Heer

Fitness im Heer

Rekrutinnen und Rekruten kommen körperlich unterschiedlich leistungsfähig in die Grundausbildung. Das Heer hat die Sportausbildung erweitert, damit die Frauen und Männer ihre Soldatische Grundbefähigung erlangen. Aber auch das Training im Regeldienst wird moderner und so auch attraktiver.

Auf einer Wiese macht ein Soldat in Uniform Liegestütz.
Ein Porträt des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, in Uniform
Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres Bundeswehr
"In unserem Beruf ist körperliche Fitness eine unerlässliche Grundlage. Nach meiner Einschätzung ist es aber genauso wichtig, dass unsere Soldatinnen und Soldaten für die Kernaufträge der Bundeswehr vorbereitet sind. Dazu gehören die Landes- und Bündnisverteidigung, unsere Einsatzverpflichtungen und auch die anerkannten Missionen. Das sind alles besondere Situationen, die körperlich wie auch mental erhebliche Belastungen beinhalten."

Wandel zu mehr Fitness

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  • Sieben Soldaten machen um und an einem Fitness-Container herum Sport.
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    Es soll Spaß machen

    „Besonders in der Grundausbildung wollen wir schon ab dem ersten Tag differenziert die Leistungsfähigkeit der jungen Soldatinnen und Soldaten steigern“, sagt Hauptmann Daniel Weiß. Der Ausbildungsoffizier der 10. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 31 in Seedorf plant die Sportausbildung der jungen Soldaten in der Grundausbildung. Seit 2019 wartet die neu gestaltete Grundausbildung mit einem um rund 60 Prozent erhöhten Sportanteil gegenüber früher auf. Die Grundausbildung ist die erste große Hürde für die jungen Soldaten. „Durch die Bildung von Leistungsgruppen begegnen wird den unterschiedlichen Voraussetzungen und Defiziten, die jeder einzelne mitbringt“, so der Offizier. Eine differenzierte Sportausbildung erleichtere nicht nur den Einstig, sondern motiviere die Soldaten, sich in Sachen körperlicher Leistungsfähigkeit zu fordern und weiterzuentwickeln.

  • An einer Reckstange macht ein Soldat einen Klimmzughang, zwei weitere Soldaten im Sportdress stehen daneben.
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    Soldatische Grundbefähigung

    Seit mehr als einem Jahr stärkt das Heer zunächst die individuelle Basisfitness und Robustheit der Rekruten. In einem ersten Ausbildungsblock, von der ersten bis zur sechsten Woche, dominiert das Ausbildungsgebiet Körperliche Leistungsfähigkeit. Anhand der abgeforderten Leistungsdaten werden anschließend drei Lerngruppen von schwach, über mittel, bis stark gebildet. Im anschließenden zweiten Ausbildungsblock von der siebten bis zur elften Woche wird im Schwerpunkt die Gefechtsausbildung absolviert, die Sportausbildung aber weiter konsequent vorangetrieben.

    Die Anforderungen der Bundeswehr an einsatzbereite und belastbare Soldaten bleiben aber gerade im Hinblick auf sich kontinuierlich wandelnde Bedrohungslagen weltweit gleich“, sagt Weiß. Als Beispiel nennt er die Fallschirmjägertruppe. Für diese kleine Truppengattung zähle jeder Soldat. Die Fallschirmjäger müssten kämpfen können, die körperliche Leistungsfähigkeit sei dabei maßgeblich, ergänzt der Hauptmann.

  • Ein Soldat trägt zwei schwere Wasserkanister auf Zeit, ein weiterer läuft neben ihm.
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    Das Besondere: Funktionsfitness

    Individuelle Grundfertigkeiten, kurz IGFIndividuelle Grundfertigkeiten, sind allgemeine militärische Grundfertigkeiten, die jeder Soldat beginnend ab der Grundausbildung zu erwerben und aufrechtzuerhalten hat. Das beinhaltet das verpflichtende, jährlich wiederholte, erfolgreiche Ablegen von Schießleistungen, die Auffrischung der Fähigkeiten zur Selbst- und Kameradenhilfe und der Beherrschung der elementaren ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaßnahmen. Hinzu kommen ein Fußmarsch von sechs Kilometern und Schwimmen in Uniform. Zusätzlich durchläuft jeder Soldat jährlich den Basis Fitness Test. Auch beorderte Reservistinnen und Reservisten sollen ebenfalls binnen zwei Jahren die Mindestforderung der IGFIndividuelle Grundfertigkeiten verpflichtend erbringen, nicht beorderte Reservistinnen und Reservisten möglichst innerhalb von vier Jahren.

  • Drei Soldaten laufen in Sportsachen auf dem Sportplatz ihre Runden.
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    Fordern, aber nicht überfordern

    Die Rekruten kennen vielfach bereits das Konzept der neu strukturierten Grundausbildung mit dem erhöhten Sportanteil. Sie begreifen die ersten sechs Wochen oft als Sportcamp und Chance, den eigenen Schweinehund endlich zu überwinden und die eigene Fitness zu steigern. Sie freuen sich auf die Ausbildung und nehmen die Ausbildung gerne und motiviert an. Nichtsdestotrotz kommt es aber auch öfter vor, dass die Sportausbildung schnell als überfordernder Ausbildungsanteil wahrgenommen wird – insbesondere dann, wenn die körperliche Leistungsfähigkeit noch unterdurchschnittlich entwickelt ist. Hier sind dann die militärischen Führer gefordert, durch Regenerations-, Mobilisations- oder Spiele-Einheiten die Motivation und Einsatzbereitschaft der Rekruten zu fördern.

  • Ein Soldat schaut auf seine Uhr und hält eine Trillerpfeife in der Hand.
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    Ziel Übungsleiter Bundeswehr

    Im Heer beschreibt das Stufenmodell der Basis-, Grund- und Funktionsfitness den kontinuierlichen Aufbau der körperlichen Leistungsfähigkeit. Die letzte Stufe, die Funktionsfitness begleitet den Soldaten dabei durch die gesamte Dienstzeit. Die Sport- und Fitnesstrainer dafür werden an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf ausgebildet. Feldwebel Marc Pompe steht am Anfang seiner Ausbildung zum Übungsleiter Bundeswehr. Vor ihm liegen 120 Ausbildungsstunden mit dem Ziel, die Sportausbildung der Soldaten im jeweiligen Tätigkeitsbereich zu planen, zu organisieren und zu leiten. Die Ausbildung ist umfangreich, dazu gehören „Grundlagen der Trainingslehre, Bewegungslehre, Sportmedizin, Ernährung, Methodik und Didaktik, Praxis der Grundsportarten mit funktionalem Training, Sportspielen, erlebnisorientiertem Sport und dazu ausgewählte Trendsportarten“, zählt Pompe auf. Als Bonus obendrauf ist diese Ausbildung in die zivile Übungsleiter C-Lizenz übertragbar.

  • Gebirgsjäger tragen im Schnee die schwere Granatmaschinenwaffe.
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    Im Einsatz bestehen

    Das Ausbildungsgebiet Körperliche Leistungsfähigkeit beinhaltet zwei Ausbildungsteilgebiete: Allgemeine Sportausbildung und Militärisches Fitnesstraining. Military Fitness wird von Ausbildern angeleitet, die zuvor Übungsleiter Bundeswehr sind. Es schließt die Lücke zwischen sportlichem Training und Gefechtsausbildung, immer mit dem Hintergrund die Soldaten des Heeres bestmöglich auf einen Einsatz unter extremen Bedingungen vorzubereiten.

Ein Porträt des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, in Uniform
Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres Bundeswehr
"Schon in der Grundausbildung legen wir den Grundstein, sodass junge Rekrutinnen und Rekruten eine Basisfitness erlangen. Mit gezielter sportlicher Aus- und Weiterbildung werden sie dann in der Truppe weiter gefördert. Eine solide körperliche Leistungsfähigkeit ist ein Vorteil im Tagesgeschäft."

Warum ein neues Sportkonzept beim Heer notwendig ist

Rekruten und Soldaten leiden wie die gesamte Gesellschaft unter Bewegungsmangel. Für ihren Beruf müssen sie aber besonders fit sein.

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In der Praxis

Ein Porträt des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, in Uniform
Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres Bundeswehr
"Unsere Erfahrungen zeigen, dass Führungskräfte in den entscheidenden Momenten einen klaren Kopf brauchen. Sind sie aufgrund mangelnder Fitness bereits körperlich überfordert, können sie auch geistig nicht hundertprozentig funktionieren. Sportkonzepte, Ausbildungen und vor allem hochprofessionelles und geschultes Personal sind die Garanten der Auftragserfüllung. So gewährleisten wir, dass unsere Soldaten punktgenau für ihren Auftrag die körperlichen Voraussetzungen haben."

Mach mit

Hauptfeldwebel Jan Collmann ist Zugführer in der 10. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 26 in Merzig. Sein Auftrag: körperliche Leistungsfähigkeit in der Grundausbildung aufbauen.