Heer
Für den Ernstfall gewappnet

Übung Grand Eagle II in Litauen an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke

2.000 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland, Litauen, Tschechien, Polen und den USA trainieren gemeinsam in Pabradė.

Drei Soldaten liegen mit ihren Waffen hinter Bäumen in Stellung

Die Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 21 „Lipperland“ zeigen Präsenz in Litauen. Durch die permanent vorstationierten deutschen Kräfte des Forward Command Element, also des vorgeschobenen Gefechtsstandes, ist eine ständige Verbindung zu den litauischen Streitkräften gegeben. Damit ist eine Aufnahme weiterer deutscher Kräfte gewährleistet. Bei der Übung Grand Eagle II werden auch große Truppenkontingente samt Material von Deutschland aus schnell an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke transportiert. In Litauen erfolgt dann im Schulterschluss mit weiteren NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern der feuerstarke und durchsetzungsfähige Einsatz im Gefecht. Damit ist die Übung ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit der baltischen Staaten.

Ein Porträt von Generalleutnant Harald Gante, Kommandeur Einsatz
Generalleutnant Harald Gante , Kommandeur Feldheer Bundeswehr
„Wir können sehr stolz auf unsere Soldatinnen, Soldaten wie auch NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner sein. Ich sehe überaus großes Engagement auf allen Seiten. Ich bin absolut überzeugt, dass diese und kommende Übungen unsere Beziehungen mit Litauen immer weiter vertiefen werden.”

Interview mit Brigadegeneral Marco Eggert

Herr General, Ihre Brigade übt in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Litauen. Sie ist die erste Brigade der Mittleren Kräfte. Was ist deren bestimmendes Merkmal?

Brigadegeneral Marco Eggert

Wesentlich ist die Befähigung, dass unsere Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit ihren Waffensystemen auf eigener Achse schnell verlegbar sind. Das bedeutet, wir benötigen keine externe Unterstützung etwa der Bahn, durch Fähren oder auch Schwerlasttransporter. Wir sind durch unsere radgestützten Fahrzeuge sehr schnell und flexibel am Einsatzort und können noch aus der Bewegung heraus das Gefecht führen.

Hier bei Grand Eagle II üben Sie wieder multinational. Wie viele Nationen und Soldatinnen und Soldaten sind hier eingesetzt?

Brigadegeneral Marco Eggert

Wir üben gemeinsam mit Litauern, Polen, Tschechen, aber auch USUnited States-amerikanische Kräfte sind mit dabei. Insgesamt trainieren hier mehr als 2.000 Soldatinnen und Soldaten mit mehreren Hundert Fahrzeugen. Die 1.600 Kilometer Anmarsch nach Pabradė haben wir von Deutschland aus in vier Tagen absolviert.

Der Reserve kommt eine immer größere Bedeutung zu. Wie integrieren Sie die Reserve in diese Übung?

Brigadegeneral Marco Eggert

Für unsere Reservistinnen und Reservisten aus dem Jägerbataillon 921 ist das eine sehr gute Möglichkeit, an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke zu üben. Wir haben unsere Reservistenverbände aktiv in die Übung integriert. Auch die komplette Ausstattung mit dem neuesten Kampfbekleidungssatz Streitkräfte, kurz KBS SK, steigert natürlich die Motivation und Wertschätzung unserer Reservisten.

Das System Brigade ist der Schlüssel zum Erfolg, heißt es. Was versteht man darunter?

Brigadegeneral Marco Eggert

Unsere Jägerbataillone, hier im Fokus dabei die 91er aus Rothenburg, tragen ganz klar das Gefecht. Hinzu kommen aber auch die Fähigkeiten der Aufklärer zur Informationsgewinnung, der Pioniere zum Errichten von Sperren, der Logistiker, der Instandsetzer bis hin zu denen der Fernmelder und des Brigadestabes – jeder trägt zum Erfolg bei. Nur dann, wenn alle an einem Strang ziehen und jeder weiß, worauf es ankommt, nur dann können wir erfolgreich kämpfen.

Grand Eagle II erhöht ohne Zweifel die Einsatzbereitschaft zur Verteidigung der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke. Was ist es, was die Soldaten antreibt und motiviert?

Brigadegeneral Marco Eggert

Die schnelle Verlegung der Kräfte und der Einsatz an der Ostflanke sind unser Ziel. Wir signalisieren unseren Partnern: Auf uns ist Verlass. Mit den integrierten Übungsnationen wächst das gegenseitige Verständnis im Gefecht. Als erste Brigade der Mittleren Kräfte zeigen wir Flexibilität über große Distanzen, feuerstarken Einsatz vor Ort und sind mental wie auch ausrüstungstechnisch sehr durchsetzungsstark. Wir reagieren flexibel auf eine Vielzahl von Gefechtssituationen.

Reserve unterstützt an der Ostflanke

Die Flure im Zielgebäude sind voller Jäger und kein Ton ist zu hören. Mit den Mündungen ihrer Gewehre und Augen tasten sie Raum für Raum ab. Das Vorgehen ist gefährlich, hinter jeder Ecke könnte der Gegner auf sie zielend lauern. Die Reservisten des nicht aktiven Jägerbataillons 921 aus Schwarzenborn sind voll in die Übung Grand Eagle II in Litauen integriert.

Jäger gehören zu den Kampftruppen und sind vor allem für den Kampf in bebautem, bewaldetem Gelände ausgebildet. Gemeinsam mit den Gebirgs- und Fallschirmjägern gehören sie der Truppengattung der Infanterie an. Jäger in Reserve, das meint die Bezeichnung nicht aktiv, nehmen somit alle allgemeinen Aufgaben der Infanterie wahr und können bei Bedarf weitere Einheiten in ihren Spezialisierungen unterstützen. „Es fühlt sich sehr gut hier an, in dieser Übung seinen Beitrag zu leisten, gleich auf mit allen anderen Soldatinnen und Soldaten der Brigade“, erklärt Stabsgefreiter Yannick D*.

Manager und Kommandant eines Transportpanzers

Mit seinen 31 Jahren hat der Stabsgefreite schon einiges erlebt. Zwei Jahre als Fallschirmjäger und Joint-Fire- Support-Soldat, also Feuerunterstützer in Seedorf, sowie ein Studium in Geschichte und Englisch auf Lehramt stehen bei dem zweifachen Familienvater bereits im Lebenslauf. „Wenn ich nicht als Soldat und Jäger unterwegs bin, bin ich Marketingmanager in einem großen mittelständischen Unternehmen“, erzählt er in einer Übungspause. In Litauen ist D. unter anderem als Kommandant auf einem Transportpanzer Fuchs eingesetzt. Auf die Frage, warum er hier in Litauen neben seinen Kameraden übt, überlegt der Familienvater nicht lange. „Es ist wichtig, etwas zu tun, einen Beitrag zu leisten für die Sicherheit, in der wir leben.“ Däumchen drehen sei noch nie seine Sache gewesen, sagt er lächelnd.

Den Weg in das Schwarzenborner Jägerbataillon fand der Stabsgefreite tatsächlich über Gespräche mit weiteren Kameradinnen und Kameraden. Mit seinem Engagement im Heimatschutzregiment war zunächst die Verbindung zur Reserve gegeben. Aber Yannick D. wollte mehr. Gespräche mit Kameraden aus Schwarzenborn trugen schließlich zu seinem Entschluss bei, sich beim Jägerbataillon 921 auf einen Reservistendienstposten zu bewerben. 

  • Mehrere Soldaten laufen mit ihren Waffen in Vorhalte durch den Gang eines Gebäudes.

    In Litauen wird, wie hier beim Orts- und Häuserkampf, ausgebildet und trainiert: Die Reservisten des Jägerbataillons 921 sind voll in die Übung Grand Eagle II integriert.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Soldat mit seinem Sturmgewehr im Anschlag blickt genau in die Kamera.

    Für den Familienvater und Stabsgefreiten Yannick D. ist die Übung in Litauen ein ganz wichtiger Teil in seiner Laufbahn als Reservist

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Drei Soldaten, einer davon mit Maschinengewehr, liegen auf einem Hügel und beobachten das Gelände.

    Die Reserve wird in den Streitkräften immer wichtiger. Gut ausgebildet und ausgerüstet, kämpfen die Reservisten mit der aktiven Truppe mittlerweile auf Augenhöhe.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Soldat mit Funkgerät liegt auf dem Rasen, vor sich eine Karte, neben ihm ein zweiter Soldat.

    Der Orts- und Häuserkampf fordert die Reservisten besonders. Alles beginnt mit einer professionellen Befehlsausgabe.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Ein Soldat liegt mit seiner Waffe im Anschlag gut versteckt unter einem Baum.

    Deckung und Wirkung müssen ausgeglichen sein. Gut getarnt kann der Soldat mit seiner Waffe zielen und schießen und wird doch nicht entdeckt.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Bewaffnete Soldaten stehen dicht gereiht an einer Häuserecke.

    Angespannt: In wenigen Sekunden stürmen die Reservisten unter Deckungsfeuer zum nächsten Gebäude

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Soldaten stehen dicht gereiht in einem Gebäudeflur, einer sichert ein Fenster.

    Hinter jeder Ecke kann der Gegner zum Gegenstoß ausholen. Alle müssen sich konzentrieren und untereinander die Verbindung halten – im urbanen Gelände überlebenswichtig.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Soldaten stehen auf einer Häusertreppe im Feuerkampf.

    Orts- und Häuserkampf ist besonders gefährlich und damit anstrengend. Die Reservisten müssen in den verwinkelten und engen Treppen und Fluren der Gebäude sehr aufmerksam sein und schnell reagieren.

    Bundeswehr/Marco Dorow
  • Soldaten stürmen über eine freie Fläche.

    Es ist eine Win-win-Situation. Die Reservisten sind stolz darauf, mit der aktiven Truppe in Litauen zu üben und die aktive Truppe wird damit im Gefecht spürbar unterstützt.

    Bundeswehr/Marco Dorow

Das Mindset ist der Schlüssel

So unterschiedlich die zivilen Berufe oder selbstständigen Unternehmungen auch sind, die Familienväter und Ehemänner in Litauen eint ein Mindset, eine Einstellung, und ein Grundgedanke: Sie stehen zur Verteidigung im Ernstfall bereit und dafür trainieren sie regelmäßig. Doch dabei muss sie auch der Arbeitgeber unterstützen, der sie für die Zeit der Reserveübung freistellen muss. Hier hat der Stabsgefreite ein Rezept und beschreibt, wie er bereits beim Vorstellungsgespräch zum Marketingmanager das Thema ansprach. „Ich hatte zum ersten Gespäch bei der Einstellung gleich meinen Übungsplan dabei und habe offen über meine persönlichen Beweggründe als Reservist gesprochen. Das führte auf beiden Seiten zu einer sehr einvernehmlichen Stimmung“, so der 31-Jährige.

Jetzt beim Orts- und Häuserkampf ist das alles vergessen und sein Fokus liegt voll auf dem Gefecht. Raum um Raum und Stockwerk um Stockwerk kämpfen die Reservisten in einem Gebäude frei. In mehreren Gruppen greifen sie auf die Häuserformationen an.

Keine Unterschiede im Gefecht

„Wir erfahren hier viel Wertschätzung, und das motiviert ungemein“, erläutert Yannick. Es gebe große Schritte nach vorn. Die Ausbildung und auch die materielle Ausstattung seien auf sehr hohem Niveau. „Jeder von uns verfügt etwa über den Kampfbekleidungssatz Streitkräfte, kurz KBS SK. Das bedeutet, wir haben stets eine optimale Wahl zwischen verschiedenen Bekleidungsstücken. Kleidung und Ausrüstung passen wir dem jeweiligen Auftrag und der Situation an. Das System Modulare Ballistische Schutz- und Trageausstattung, kurz Mobast, komplettiert unsere persönliche Ausrüstung.“

Die Integration und die Zusammenarbeit mit der aktiven Truppe sind gekennzeichnet durch Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe. „Für meine Kameraden und mich ist es ein sehr gutes Gefühl, gemeinsam auf gleichem Niveau in Ausbildung und Ausstattung mit der Truppe zu kämpfen. Es zeugt auch von Vertrauen, uns hier an der Ostflanke einzusetzen.“

  • Grand Eagle II in Litauen

    Bei der Übung trainieren die Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 21. Die Mittleren Kräfte zeigen Schlagkraft und Präzision. In Phase 1 verlegen die Soldaten im Straßenmarsch von Deutschland nach Litauen.

    Mehrere Fahrzeuge fahren auf einer Landstraße hintereinander.
  • Fähigkeiten aufbauen

    Mit einzelnen Ausbildungsabschnitten bereiten sich die Soldatinnen und Soldaten auf die große Gefechtsübung vor, hier auf der Schießbahn

    Ein Soldat mit einem Fernglas steht auf einer Schießbahn in sandigem Gelände.
  • Jeder Schuss ein Treffer

    Mit der Granatmaschinenwaffe bekämpfen die Jäger leicht gepanzerte Ziele am Boden. Die Entfernung kann dabei bis zu 1.600 Meter betragen.

    Ein Soldat schießt mit einem großen Granatwerfer, ein Soldat neben ihm lädt Munition nach.
  • Ganz besondere Munition

    Das Granatabschussgerät wird an ein Sturmgewehr G36 montiert. Der Schütze bekämpft damit leicht gepanzerte Ziele auf eine Entfernung von etwa 350 Meter.

    Ein Soldat schießt mit einem großen Granatwerfer.
  • Schnell und präzise

    Neben allen großen Waffensystemen beherrschen die Jäger auch ihre Waffen der persönlichen Ausrüstung. Die Pistole P8 dient häufig als Zweitwaffe und wird auch im Nahkampf eingesetzt.

    Ein Soldat mit Helm schießt mit einer Pistole.
  • Gewaltig gegen Panzer

    Bis zu 700-Millimeter-Panzerstahl durchschlägt die Panzerfaust 3. Sie wird auch als Bunkerfaust, also gegen Stahlbeton eingesetzt.

    Ein Soldat schießt mit einer Panzerfaust.
  • Alles wissen

    Gesprächsaufklärung: Soldaten der Aufklärer erlangen in gezielt geführten Gesprächen Informationen, die für die Gefechtsführung von hoher Bedeutung sind

    Drei Personen sprechen in einem abgedunkeltem Raum.
  • Mittlere Kräfte – schnell und durchsetzungsstark

    Das Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug (GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer ist das „Mutterschiff“ der Infanterie. Radgetrieben und hochflexibel mit einer durchsetzungsstarken Waffenanlage – das sind die Hauptmerkmale der Mittleren Kräfte.

    Zwei Fahrzeuge fahren auf einem Waldweg hintereinander.
  • Geordnet in das Gefecht

    Jäger sind meist abgesessen und in engen schwierigen Räumen oder dicht bewaldetem Gebiet unterwegs. Eine präzise Befehlsausgabe ist dann entscheidend für den Erfolg.

    Mehrere Soldaten liegen auf Waldboden, zwei stehen vor ihnen.
  • Feuer frei!

    Das Beherrschen der Handwaffen ist für die Jäger eine Lebensversicherung, in jeder Situation muss jeder Schuss ein Treffer sein.

    Drei Jäger, versetzt nebeneinander, kämpfen mit ihren Handwaffen im Wald.
  • Bewegung hemmen und fördern

    Als Kampfunterstützer sind die Pioniere enorm wichtig und effizient. Mit dem Einsatz von Panzerabwehrminen etwa hemmen sie die Bewegungen des Feindes und können gleichzeitig die Bewegung der eigenen Truppe fördern.

    Pioniere verlegen mit einem Verlegesystem auf eine Lkw Panzerabwehrminen.
  • Gut versorgt nach deutschem Standard

    Das schwere geschützte Sanitätskraftfahrzeug Boxer bietet höchsten Standard: In der Basisversion können sieben sitzende oder drei liegende Verwundete gleichzeitig und sicher transportiert werden.

    Drei Radfahrzeuge mit Rotem Kreuz fahren auf einem sandigen Weg.
  • Nichts geht ohne Instandsetzung

    Die Soldaten der Instandsetzung sind in der Lage, die Module der Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeuge Boxer komplett zu tauschen. Das verkürzt die Ausfallzeiten auf ein Minimum.

    In einer Halle hebt ein Kran ein Fahrzeugmodul an. Ein Soldat steuert dies mit einer Fernbedienung.
  • Gegen jede Bedrohung

    Eine Gefahr ist immer der gegnerische Einsatz von atomaren, biologischen oder chemischen Kampfmitteln. Die Spezialisten der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe unterstützen bei Grand Eagle II und dekontaminieren die Militärfahrzeuge.

    Ein Soldat in Schutzkleidung sprüht ein Gefechtsfahrzeug ab.
  • Gefährdete Infrastruktur

    Litauer und Deutsche besprechen den Schutz von gefährdeter Infrastruktur. Für den Gegner sind beispielsweise Brücken und Bahnlinien immer ein lohnendes Ziel.

    Ein deutscher und ein litauischer Soldat sprechen miteinander.
  • Tschechische Präzision

    Tschechien beteiligt sich mit der Radhaubitze DANA an der Übung. Als Hauptbewaffnung dient das 152-Millimeter-Artilleriegeschütz. Für den Nahkampf verfügt die Radhaubitze über ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr.

    Eine schwere Haubitze fährt im Gelände.
  • Erste Hilfe nach Verwundung

    Ausbildung und Übung sind der Garant dafür, dass im Ernstfall alles funktioniert. So werden auch Sanitätseinlagen mit verwundeten Soldaten regelmäßig geübt.

    Ein Soldat liegt im Wald am Boden.
  • Kein Feuer ohne Beobachtung

    Der Spähwagen Fennek kommt auch bei den Joint Fire Support Teams zum Einsatz. Sie benutzen ihn zur Leitung der streitkräfteübergreifenden Feuerunterstützung, hier bei der Lenkung des Artillerie- und Mörserfeuers.

    Blick von hinten auf ein Fahrzeug in Deckung, vor ihm Einschläge der Artillerie, Rauch steigt auf.
  • Der Panzermörser M113

    Durch die sehr steile und gekrümmte Flugbahn der Geschosse bekämpfen die Soldaten sogar Ziele hinter Deckungen und das bis auf eine Entfernung von bis zu sechs Kilometern.

    Ein Mörser in einer Stellung bei der Schussabgabe, ein Feuerball mit Flugbahn ist zu sehen.
  • Panzerabwehrsystem MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem

    Mit dem Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystem (MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem) bekämpfen die Jäger Ziele am Boden wie etwa Kampfpanzer oder gehärtete Stellungen. Per Lichtwellenleiter kann die Rakete noch während des Fluges nachgelenkt werden.

    Ein Trupp bei der Schussabgabe von einem Sandhügel aus. Der Lenkflugkörper fliegt.

Der Mix der Fähigkeiten

Seit Wochen übt die Panzerbrigade 21 gemeinsam mit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten auf dem Truppenübungsplatz Pabradė in Litauen. Nach rund 1.600 Kilometer Straßenmarsch auf eigener Achse steht die Erhöhung der Einsatzbereitschaft im Vordergrund. Aufklärer, Jäger, Versorger sowie Pioniere der Panzerbrigade 21 nutzen jeden Tag der Übung Grand Eagle 2 zur Ausbildung.

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  • Ein gepanzertes Fahrzeug einen Waldweg entlang.
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    Der Mix der Fähigkeiten

    Gleißende Sonne über den Baumkronen der hochgewachsenen Kiefern. Am Boden das leise Wummern eines gepanzerten Transportpanzers. Das GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug vom Typ Boxer befindet sich in einem Versteck im Wald. Soldatinnen und Soldaten haben zügig einen Hinterhalt vorbereitet. Dieser verdeckte Angriff ist Teil einer komplexen Verzögerungsoperation. Feind aus Richtung Norden. Er soll an seinem weiteren Angriff gehindert werden. Artillerieeinschläge. Die ersten gegnerischen Gefechtsfahrzeuge wurden durch Steilfeuer zum Stehen gebracht und zerstört. Der Angriff wird nach einer kurzen Koordinierungspause fortgesetzt.

    Jetzt wird das vorderste Fahrzeug des Feindes durch eine zuvor verlegte Mine im Wald zerstört, daraufhin startet der Angriff des eingesetzten Jägerzuges. „Panzerfaust schießt!“, schreien die Soldaten durch den Wald, weitere feindliche Fahrzeuge werden vernichtet. Das ausgerufene Ziel ist schnell erreicht, der Feind muss seinen Angriff abbrechen und der Jägerzug sitzt schnellstmöglich auf die hochmobilen und geländegängigen GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer auf.

    Sie fahren in Richtung der eigenen Truppe – angehalten wird erst auf der nächsten Verzögerungslinie, dort wird ein weiterer Angriff auf den Feind geplant. Diese schnellen und dynamischen Gefechtssituationen übt die Jägertruppe, die zu den Mittleren Kräften gehören. Sie müssen ein abstandswirksames Gefecht führen, um den militärisch gleichwertig ausgestatteten Feind aufzuhalten. Eigene Verluste müssen vermieden, der agile Kampf mit regelmäßigem Wechsel der Gefechtspositionen mithilfe des GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer geübt werden. Gemeinsam mit einem litauischen Panzerabwehrzug auf dem Fahrzeug Vilkas werden weitere komplexe Gefechtsschießen umgesetzt. 

  • Ein Soldat sitzt im dunklen Raum und schaut durch eine getarnte Digitalkamera.
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    Aufklärung voraus

    Weit vor der eigenen Verteidigungslinie ist das Aufklärungsbataillon 7 im Einsatz. Aufklären bedeutet, Informationen beispielsweise über die Struktur und die Zahl feindlicher Einheiten und Kämpfer, die gegnerischen Waffen sowie die Lage und Struktur des Geländes zu erlangen. Im Ergebnis wird ein bedarfsorientiertes, zeitgerechtes und umfassendes Lagebild für die übergeordnete Führung erstellt. Informationsüberlegenheit ist seit jeher ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Bewältigung bewaffneter Konflikte.

    Die Aufklärer waren es, die dem Jägerzug die relevanten Informationen zum Feind zugespielt haben. Dadurch waren die Kampfeinheiten vorbereitet und konnten in ihrer Übung den Feind erfolgreich bekämpfen. Die Aufklärer aus Ahlen gelten als das „Auge der Brigade“. Sowohl mit Drohnen als auch mit dem menschlichen Auge können sie an Informationen gelangen. 

    In der Übung Grand Eagle 2 werden die Aufklärer kriegsnah ausgebildet. Das bedeutet: mit den Akteuren zu üben, die im Falle eines Krieges auch Seite an Seite mit einem gemeinsam kämpfen werden. Im Norden Litauens kooperieren die Aufklärer mit den litauischen freiwilligen Heimatschutzkräften. Das Gelände wird zusammen erkundet, in wenigen Tagen startet die gemeinsame Aufklärungsübung. Bis dahin trainieren die Soldatinnen und Soldaten der Einheit Aufklärungsdrohne LUNALuftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung das Handling des unbemannten Fluggerätes. Einmal in der Luft schafft die Drohne eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern. Mit hochauflösenden Tag- und Nachtsichtkameras können feindliches Gerät oder Minenfelder frühzeitig identifiziert werden.

  • Eine Soldatin sitzt auf dem Minenverleger, der von einem Lkw gezogen wird.
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    Pioniere als Wegebereiter für die eigene Truppe

    Explosive Kampfmittel sind eines der Spezialgebiete der Soldatinnen und Soldaten des Panzerpionierbataillons 1 aus Holzminden. Panzerpioniere sorgen dafür, dass der Weg für die eignen Truppenteile frei ist. Sie schlagen Schneisen, überwinden Sperren und Gewässer. Das Bataillon bereitet das Gefechtsfeld so vor, dass die eigenen Truppen verteidigen, angreifen oder sich ungehindert bewegen können. Sie fördern somit die Bewegungen der eigenen Kräfte. Dazu gehört auch, dass feindliche Minensperren mit eigenen Sprengstoffen geräumt oder geöffnet werden.

    Mit dem Minenverlegesystem 85 hemmen die Pioniere die Bewegungen des Feindes. Mit dem Minenverleger werden Panzerabwehrverlegeminen DM31 verlegt. Auf dem Zugfahrzeug werden weitere Minenpakete mitgeführt. Je nach Sperrforderung verlegen die Pioniere die Minen offen oder in der Erde verdeckt. Während der automatischen Zuführung der Minen über die Rutsche werden sie durch die Entsicherungsbaugruppe scharf gemacht.

    Für spezielle Aufträge verfügen die Pioniere über Großgeräte wie den Pionierpanzer Dachs. Die Pioniere nutzen ihn unter anderem zum Anlegen oder Überwinden von Baumsperren. Mit dem Minenräumpanzer Keiler werden Minensperren unter Panzerschutz schnell geöffnet. Der Brückenlegepanzer Biber ist in der Lage, Gräben, Hindernisse und kleinere Gewässer zu überbrücken. Sei es in der Verteidigung oder im Angriff, die Pioniere werden vielseitig eingesetzt. Sie sind Dienstleister für die kämpfende Truppe und versuchen jede Forderung möglich zu machen – auch wenn es notfalls heißt: improvisieren. Sie werden den kämpfenden Einheiten unterstellt und kennen den Bedarf der Truppe im Gefecht.

  • Mehrere Soldaten stehen in einer großen Halle. Ein Kran hebt ein Fahrzeugmodul an.
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    Instandsetzer und Materialbeschaffer im Dauereinsatz

    Wird ein Gefechtsfahrzeug während der Übung überbeansprucht, wird es zum Versorgungsbataillon 7 gebracht. Die Soldatinnen und Soldaten des Bataillons stellen die logistische Unterstützung der eigenen Kräfte sicher. Nachschub, Transport und Instandsetzung gehören zu ihren Hauptaufgaben. Sie versorgen Gefechtsverbände mit Verbrauchsgütern wie Munition, Betriebsstoffen, Ersatzteilen und Verpflegung. Mit Lkw oder Schwerlasttransportern transportieren sie fast alles von der Wasserflasche bis zum Kampfpanzer.

    Das schwierige Gelände auf dem Truppenübungsplatz Pabradė ist für Material und Personal herausfordernd. In großen weißen Zelten auf einer geschotterten Fläche stehen die Instandsetzer mit Schraubenschlüssel, mobilen Kran und jeder Menge technischen Know-how zur Verfügung. Tag und Nacht reparieren sie Schäden an Fahrzeugen. Das Gerät möchten sie schnellstmöglich wieder an die Truppe zurückgeben. 

    Seit Übungsbeginn wurden Ersatzteile für rund 1,8 Millionen Euro mitgeführt und beschafft. Diese erhalten die Techniker von der logistischen Umschlagstaffel. Material wird angefordert, aus dem deutschen Materiallager bis nach Litauen geliefert und nach kurzer Zeit ist das Ersatzteil bereits verbaut. Durch das mobile Lager wurden bisher etwa 719 Materialpositionen geschleust – von Schrauben über Reifen bis hin zu einem neuen Triebwerk. Eng getaktete logistische Prozesse und die hohe Motivation der Soldatinnen und Soldaten bei der Reparatur und Instandsetzung der Fahrzeuge bestimmen den Alltag im Versorgungspunkt, der das Rückgrat der Panzerbrigade 21 ist.

  • Zwei bewaffnete Soldaten gehen hinter einer weißen Häuserwand in Deckung, ein Soldat stürmt voran.
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    Auch Reservisten sind in Litauen dabei

    Orte, wie der Versorgungspunkt der Brigade, müssen stets gesichert und vor Sabotage geschützt werden. Für den Auftrag der Sicherung steht der Brigade unter anderem das Jägerbataillon 921 zur Verfügung. Das nicht aktive Bataillon wird personell durch Reservistinnen und Reservisten der Jägertruppe gestellt. Regelmäßig werden sie, neben ihrem zivilen Arbeitsalltag, militärisch ausgebildet. Entweder am Wochenende, freigestellt durch den Arbeitgeber oder im Urlaub ziehen die Reservistinnen und Reservisten ihre Uniformen an und werden wieder Soldaten. Eine Mehrbelastung, die die Soldatinnen und Soldaten gern auf sich nehmen. 

    Waldkampf, Sicherung von Gefechtsständen oder Ortskampf sind typische Ausbildungsthemen, untypisch jedoch ist der Ort der Ausbildung in diesem Fall. Statt zu Hause im heimischen Wald trainieren die Reservisten im litauischen Pabradė während der Übung Grand Eagle 2. Ausgestattet mit dem neuesten Bekleidungssatz der Bundeswehr erfahren sie kriegsnahe Ausbildung und werden aktiv in die Übung integriert. In dem kommenden Ausbildungsabschnitt des Aufklärungsbataillons 7 sind die Reservisten aus Schwarzenborn für die Sicherung des Aufklärer-Gefechtsstandes verantwortlich.

    Die Panzerbrigade 21 ist ein vielfältiger Großkampfverband des deutschen Heeres. Sie kann im Gefecht nur bestehen, wenn alle Akteure gemeinsam an einem Strang ziehen. Der Jäger muss mit dem Pionier oder der Versorger mit dem Aufklärer und andersrum – zusammenarbeiten, nur so können die Aufträge auf dem überdehnten Gefechtsfeld gemeistert werden. Die Brigade ist die erste des Deutschen Heeres, die der neuen Kräftekategorie „Mittlere Kräfte“ zugeordnet ist. Mit den radbeweglichen, hochmobilen Verbänden ist die Brigade zur raschen und weitreichenden Verlegung im gesamten europäischen Operationsraum der NATONorth Atlantic Treaty Organization befähigt. Durch hohe Mobilität, Feuerkraft und Panzerschutz ist der Großverband besonders flexibel, vielseitig, schnell und effektiv einsetzbar. 

    *Name zum Schutz des Reservisten abgekürzt.

    von René Hinz

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