kommandeur der Schule und General der Infanterie, hatte Anfang November Führungskräfte infanteristischer Verbände und Soldatinnen und Soldaten höherer Kommandobehörden zum Symposium eingeladen.

Ein Soldat steht am Rednerpult, hinter ihm eine Projektionswand.

Die Landes- und Bündnisverteidigung und das internationale Krisenmanagement müssen in ein vernünftiges Gleichgewicht gebracht werden“, sagt Generalleutnant Stephan Thomas zu Beginn des Symposiums der Infanterie in Hammelburg

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Generalleutnant Stephan Thomas, Kommandeur der Deutschen Anteile Multinationale Korps/Militärische Grundorganisation, ordnete in seiner Rede zu Beginn des Symposiums die neue Ausrichtung der Bundeswehr auf Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BVLandes- und Bündnisverteidigung) ein und zeigte auf, welche Herausforderungen es gibt. Es gehe „um nicht weniger als den Einstieg in eine der größten strukturellen Anpassungen der deutschen Streitkräfte in den letzten 20 Jahren und die Chance, die Reaktionsfähigkeit und Einsatzbereitschaft des Heeres auf ein neues Niveau zu heben, das den sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Rechnung trägt.“ Dafür müssten die „Kaltstartfähigkeit“ der Verbände, die personelle und materielle Einsatzbereitschaft und das Zusammenwirken in Fähigkeitsverbänden verbessert werden. Dies bedeute jedoch nicht, dass das internationale Krisenmanagement (IKMInternationales Krisenmanagement) weniger im Fokus stehe, sondern eher, dass die LV/BVLandes- und Bündnisverteidigung und das IKMInternationales Krisenmanagementin ein neues Gleichgewicht“ gebracht werden müssten.

Schwerer Waffenträger

Ein kleines Kettenfahrzeug steht eine einem Waldrand, aus dem Panzerturm schaut ein Soldat.

Der schwere Waffenträger wird den Waffenträger Wiesel ablösen. Der „Neue“ wird die Komponenten Waffenwirkung, Schutz und Mobilität noch besser in sich vereinen.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Die Durchsetzungsfähigkeit und Mobilität der Infanterieverbände nachhaltig zu steigern, sei das Ziel der Einführung des „Schweren Waffenträgers Infanterie“. Dieser wird auf Basis des Gepanzerten Transportkraftfahrzeugs (GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer realisiert und soll mit einer 30 Millimeter Bordmaschinenkanone und dem Waffensystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem ausgestattet werden. MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem ist ein leichtes Lenkflugkörper-System. Es dient der Bekämpfung von Zielen am Boden wie Kampfpanzern, gepanzerten Waffensystemen oder gehärteten Stellungen. Die Nutzung des Fahrgestells des GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer steigert, im Vergleich zum Waffenträger Wiesel, die Mobilität und den Schutz der Besatzung. Die Bordmaschinenkanone ist hierbei baugleich zu der im Schützenpanzer Puma. Weitere Rundumblick-Optroniken sowie Warn- und Beobachtungssysteme vervollständigen den Turm. Gemäß derzeitiger Planung soll 2025 mit der Ausbildung an dem Waffensystem begonnen werden und die ersten drei Infanteriebataillone bis 2027 damit ausgestattet werden.

Die Prägung ist der Schlüssel für den Nachwuchs

Ein Soldat steht vor einer Projektionswand, links von ihm ein Rednerpult.

Die neue Ausbildung des Offiziernachwuchses ist auf einem guten Weg. Die Prägung zeigt Wirkung. Wir müssen aber spezifischer ausbilden“, sagt Major Andreas Mathes.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Der Fahnenjunkerlehrgang wurde reformiert. Ob dies bislang gut und zielführend umgesetzt wurde, darüber sprach Major Andreas Mathes, Chef der XIII. Inspektion. Ziel des Lehrgangs sei es, dass die Trainingsteilnehmer später andere Soldatinnen und Soldaten in einfachen militärischen Lagen ausbilden und führen können. Dabei sollten die Ausbilder immer den bereits erreichten Ausbildungsstand der Soldaten beachten, welche die Grundausbildung und die anschließende Spezialgrundausbildung absolviert haben und jeweils über unterschiedliche Fähigkeiten im Umgang mit den Handwaffen verfügen. Das Fazit des Inspektionschefs: „Mit der Neugliederung des Fahnenjunkerlehrgangs erreichen wir die Truppengattungsprägung. Die Motivation der Trainingsteilnehmer ist hoch und die körperliche Leistungsfähigkeit können wir als ,gut‘ einstufen.„ Es bestehe jedoch weiterhin Verbesserungsbedarf. So werde der Schießausbilderanteil nochmals angepasst, auch werde der Fahnenjunkerlehrgang sukzessive auf das Modell der kompetenzorientierten Ausbildung umgestellt. Der wichtigste Aspekt bleibe jedoch, so Mathes, dass der truppengattungsspezifischen Ausbildung noch mehr Gewicht beigemessen werden müsse. Das bedeutet, dass Jäger, etwa noch tiefer in spezifischen Ausbildungsthemen geschult werden sollen.

Zwei-Stufen-Modell bei der Nahkampfausbildung

Ein Soldat steht vor einer Projektionswand.

Oberstleutnant David Thomas erläutert, wie künftig die Nahkampf- und Einzelkämpferausbildung ablaufen soll

Bundeswehr/Benjamin Bendig

Die aktuellen Entwicklungen im Bereich des militärischen Nahkampfs, wie auch des Einzelkämpferlehrgangs, thematisierten der Chef der V. Inspektion, Oberstleutnant David Thomas und Hauptmann Jan Beier, Hörsaalleiter. „In besonderen Situationen ist zur Durchsetzung des militärischen Auftrages der Nahkampf der Soldaten notwendig“, leitete Thomas ein. Damit gemeint ist, dass die Nahkampfausbildung nicht mehr eine Fähigkeit nur von Spezial- oder Spezialisierten Kräften sein darf, sondern alle Truppenteile über eine Grundbefähigung im militärischen Nahkampf verfügen müssten. Dies sei auch das Ziel des neuen Zwei-Stufen-Modells. Hierzu sollen bereits im Jahr 2022 sechs Nahkampfausbildertrainings, wie auch drei darauf aufbauende Nahkampflehrertrainings stattfinden.

Ziel des Ausbildertrainings ist es, innerhalb von drei Wochen die Teilnehmer zu befähigen, selbst in der Stammeinheit auszubilden und die Basis- wie auch die Wiederholungsausbildung und das Techniktraining zu realisieren. Nahkampflehrer hingegen unterstützen die Ausbilder in Einheiten und Verbänden. Sie sollen die Vertiefungsausbildung gewährleisten und den Nahkampf etwa mit dem Gefechtsdienst und der Schießausbildung methodisch und didaktisch verknüpfen. Mit dem Einzelkämpferlehrgang sollen spezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben werden. Dazu zählt: Als Versprengter, also Abgeschnittener von der eigenen Truppe, soll man selbst und mit einem andere Versprengte erfolgreich zu den eigenen Truppen zurückkehren können. Die Neuplanung fußt auf der Grundlage eines modernen, kriegsnahen Einzelkämpferlehrgangs im Szenar für die Landes- und Bündnisverteidigung.

Heeresbergführer als Multiplikatoren

In einem Saal sitzen Soldaten in Reihen an Tischen. Vor ihnen steht ein Soldat vor einer Projektionswand am Rednerpult.

Urban Climbing: Seilunterstützte Zugangstechniken zum Eindringen in eng bebaute Gebiete gewinnen an Bedeutung, betont Hauptmann Niels Delenk

Bundeswehr/Benjamin Bendig

Ein neuer Aspekt auch für infanteristisch eingesetzte Verbände dürfte das sogenannte Urban Climbing sein. Diese, der Gebirgstruppe zugehörige Fähigkeit, ist in allen Szenarien, die die Bundeswehr auch in Zukunft abdecken muss, von Relevanz. Es bezeichnet seilunterstützte Zugangstechniken zum Eindringen in höhergelegene Stockwerke, den Bau und das Begehen von Sicherungsanlagen, das Abseilen oder Ablassen sowie das Retten und Bergen aus Höhen und Tiefen in urbaner, also eng bebauter Infrastruktur. Hierzu soll ein Verwendungslehrgang „Ausbilder UC“ etabliert werden, der für Heeresbergführer und Heereshochgebirgsspezialisten angeboten wird. Diese wiederum sollen als Multiplikatoren für die Truppenausbildung dienen.

von Thomas Heinl

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