Jagdkommando – höchste Form des infanteristischen Kampfes
Jagdkommando – höchste Form des infanteristischen Kampfes
- Datum:
- Ort:
- Hammelburg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Ausbildung zum Führer eines Jagdkommandos ist anspruchsvoll und kräftezehrend, Willensstärke und Verantwortungsbereitschaft sind gefragt. In hochkomplexen Operationen unter körperlicher Belastung und erschwerten Bedingungen führen die Soldatinnen und Soldaten einen verstärkten Zug. Getrennt von der eigenen Truppe lernen sie, den Kampf zu führen.
Sechs Wochen voller Entbehrungen, körperlichem und mentalem Stress, dazu die künstliche Verknappung von Schlaf und Nahrung – eine Situation, die die Lehrgangsteilnehmenden bereits vom Einzelkämpferlehrgang kennen. Dieser ist Voraussetzung, um am Lehrgang Führer eines Jagdkommandos teilzunehmen. Die Anforderungen sind jetzt weitaus höher: mehr Personalverantwortung, komplexere Lagen und ein straffer Ausbildungsplan. Am Ende der Ausbildung gelten die Soldatinnen und Soldaten als Spezialisten, also als Hochwertpersonal.
Jagdkommando – die auf sich gestellten Kämpfer
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Die zukünftigen Einsatzszenarien sind vielfältig. Oberstleutnant Andreas Wiechert, der Lehrgruppenkommandeur, erläutert: „Eingesetzt werden Jagdkommandos beispielsweise an offenen Flanken, in Lücken oder auch hinter feindlichen Linien, abgeschnitten von den eigenen Kräften.“ Mögliche Aufträge der Jagdkommandos sind der Schutz eigener Kräfte im rückwärtigen Raum, Schutz vor Angriffen oder Sabotageakten durch Luftlandekräfte, Kampf gegen gegnerische Jagdkommandos oder Banden. Der offensive Einsatz der Jagdkommandos ist ebenfalls denkbar, beispielsweise gegen feindliche Gefechtsstände, Fernmeldeeinrichtungen oder kritische Infrastruktur.
Hohe Anforderungen
„Die Grundlagen für den Lehrgang werden bereits in der Führerausbildung der Streitkräfte gelegt, die körperlichen Voraussetzungen dann anschließend im Einzelkämpferlehrgang festgestellt. Die Teilnehmer sind gestandene Gruppen- oder Zugführer, vereinzelt sogar Kompaniechefs“, erläutert Major Sascha Einig. Der Inspektionschef beschreibt: „Auch Spezialisten anderer Truppengattungen, wie zum Beispiel Spähzugführer oder Pioniere, werden in das Jagdkommando integriert, um dort ihre jeweiligen Fähigkeiten bereitzustellen.“ Das Wichtigste sei, in psychisch und physisch sehr belastenden Situationen unter Schlafentzug, mit viel Gepäck und wenig Nahrung über Tage hinweg zielführend und „mit wachem“ Kopf den Auftrag zu erfüllen. Der unbedingte Wille dazu sei essenziell.
Es komme vor allem darauf an, das Gelände lesen zu können, die Feindlage richtig zu beurteilen und aus der Aufklärung die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Der Schlüssel liegt in der Planung. Denn, egal wo das Jagdkommando eingesetzt wird, die Umsetzung muss präzise und effizient erfolgen, um kurzfristig mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine Kräfteüberlegenheit herzustellen“, bekräftigt Einig.
Aktueller denn je
Jagdkommandos seien keinesfalls „ein alter Hut“, bestätigt Chef Einig. „Aktuelle Szenarien zeigen es: Es braucht teilweise kleine Einheiten mit guter Ausstattung und einer breiten Palette von Fähigkeiten, dazu den unbedingten Willen zum Sieg, um einen hoch mechanisierten, überlegenen Feind zu schlagen.“
Lehrgruppenkommandeur Wiechert beschreibt die aktuellen Herausforderungen. „Der Lehrgang wird entlang der aktuellen Bedrohungslage justiert. Er ist zukunftsweisend, bedarf jedoch einiger Anpassungen. Neue Techniken und Verfahren werden eingeführt, denn die Art der Kriegsführung ändert sich stetig. Wir brauchen schnelle, sehr bewegliche und digital unterstützte Kräfte.“ Um diesen Veränderungen gerecht zu werden, bedürfe es der Einbettung von aktuellen Szenarien und einer Änderung der Ausbildungsmethoden. Beispiele hierfür seien unter anderem die Drohnenabwehr und die Änderung der Verfahrens- aber auch Kampfweise.
Die Grundlagen würden die gleichen bleiben, jedoch gewinne unter anderem der Einsatz in urbanem, also eng bebautem Raum oder der Schutz sensitiver Infrastruktur, etwa von Umspannwerken und Gasförderanlagen, mehr an Bedeutung. Dies werde sich auch in der Ausbildung niederschlagen. „Das Führen eines Jagdkommandos ist die höchste Form des infanteristischen Kampfes“, so Wiechert.
Fähigkeiten und Fertigkeiten
Die Trainingsteilnehmer werden befähigt, unter hoher körperlicher Belastung, ohne Unterstützungsmöglichkeiten, getrennt von der eigenen Truppe hochkomplexe Operationen umzusetzen – der Feind wird dabei immer als überlegen angenommen. Dies setze präzise Planung, die vollumfängliche Anwendung des Führungsprozesses und somit folgerichtige Entscheidungen voraus, so Wiechert. Es gilt, in schwierigen Szenarien den Überblick zu behalten und Manöverelemente so zu koordinieren, dass die Operation ein Erfolg wird. Die ausgebildeten Soldaten sind Multiplikatoren. In ihren Einheiten, Dienststellen und Verbänden bilden sie wiederum Soldaten aus.
Freude und Stolz
Die Verleihung der Abzeichen ist der krönende Abschluss der Ausbildung. Die Belastung fällt ab und Freude und Stolz treten an deren Stelle. Der General der Infanterie und Kommandeur der Infanterieschule, Brigadegeneral Michael Matz, verleiht persönlich diese besonderen Abzeichen – für den bestandenen Lehrgang Führer eines Jagdkommandos.