Heer
Bundeswehr und Kirche

Soldaten feiern 54. Weltfriedenstag

Soldaten feiern 54. Weltfriedenstag

Datum:
Ort:
Würzburg
Lesedauer:
3 MIN

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Rund 150 Soldaten und zivile Gäste aus den umliegenden Bundeswehrstandorten haben Ende Januar gemeinsam mit dem Würzburger Bischof Dr. Franz Jung im Kiliansdom einen Soldatengottesdienst gefeiert. Anlässlich des 54. Weltfriedenstags ging Jung der Lehre des Heiligen Thomas von Aquin auf den Grund. Dabei warf er auch die Frage auf: „Gibt es einen gerechten Krieg“?

Soldaten in grauen Uniformen tragen Kreuz, Kerzen und die Heilige Schrift durch das Mittelschiff einer Domkirche.

Einzug in den Würzburger Kiliansdom: Beim Pontifikalamt zum Weltfriedenstag ministrieren die Soldaten des Stabes der 10. Panzerdivision aus Veitshöchheim

Bundeswehr/Oliver Schmidt

Wenn Soldaten als Ministranten dienen und die Geistlichkeit zum Altar geleiten, dann ist das auch ein Zeichen besonderer Wertschätzung seitens der Kirche gegenüber der Bundeswehr. Diese Wertschätzung sprach Bischof Dr. Franz Jung ganz offen aus: Er dankte während des Gottesdienstes den Soldaten, die oft unter unklaren militärischen, ethischen und politischen Bedingungen in den Einsatz entsandt werden. Damit nahm Jung das Thema seiner Predigt vorweg. „Gerade in diesen besonderen Coronazeiten ist es ein starkes Zeichen, dass die Soldatinnen und Soldaten in den Impfzentren, beim Aufspüren von Infektionsketten, oder in Alten- und Pflegeheimen mithelfen.“ Dass die Bundeswehr damit auch im zivilen Bereich helfe, „macht deutlich, dass sie eine Bürgerarmee ist.“

Das Blechbläserensemble des Heeresmusikkorps Veitshöchheim begleitete das Pontifikalamt von der Empore des Domes aus.

Die Lehre des Thomas von Aquin

Ein Pfarrer in festlichem Ornat steht vor dem Altar, daneben Ministranten in grauer Uniform.

Begleitet von den Ministranten in Uniform präsentiert Militärpfarrer Dr. Andreas Rudiger die Heilige Schrift

Bundeswehr/Oliver Schmidt

„Trotz der besonderen Umstände der Corona-Pandemie sind wir gern Ihrer Einladung gefolgt“, erklärte Oberstleutnant Wolfgang Hagedorn vom Stab der 10. Panzerdivision, stellvertretend für die Soldaten aller Garnisonen. Doch viele konnten dieses Jahr nicht dabei sein, weil sie im Auslandseinsatz sind oder in der Coronahilfe stehen. Allein 150 Soldaten kämpften derzeit in Mainfranken gegen die Folgen der Pandemie. Hagedorn erinnerte dabei an das Leitwort Papst Franziskus‘ zum Welttag des Friedens: „Die Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden.“ Die Notwendigkeit zur Achtsamkeit sei gerade in der jetzigen Krise in besondere Weise erfahrbar geworden. Die Bundeswehrsoldaten stünden für diese Kultur „in der Gemeinschaft, aber auch als verantwortungsbewusste, mündige Staatsbürger“.

Dass der Namenstag des Heiligen Thomas auf den Weltfriedenstag fällt, ist Zufall, aber er passt gut: Thomas von Aquin, einer der wichtigsten Theologen und Philosophen des Mittelalters, hat sich Fragen gestellt, die für Soldaten wichtig sind und er versuchte, Antworten zu finden. So sei ein Krieg dann gerecht, zitiert Bischof Jung das Werk von Thomas von Aquin, wenn er sechs wesentliche Bedingungen erfüllt: Er muss von einer legitimen Autorität geführt werden, aus einem gerechten Grund heraus, mit guter Absicht und der Weisheit letzter Schluss sein, wenn alle anderen Mittel der Konfliktlösung ausgeschöpft sind. Die Aussicht auf Erfolg und die Verhältnismäßigkeit der Mittel rundeten in der späteren Theologie diese Kriterien ab.

Eine gerechte Ordnung ohne Kriege

Ein Bischof mit Mitra steht vor einem steinernen Altar, dahinter sitzen weitere Geistliche.

Bei seiner Predigt zu Thomas von Aquins Lehre über den gerechten Krieg dankt Bischof Dr. Franz Jung (M.) den Soldaten für ihren Einsatz für die gerechte Sache

Bundeswehr/Oliver Schmidt

Der Würzburger Bischof fragte: „Gibt es überhaupt noch Kriege im klassischen Sinn?“ Eine Armee wie die Bundeswehr führe doch nur Einsätze für den Friedenserhalt oder humanitäre Schutzmaßnahmen gegen Terror, Menschenrechtsverletzungen und Genozid. Und ist womöglich die NATO eine legitime Autorität, wenn der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ausfällt? Die Frage nach dem gerechten Krieg, entwickele sich heute zur Fragestellung, was Kriterien für eine legitime Gewaltanwendung sein könnten.

„Veraltet sind die Grundsätze des Heiligen Thomas nicht“, erklärt Bischof Jung und ergänzt: „Man müsse sie heute neu durchdenken und interpretieren und so den Mittelweg finden zwischen absolutem Pazifismus und illusionsloser Realpolitik. Unsere Frage müsse doch sein, so sei es auch in der Kirche zu vernehmen, was eine gerechte Friedensordnung ist. „Wir müssen nicht den gerechten Krieg bestimmen, sondern fragen: Wie kann eine gerechte Ordnung in der Welt aussehen, sodass es gar nicht nötig ist, Kriege zu führen?“, machte Jung deutlich.

Am Ende der Messe dankte der Militärdekan Alexander Prosche aus Ulm, der mit dem Veitshöchheimer Militärpfarrer Andreas Rudiger und dem Hammelburger Militärpfarrer Sebastian Herbert konzelebrierte, dem Bischof für die traditionelle Einladung der Soldaten zum Welttag des Friedens. Ein besonderer Dank galt abschließend Elmar Fries, Pfarrhelfer im Veitshöchheimer Militärpfarramt. Fries organisiert seit 1999 den Weltfriedenstag in Würzburg und ist verantwortlich für die besondere Umsetzung des Gedenktages. Im September geht Fries in den Ruhestand.

von Karsten Dyba

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