Heer
Realistisches Szenario

Soldaten mitten in Donaueschingen

Soldaten mitten in Donaueschingen

Datum:
Ort:
Donaueschingen
Lesedauer:
4 MIN

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Das Jägerbataillon 292 bereitet sich derzeit intensiv auf den Auslandseinsatz in Mali im kommenden Herbst vor. Dazu üben die Soldatinnen und Soldaten erstmalig auch in der Innenstadt von Donaueschingen Szenarien, die eventuell im Einsatz auf sie zukommen könnten: mit großen gepanzerten Fahrzeugen durch enge Gassen fahren, gewaltsamen Konflikten begegnen und Gespräche mit Einheimischen führen.

Mehrere Soldaten laufen mit ihrem Gewehr Patrouille auf dem Gehweg durch eine Stadt.

Bald gehen die Soldatinnen und Soldaten des Jägerbataillons 292 in den fordernden Auslandseinsatz nach Mali. Auch in der Innenstadt Donaueschingens trainieren sie realistische Szenarien, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Bundeswehr/Anne-Sophie Zedler

Mit lauten Motorengeräuschen halten drei gepanzerte Radfahrzeuge auf den Parkplatz der Donauhallen, mitten in Donaueschingen. Aus jedem Fahrzeug steigt ein Soldat und untersucht die Umgebung auf versteckte Sprengfallen – eine Szene, wie sie täglich in Mali vorkommt. Über Funk befiehlt der Zugführer: „Absitzen, Ausrüstung anlegen und sammeln! Meine nächste Absicht ist es, um neun Uhr beim Polizeirevier zu sein.“

Warum üben die Soldaten des Jägerbataillons 292 in Donaueschingen? „Wir bereiten uns hier auf den Einsatz in Mali vor, weil wir hier viele reale Situationen abbilden können“, sagt Ausbildungsleiter Hauptmann Pascal Hille. „Zum Beispiel kann man hier das Fahren mit großen Fahrzeugen in engen Gassen üben und muss, wie auch in der Realität, Rücksicht auf die Bewohner einer belebten Stadt nehmen.“ Er selbst war vor zwei Jahren dort in Westafrika und gibt jetzt seine wertvollen Erfahrungen an die Kameraden weiter. „Alles, was wir heute machen, haben wir so oder so ähnlich im Einsatz erlebt“, so Hille weiter.

Nach der Befehlsausgabe des Zugführers bewegen sich die Soldaten auf beiden Straßenseiten zu Fuß in Richtung Polizeirevier. Zwischen parkenden Autos und Passanten laufen sie in voller Ausrüstung die Straße entlang. Die Donaueschinger Bürger nehmen das gelassen zur Kenntnis: „Beruhigend. Die Jungs sind ja von hier“, sagt Jürgen Niedler. „Lieber gut vorbereitet, wenn dann was passiert“, meint Tobias Podeswa, der den Soldaten auf der Straße begegnet.

Gespräch mit dem Polizeichef

Zwei Soldaten sitzen in einem Büro vor einem Schreibtisch, dahinter ein Polizist.

Die Gesprächsführung ist eine wichtige Aufgabe im Auslandseinsatz in Mali, um wertvolle Informationen zu sammeln

Bundeswehr/Anne-Sophie Zedler

An der Polizeistation angekommen, sichern die Jäger die Umgebung. Polizeichef Thomas Knörr erwartet sie bereits. Auch im echten Leben ist er der Chef des Donaueschinger Reviers. Heute spielt er einen malischen Polizisten. Hauptmann Hille erklärt: „Die Polizei ist sehr wichtig für unseren Auftrag. Durch sie erfahren wir, wo es Konflikte gibt. Genau das wird jetzt hier auf der Polizeiwache besprochen.“

Der Polizeichef macht den Soldaten klar, dass der Zugführer nur zwei Soldaten mit in das Gebäude nehmen könne. Eine heikle Situation, denn der Zugführer will im Notfall seine Soldaten alarmieren. Man einigt sich. Schließlich soll das Gespräch in angenehmer Atmosphäre stattfinden.

Der Polizeichef erklärt, dass es einen Konflikt zwischen den Ortschaften Aasen, wo vorwiegend Ackerbauern leben, und Immenhöfen, ein Dorf mit Viehzüchtern, gibt. Natürlich ist das nur ein fiktives Übungsszenario. Die Viehzüchter bräuchten Platz und Futter für ihre Nutztiere. Die Aasener Bauern hingegen ernährten mit den Früchten der Felder ihre Familien. „In Mali sind das reale Konflikte, die auch blutig ausgefochten werden“, erklärt Hille – ein Grund für die deutsche Patrouille, sich die Lage vor Ort genauer anzuschauen. 

Typisch im Auslandseinsatz: Bauern gegen Viehhirten

Zwei Soldaten unterhalten sich auf einem grünen Feld mit einem Zivilisten.

Im Einsatz versuchen gelegentlich die Einheimischen eine Verbindung zu den Soldaten aufzubauen. Sie bitten die deutsche Truppe um Unterstützung. Wie die Soldaten dabei handeln, lernen sie bei der Einsatzvorbereitung.

Bundeswehr/Anne-Sophie Zedler

Mit diesen Informationen im Gepäck geht es für die Soldaten weiter. In ihren gepanzerten Fahrzeugen fahren sie aus der Innenstadt aufs Land und nutzen schmale Straßen und Feldwege Richtung Aasen. Auf einer großen Wiese, oberhalb der Ortschaft, gehen die Fahrzeuge in Stellung. Nach der ersten Prüfung auf Sprengfallen steigen die Soldaten aus. Mitten auf dem Feld sitzen zwei Bauern und bewachen ihr Land. Der Zugführer stellt sich vor. Einer der Bauern erklärt dem Soldaten, warum er Angst um seine nächste Ernte habe und bittet die Soldaten, ihm zu helfen.

Warum gerade diese Situation für Soldaten im Einsatz gefährlich werden kann, erklärt der Ausbildungsleiter: „Diese Situationen sind besonders schwierig für uns in Mali, da sich die Bundeswehr nicht in die Konflikte der Einheimischen einmischen darf und sich nicht auf eine Seite schlagen darf.“ Dies sei für viele Soldaten oft unbefriedigend und nicht leicht zu verkraften. Für den Bauern ist die Lage ernst: „Ich sitze seit mehreren Tagen auf meinem Acker und bewache ihn. Die Viehzüchter haben schon oft mein Land zerstört.“ Die Soldaten versuchen, ihn zu beruhigen und erklären ihm, dass sie nicht eingreifen dürfen. Sie versprechen ihm aber, sein Anliegen weiterzumelden. „Weitermelden ist oft das Einzige, was wir machen können“, sagt Hille.

Gefährlicher Biss

Zwei Soldaten stützen einen dritten Soldaten auf einer grünen Wiese.

Im Einsatzgebiet lauern auch ganz natürliche Gefahren auf die Soldaten. So muss sich die Truppe sogar auf Tierbisse vorbereiten. Hier muss schnell gehandelt werden.

Bundeswehr/Anne-Sophie Zedler

Als die Soldaten zu ihren Fahrzeugen zurückgehen, verliert plötzlich einer von ihnen das Bewusstsein und halluziniert. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in Mali sind“, sagt Hille. „Dort gibt es giftige Skorpione, Spinnen und Schlangen.“ In der Ausbildungssituation wurde der Soldat von einer Spinne gebissen. Jetzt kommt es auf jede Minute an. Der Verletzte muss so schnell wie möglich zu einem Arzt gebracht werden. Der Zugführer gibt den Befehl, die Spinne zu suchen und lässt auch den Bauer befragen. Warum die Suche nach der „Nadel im Heuhaufen“? „Im Feldlager gibt es Gegengifte, aber dazu muss man wissen, welches Tier einen gebissen hat“, sagt Hille. Am besten habe man das tote Tier, das einen gebissen hat, dabei.

Über Funk bekommen die Soldaten die Information, dass sie den Verwundeten ins Feldlager fahren müssen. Dazu muss er für den Transport vorbereitet werden. „Ausbildungsende“, ertönt es von Hauptmann Hille. Die Soldaten sammeln sich. Nun wird der Ausbildungstag ausgewertet. Was fanden die Ausbilder gut, was hätte man anders lösen können? „Heute war es nur eine Übung, aber in Mali können solche Situationen zur Realität werden. Nehmt den Einsatz nicht auf die leichte Schulter“, fasst Hille den Tag zusammen. Nach dem Ausbildungstag in Donaueschingen fahren die Soldaten mit wertvollen Eindrücken in die Fürstenbergkaserne zurück.

von Anne-Sophie  Zedler

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