Heer
Übung Noble Jump

Blick über den Tellerrand auf Sardinien

Deutsche und norwegische Panzersoldaten der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Brigade tauschen sich in Italien im persönlichen Gespräch aus.

Ein norwegischer Panzer bei der Schussabgabe. An der Kanonenmündung entsteht ein Feuerball.

Die Kampfpanzer Leopard der norwegischen und deutschen Besatzungen stehen auf ihren Abstellflächen und sind noch ganz warm von der Tagessonne. Die Besatzungen der Raubkatzen treffen sich, um Multinationalität auf einer persönlichen Ebene zu pflegen.

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  • Ärmel zweier Soldaten mit einem norwegischen und einem deutschen Patch
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    Meet and greet

    Meet and Greets sind eine gute Tradition, dabei treffen sich Soldaten und tauschen sich persönlich aus. Für Soldaten, die Schulter an Schulter in das Gefecht gehen, sind diese Gespräche wichtig. Sie schaffen Vertrauen und Verständnis für die jeweils andere Nation. Genau das ist die Grundlage, um geschlossen und durchsetzungsstark aufzutreten. „Das Gefecht und den Umgang mit unserem Panzer haben wir trainiert, das können wir. Aber das Persönliche kommt manchmal etwas zu kurz. Es macht Spaß und tut gut, die Multinationalität auch abseits des Gefechtsstreifens zu leben“, beschreibt ein norwegischer Panzerkommandant. Die Abendsonne legt sich über das Feldlager in Sardinien. Die Übung Noble Jump in Italien führt Soldatinnen und Soldaten aus sieben Nationen zusammen. Das Gefecht steht dabei im Mittelpunkt, aber nicht nur. Zum Grundgedanken von Noble Jump gehört auch, die Armeen multinational besser zu verzahnen, die strategische Verlegung von Truppen über See-, Land- und Luftwege zu üben und dabei die logistischen Versorgungswege bewusst zu strapazieren, zu testen und weiter zu verbessern. „Aber auch der Austausch auf einer ganz anderen Ebene, auf der persönlichen, stärkt uns, wenn wir gemeinsam mit unseren Systemen kämpfen“, beschreibt ein Kommandant der deutschen Kampfpanzer Leopard. Im Feldlager in Teulada stehen die Kampfpanzer aus dem Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen gleich neben den Kampfpanzern des Telemark-Bataillons aus dem norwegischen Rena. Norwegen stellt mit den Niederlanden zusammen den Löwenanteil der Truppen für die VJTFVery High Readiness Joint Task Force.

  • Auf mehreren Panzern nebeneinander stehen jeweils deutsche und norwegische Soldaten.
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    Das Modernste, was es zurzeit gibt

    „Dieses Meet and Greet nutzen wir für uns, um die Besatzungen, die Soldatinnen und Soldaten, die Kameraden besser kennenzulernen und zu verstehen, wie sie auf dem Gefechtsfeld ‚funktionieren‘ und wie die Technik unserer Partner funktioniert“, sagt ein junger norwegischer Kraftfahrer. „Das ist super interessant“, ist die verbreitete Meinung der norwegischen und deutschen Besatzungen. Den Gesichtern der Panzersoldaten ist anzusehen, dass sie alle die gleiche Sprache sprechen. Das gegenseitige Interesse an der Technik macht den geografischen Abstand der beiden Nationen fast vergessen. Die Gespräche der Besatzungen fokussieren sich schnell auf technische Details der Panzer. Der Leopard der Bad Frankenhausener Soldaten ist technisch der modernste Kampfpanzer und doch ist der Leopard 2 A4 der Norweger ein sehr wichtiger Bestandteil der VJTFVery High Readiness Joint Task Force. Beide Systeme beweisen ihre Entschlossenheit und Zuverlässigkeit bei Noble Jump. Die aktuell modernste Variante des 2 A7V wartet auf mit verbesserten optronischen Kameras für den Kraftfahrer, wie auch für die gesamte Besatzung. So kann die Besatzung auch bei schlechter Sicht und Dunkelheit alles in bisher unbekannter Qualität sehen. Das sorgt für einen sehr hohen Grad der Aufklärung. Gerade der Kraftfahrer profitiert bei der Vorwärts- wie der Rückwärtsfahrt von diesen technischen Verbesserungen.

  • Ein Panzer während der Schussabgabe mit großen Mündungsblitz
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    Durchsetzungsstark und präzise

    Die ganz klare und sicherlich prägnanteste Verbesserung des neuen Leoparden ist die speziell gehärtete 120-Millimeter-Glattrohrkanone. Mit ihr steigt die Duellfähigkeit des Leoparden enorm und verbessert den Einsatz der Hauptwaffe des Kampfpanzers. Dass das funktioniert, haben die deutschen Besatzungen bereits bei den Vorbereitungen auf die Übung bewiesen. Das Anschießen der Glattrohrkanone war nicht nur bei den ersten Schüssen ein Erfolg, auch waren es die ersten Schüsse, die ein Leopard der Reihe 2 A7V nach seiner Einführung in die Truppe außerhalb Deutschlands abgegeben hat. Die Glattrohrkanone wird künftig, modern reichweitengesteigerte Munition verschießen. Eine Kampfentfernung von bis zu 5.000 Metern wird damit möglich. Aber auch digital geht der Leopard neue Wege. Mit der eingebauten digitalisierten Elektronik ist er mit dem Battle Management System, der neuen Führungstechnologie des Gefechtsfeldes, vernetzt – seine Kommunikationsfähigkeit steigt. Wird Feind gesichtet, wird das auf der Karte eingezeichnet und so an alle anderen eigenen Kräfte schnell übermittelt. Auch Positionen der eigenen Kräfte werden elektronisch erfasst und auf digitalen Karten hinterlegt. Das verbesserte Fahrgestell und der Antrieb machen den Leopard 2 A7V schließlich komplett. Die zusätzliche Panzerung am Bug verbessert den Schutz gegen panzerbrechende Munition, hebt aber auch den Kampfpanzer in eine neue Gewichtsklasse. Die jetzt knapp 65 Tonnen benötigen ein stärkeres Getriebe mit angepasstem Antriebsstrang. 1.500 Pferdestärken machen den Panzer trotzdem spurtschneller und agiler auf dem Gefechtsfeld. „Das spurtschnelle Verhalten des Panzers ist für uns eine enorme ‚Lebensversicherung‘. Während des Gefechtes und nach dem Schießen müssen wir schnell unsere Positionen verschieben, um uns dem Feuer des Gegners zu entziehen. Das funktioniert damit sehr gut“, so ein Kraftfahrer.

  • Auf einem norwegischen Panzer stehen mehrere deutsche und norwegische Soldaten.
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    Jeder Schuss ein Treffer

    Das gemeinsame Anschießen deutscher und norwegischer Panzer ist eines der ersten Ausbildungen im Vorfeld von Noble Jump. Der Kompaniechef der deutschen Panzerkompanie leitet das Schießen der beiden Nationen. Mit diesem Schießen werden die Waffenanlagen der Panzer kalibriert. Das bedeutet, dass alle Zielsysteme der Waffenanlage mit der tatsächlichen Trefferablage abgeglichen werden. Stimmt die tatsächliche Trefferlage nicht mit dem anvisierten Ziel überein, wird die Waffenanlage nachjustiert bis Zielmarke und Trefferlage übereinstimmen. Der norwegische Leopard 2 A4 steht dem deutschen Leoparden dabei in nichts nach. Auch der norwegische Kampfpanzer verfügt über eine 120-mm-Glattrohrkanone mit Feuerleitrechner. Die Bordkanone ist stabilisiert und garantiert der Besatzung während der Fahrt eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit gegenüber dem Gegner. Die Besatzungen sind mit ihrem Panzer voll nachtkampffähig und mit der verbauten Panzerung gegen Angriffe durch Hohlladungsgeschosse geschützt. Der Gewichtsunterschied der beiden Panzer beträgt fast zehn Tonnen. So bringt der norwegische Panzer rund 55 Tonnen auf die Waage. Die Motorleistung ist mit ebenfalls 1.500 PS identisch. Für die Besatzungen spielen diese Unterschiede hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Ein norwegischer Kraftfahrer fasst die Eindrücke nach dem abendlichen Meet and Greet zusammen. „Es schafft einfach Vertrauen und motiviert auch ein Stück, wenn man die Grenzen der Nationen nicht nur taktisch miteinander verknüpft, sondern auch persönlich aufeinander zugeht.“

Freundschaftliche Gespräche rund um die Kampfpanzer

von René Hinz

über die VJTFVery High Readiness Joint Task Force