Heer
Visite im Hochgebirge

Bundeskanzler überzeugt: „Wir können uns auf die Bundeswehr verlassen“

Olaf Scholz blickte den Gebirgsjägern über die Schulter und besuchte die Spezialisten in ihrem Terrain.

Zwei Soldaten und der Bundeskanzler stehen neben einem Tragtier.

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte am 22. Juli 2024 die Gebirgsjägerbrigade 23. „Wir erleben eine Zeitenwende, die bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass wir als NATO, als Partner, als Bundeswehr, so aufgestellt sind, dass wir alle Aufgaben der Landes- und Bündnisverteidigung gut erfüllen und wahrnehmen können“, so der Kanzler. 

Oberst Björn-Ulrich Kohlbach ist der Kommandeur der Brigadeeinheiten der Gebirgsjägerbrigade 23. Er begrüßte Scholz auf dem, in seiner Art einzigartigen, Hochgebirgs-Übungsplatz. Bis zu 2.286 Meter ragen die Gipfel der Reiteralpe in die Höhe, sie sind Teil des Nationalparks Berchtesgaden. Der Hochgebirgs-Übungsplatz der Gebirgsjäger liegt auf etwa 1.700 Metern. Hier sind die Gebirgsjäger zu Hause, für diese spezielle Umgebung sind sie ausgebildet und ausgerüstet. Und genau hier wollte Bundeskanzler Scholz die Soldatinnen und Soldaten besuchen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Einzigartige Fähigkeiten

Zu Beginn beschrieb Oberst Kohlbach die Fähigkeiten der Brigade. Sie sei befähigt, schnelle luftbewegliche Kräfte für Einsätze im gesamten Intensitäts- und Aufgabenspektrum in schwierigem Gelände und extremen Witterungsbedingungen bereitzustellen. Die Soldatinnen und Soldaten würden die Gebirgsjägerbrigade 23 zu einem hochleistungsfähigen, schnell verlegbaren und durchsetzungsfähigen Großverband im bayerischen Alpenraum machen. Durch diese hohe Spezialisierung habe sie ein Alleinstellungsmerkmal im Deutschen Heer.

Die Gebirgsjäger sind Teil der Leichten Kräfte des Heeres. Die Soldatinnen und Soldaten dieser Brigade sind als einziger Großverband auf den Kampf in schwierigem Gelände und unter besonderen klimatischen Bedingungen spezialisiert. Bei Einsätzen im Hochgebirge und unter arktischen Bedingungen agieren sie oftmals autark. 

Gebirgsjäger sind auf alles vorbereitet

Ein Soldat in einer Senke befüllt mit einem Klappspaten einen Sack mit einem Nummerncode.

Im Einsatz in extremer Umgebung sind Gebirgsjäger meist auf sich gestellt. Doch dafür sind sie ausgebildet und ausgerüstet.

Bundeswehr/Carl Schulze

Bundeskanzler Scholz tauchte ein in die Welt der Gebirgsjäger: von der Führung und der Logistik über die Aufklärung bis hin zum Kampf. Der Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 232, Oberstleutnant Sebastian Becker, begrüßte Scholz an der ersten Station und führte durch die weiteren Stationen an diesem Tag. „Wir haben uns hier auf dem Hochplateau zur Verteidigung eingerichtet“, erklärte Becker. „Wir wollen zeigen, welche Fähigkeiten wir zur Landes- und Bündnisverteidigung und somit auch zeitgleich zur Verteidigung des NATO-Bündnisses bereitstellen“, so der Kommandeur.

Das Gefecht werde durch ganz bestimmte Fähigkeiten getragen, so Becker weiter. „Fähigkeiten, die etwa beginnen bei unseren Führungseinrichtungen inklusive der Aufklärung im Gebirge, dazu die Gebirgslogistik mit den Tragtieren und natürlich unseren soldatischen Fähigkeiten, etwa der Einsatz von Feldposten mit Scharfschützen zur Sicherung und ganz klar die Verteidigung – der Fähigkeit zum Kampf.“ Schnell war Scholz mit den Soldatinnen und Soldaten auf der Befehlsstelle des Kommandeurs im Gespräch und erhielt so Einblick in deren Arbeitsweise. 

Auch die Gebirgsaufklärer, die normalerweise unerkannt vor den eigenen Linien operieren, standen dem Kanzler Rede und Antwort. Es sei beeindruckend, mit welcher Motivation und hohem Engagement die Gebirgsjäger ihre Aufträge vorbereiten und durchführen, merkte Scholz bei seinem Rundgang über das Plateau der Reiteralpe an.

Nichts geht ohne Logistik

Doch kein Kampf ohne gute Logistik: Die Gebirgsjäger setzen dabei auch auf tierische Helfer. Wenn das Gelände zu extrem wird und der Einsatz von Technik nicht weiterhilft, nutzen die Gebirgsjäger ihre Tragtiere. „Es sind die besonderen Eigenschaften der Mulis, die aus der Kreuzung aus Pferdestute und Eselhengst kommen, die uns in der extremen Umgebung des Hochgebirges weiterhelfen“, erklärte einer der Tragtierführer dem Kanzler. 

Die Soldatinnen und Soldaten zeigten, dass das Tragtierwesen keineswegs ein Relikt vergangener Tage ist, sondern ein sehr bewährtes logistisches Element bei militärischen Operationen in schwierigem Gelände. Schwerpunkt ist dabei die Versorgung der Infanteristen beispielsweise mit Wasser, Waffen und Munition. Je nach Alter, Größe, Trainings- und Ausbildungsstand der Tiere und ihrer Führer transportieren sie in fast jedem Gelände und bei jeder Witterung Last von bis zu 100 Kilogramm pro Tier.

  • Olaf Scholz mit einem Soldaten in Kampfmontur im Gespräch.

    Gefechtsführung im Gebirge verlangt von allem Professionalität, gute Ausrüstung und auch Ausbildung. Das alles lässt sich Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Besuch zeigen und erklären.

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Ein Soldaten mit Rucksack steht neben einem beladenen Tragtier im Gelände und hält die Zügel.

    Logistik ist Voraussetzung eines jeden Gefechtes. Mit ihren Tragtieren erreichen die Gebirgsjäger auch entlegenste Ort und transportieren Waffen und Munition.

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Der Bundekanzler füttert ein Tragtier, daneben stehen zwei Soldaten und schauen ihm dabei zu.

    Bundeskanzler Olaf Scholz geht auf Tuchfühlung. Die Logistik im Gebirge beruht auf Tragtieren. Bei seinem Besuch genießt der Bundeskanzler die Nähe zu den Soldatinnen und Soldaten, aber auch zu ihren tierischen Helfern.

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Der Bundeskanzler schaut durch ein Fernglas, daneben steht ein Soldat und sagt etwas zu ihm.

    Die Hochgebirgsspezialzüge vereinen ganz besonderer Fähigkeiten. Aus der Ferne beobachtet der Bundeskanzler, wie sich die Soldatinnen und Soldaten aus großen Höhen abseilen.

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Ein Soldat reicht Olaf Scholz eine weiße Schüssel an der Essensausgabe, dahinter warten Soldaten.

    Die Erbsensuppe ist der Klassiker bei den Soldatinnen und Soldaten: Bundeskanzler Olaf Scholz nutzt die Gelegenheit, um mit ihnen direkt und einfach ins Gespräch zu kommen.

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Olaf Scholz sitzt lächelnd mit Soldaten an einem langen Tisch, auf dem Getränkeflaschen stehen.

    Bundeskanzler Olaf Scholz genießt sichtlich den Austausch mit den Soldatinnen und Soldaten. Er möchte aus erster Hand erfahren, was die jungen Menschen umtreibt.

    Bundeswehr/Carl Schulze

Positiv in die Zukunft

Für den Bundeskanzler genauso wichtig wie der Blick auf das Aufgabenspektrum der Gebirgsjäger war der Dialog – der persönliche Austausch mit den Soldatinnen und Soldaten. Eine Berghütte auf der Reiteralpe nutzte Scholz für genau diese Gespräche, bei denen er wissen wollte, was die Soldatinnen und Soldaten in diesen Zeiten umtreibt, welche Ansichten sie haben, aber auch welche Sorgen sie sich machen. Mehrere Stunden und bei einer Erbsensuppe widmet sich der Bundeskanzler diesen Themen. „Das Gefühl aus den Gesprächen gerade mit den jüngeren Soldaten hat mich sehr bewegt“, so der Kanzler, „Viele sind mit ganzem Herzen dabei. Ich bin sicher, es wird uns gut gelingen, zukünftig junge Leute für die Bundeswehr zu gewinnen“, erklärte Scholz. „Das ist sehr wichtig für die Zukunft unseres Landes. Ich bin sehr stolz auf die Frauen und Männer, mit denen ich hier gesprochen habe.“

Der Kanzler zeigte sich am Ende seines Besuches beeindruckt und dankte den Männern und Frauen: „Das war mir heute sehr wichtig. Wir haben alles dafür getan, dass die Bundeswehr gut aufgestellt ist. Wir haben den Haushalt der Bundeswehr verdoppelt. Bis 2028 wird der Bundeswehrhaushalt allein 80 Milliarden Euro betragen“, so Scholz. Mit dieser langfristigen Perspektive könne die Bundeswehr langfristig planen.

Abschließend blickte der Bundeskanzler auch auf die transatlantische Zusammenarbeit, welche sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt habe. „Sie ist wichtig, sie schützt uns seit Jahrzehnten. Die Sicherheit und Verteidigung gelingen nur zusammen und als Bündnis. Auf die Bundeswehr können wir uns dabei verlassen, das haben wir heute hier gesehen.“

von René Hinz

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