Im Oktober 2023 üben mehr als 100 Reservistendienstleistende des Unterstützungsbataillons Einsatz 1 aus Oldenburg, verstärkt durch rund 20 Kameraden des Unterstützungsbataillons Einsatz 10 aus Veitshöchheim, auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg. Auf dem Plan stehen eine Sicherungsübung, Orts- und Häuserkampf und Schul- und Gefechtsschießen.
Nacheinander klappen Scheiben in 300 und 250 Meter Entfernung auf, und kurze Zeit später wieder ab. Sie simulieren angreifende Feindkräfte, die auf der Schießbahn 13 in Richtung Südwesten vorgehen. „Fertigmachen zum Feuerüberfall auf Pfiff, Zielverteilung von links nach rechts!“ Marc flüstert nur seinen Befehl, doch für die Soldaten seiner Jägergruppe der 2. Kompanie des Unterstützungsbataillons Einsatz 1 ist er eindeutig. In den insgesamt fünf Kampfständen links und rechts des Hauptfeldwebels gehen seine Soldaten vorsichtig in den Anschlag. Jetzt bloß keine hektischen Bewegungen machen, die vom Feind erkannt werden können. Erneut klappen Scheiben auf, diesmal entlang einer 175 Meter entfernten Bodenwelle.
Die Reservistendienstleistenden visieren die Ziele in ihrem Wirkungsbereich an und entsichern die Waffen. Mit dem Finger am Abzug warten sie gespannt auf das Signal zur Feuereröffnung. Marc bläst in seine Trillerpfeife, ein schriller Pfiff halt durch die Stille. Dann bricht die Hölle los, nahezu zeitgleich betätigen alle Soldaten die Abzüge, eröffnen das Feuer. Die ersten Schüsse fallen fast zeitgleich, hören sich an wie ein einziger Schuss. Treffer! Im Vorfeld klappen die ersten Scheiben um. Nach der gemeinsamen Feueröffnung führen die Reservistendienstleistenden nun selbstständig den Feuerkampf, bekämpfen die restlichen Ziele. Sekunden später sind alle Scheiben gefallen, der Feind ist vernichtet. „Stopfen, weiter beobachten!“, befiehlt Marc seinen Soldaten. Dann setzt er über Funk eine Lagemeldung an seinen Zugführer ab: „Alpha, hier Alpha Eins! Stehe im Feuerkampf mit Feind in vermutlich Zugstärke!“
Mehr als 120 Reservisten üben in Hammelburg
Das Unterstützungsbataillon Einsatz 1 ist als Ergänzungstruppenteil integraler Bestandteil der Divisionstruppen der 1. Panzerdivision. Es besteht vollständig aus Soldatinnen und Soldaten der Reserve und hat bei der Landes- und Bündnisverteidigung den Auftrag, die Sicherung des Divisionsgefechtsstandes zu gewährleisten. Sein Schwesterbataillon, das in Veitshöchheim stationierte Unterstützungsbataillon Einsatz 10, nimmt diesen Auftrag im Bereich der 10. Panzerdivision wahr.
Während des einwöchigen Aufenthalts auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg absolvieren die mehr als 120 Reservistendienstleistenden beider Bataillone ein forderndes Ausbildungsprogramm. Auf dem Dienstplan stehen unter anderem die Ausbildung im Orts- und Häuserkampf, das Überwinden der Ortskampfbahn und eine eintägige Sicherungsübung. Dabei bewachen sie den Gefechtsstand. Beim Schulschießen wiederum zielen die Reservisten mit Granatpistolen auf Schießscheiben und verschießen Übungs- und Gefechtsmunition. Bei einem Gefechtsschießen geht es um die Jägergruppe in der Verteidigung inklusive Einsatz eines Panzervernichtungstrupps. Höhepunkt ist ein Gefechtsschießen mit dem Thema „Die Jägergruppe im Angriff im urbanen Gelände“ inklusive Verteidigung eines gerade genommenen Gebäudes gegen einen feindlichen Gegenstoß.
Aber wer sind eigentlich die Reservistendienstleistenden, die regelmäßig ihre Zivilbekleidung gegen den Kampfanzug tauschen, ihre Komfortzone verlassen, um sich den Herausforderungen des Soldatenlebens zu stellen? Und was treibt sie an?