Heer
Training in der Letzlinger Heide

Der Sanitätsdienst darf beim Gefecht nie fehlen

Der Sanitätsdienst darf beim Gefecht nie fehlen

Datum:
Ort:
Letzlingen
Lesedauer:
3 MIN

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Seit zwei Jahren erprobt die Panzerbrigade 21 die Kampfweise der Mittleren Kräfte. Der Neuorientierung auf dem Papier folgen nun Gefechtsübungen der „neuen“ Jägerbataillone. Der nächste Schritt bei der Aufstellung ist die Integration von Unterstützungskräften wie Sanitätern und Ärzten. Die Brigade hat das im Gefechtsübungszentrum Heer erprobt.

Zwei Soldaten schieben einen Soldaten über einer Rampe in einen Lkw mit einem Rote-Kreuz-Symbol.

Im medizinischen Container der Rettungsstation können Verwundete zum ersten Mal durch einen Arzt behandelt werden

Bundeswehr/Till Hey

Das Szenario vor Ort: Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gegenüber feindlichen Kampf- und Schützenpanzern gelingt es dem Jägerbataillon, drei angreifende Bataillone aufzuhalten. Das Gelände wird durchschnitten von Wald und Freiflächen oder ist auch gänzlich offen. Es sind Orte, an denen Jäger früher nie anzutreffen gewesen wären.

Doch als neue Kategorie Mittlere Kräfte verfügen sie nun über das Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug (GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer. Das Gefechtsfahrzeug spielt seine Stärken im anspruchsvollen Gelände aus, ist durch die modulare Bauweise vielseitig einsetzbar und durch seine Agilität eine ideale Plattform für das abstandswirksame Gefecht. Diese Eigenschaften sind wichtig, denn wer steht, wird von feindlichem Artilleriefeuer bekämpft und kann verwundet werden.

„Hier Bravo, feindliches Artilleriefeuer auf unseren Stellungen, ich habe Verwundete und benötige schnellstmöglich einen Abtransport der Verwundeten!“, schrillt es aus dem Funkgerät eines Kompaniechefs des Jägerbataillons 91. Das Verletzungsmuster ist unklar, die Rettungskette muss jetzt aktiviert werden. Das Leben von Menschen steht auf dem Spiel. Kampftruppe und Sanität müssen durch den militärischen Führer nun straff koordiniert werden. Jede Gefechtspause zählt.

Zusammenarbeit mit dem Sanitätsregiment 2

Ein Soldat kniet auf der Hecktür eines Fahrzeuges mit dem Rote-Kreuz-Symbol.

Am Verwundetensammelpunkt der Kompanie wartet der GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer auf die verletzten Soldatinnen und Soldaten. Da stets mit feindlichen Kräften zu rechnen ist, schützt der Sanitätssoldat sich mit Weste und Waffe.

Bundeswehr/Till Hey

Egal ob Platzwunde oder Schussverletzung; Zur Kriegstauglichkeit gehört eine belastbare medizinische Versorgung. Die Panzerbrigade 21 verfügt nicht über medizinische Rettungskräfte, weder Rettungssanitäter noch behandelnde Ärzte. Um kriegstaugliche medizinische Versorgung entlang der Gefechtsintensität Mittlerer Kräfte zu gewährleisten und zu entwickeln, arbeitet die Panzerbrigade 21 mit dem Sanitätsregiment 2 „Westerwald“ eng zusammen.

Nunmehr unterstützt das Regiment Übungsvorhaben der Augustdorfer Brigade mit medizinischem Personal sowie Material und übt damit gleichzeitig realitätsnah mit der Kampftruppe. Die Vorteile sind vielfältig. Man lernt sich gegenseitig kennen, gewinnt ein Gefühl für die taktischen Abläufe des jeweils anderen und versteht Zwänge und Nöte des Gegenübers. Vertrauen entsteht. 

Zurück auf dem Feld

Die Gefechtsintensität beim Bravo-Zug ebbt ab. Qualifizierte Ersthelfer im Zug haben die teils stark blutenden Wunden der Verwundeten mit Druckverband oder Tourniquet, einem Abbindesystem, erstbehandelt. Schnellstmöglich sind die Verwundeten nun in eine medizinische Einrichtung zu bringen und notfallmedizinisch zu versorgen. Doch diese befindet sich in der Übung knapp zehn Kilometer im Rücken der eigenen Truppe.

Jetzt werden die verwundeten Soldaten auf GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxern schnellstmöglich zum Verwundetensammelplatz der Kompanie gefahren. Hier übernimmt der Kompanieeinsatzoffizier gemeinsam mit dem medizinischen Rettungstrupp. Ein kurzes Übergabegespräch, danach werden die Soldaten zur Rettungsstation transportiert. Dort besteht in einem Container die erste Möglichkeit für eine ärztliche Behandlung.

Sanität wird zur Zielscheibe

Zwei Soldaten schieben einen verletzten Soldaten in ein gepanzertes Sanitätsfahrzeug.

Die Kampftruppe bringt einen Verwundeten zu den Sanitätern am Übergabepunkt

Bundeswehr/Till Hey

Alle Fahrzeuge der Brigade Mittlere Kräfte müssen sich an der Geländegängigkeit des GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxers orientieren. Der aktuelle Krieg in der Ukraine zeigt zudem: Selbst Sanitätskräfte stehen zunehmend im Visier des Gegners. Die einst humanitär-geschützten Rot-Kreuz-Fahrzeuge werden zur Zielscheibe, sodass neue Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Essenziell sind Tarnung, eine lageangepasste Evakuierung von Verwundeten und größere Abstände zwischen den Versorgungseinrichtungen. Allerdings verlängert dies auch die Transportzeiten für Verwundete. „Wenn ein GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer mit seiner Besatzung von bis zu zehn Soldatinnen und Soldaten beispielsweise in eine Minensperre fährt, kann dies zu einer hohen Anzahl von Verwundeten führen“, erläutert Brigadegeneral Marco Eggert, Kommandeur der Panzerbrigade 21.

Mit den zugewiesenen Fahrzeugmustern der Sanität sei die potenziell hohe Anzahl Verwundeter bei den personalstarken Mittleren Kräften nicht stemmbar, erklärt der Kommandeur. Das schwer geschützte Sanitätskraftfahrzeug Boxer besitzt Ladekapazität für nur maximal drei liegende Verwundete. Unterstützung für seine Ansicht erhält Eggert indes von Seiten des Sanitätsregiments 2, das an ergebnisoffenen Truppenlösungen arbeitet, beispielsweise einem Lkw mit präparierter Ladefläche für bis zu neun Verwundete.

Die Umstellung von gänzlich abgesessener Infanterie hin zum hochmobilen Kampf ist der Beweis dafür, dass der Kampf der Mittleren Kräfte verstanden worden ist. Mit diesen Fortschritten werden nun verstärkt die unerlässlichen Unterstützungskräfte in die Gefechtsübungen eingebunden. Das Ziel ist klar: der Aufbau eines eingespielten Teams, das bereits in Friedenszeiten effektiv zusammenarbeitet und sich im Ernstfall aufeinander verlassen kann. 

Üben für den Ernstfall

  • Ein Soldat bückt sich auf einer Wiese und hebt eine weiße Drohne in der Form eines Flugzeugs.

    Das schützende Auge am Himmel: Mit der Aufklärungsdrohne Falke ist eine klare Feindidentifizierung möglich

    Bundeswehr/Till Hey
  • Soldaten tragen Kisten und große Platten über eine Fläche, ausgelegt mit schwarzen Platten.

    Zahlreiche Kisten, Zeltpaletten und Führungsfahrzeuge: Das ist die Role 2 des Sanitätsregiments 2. Sie ermöglicht eine notfallchirurgische Erstversorgung wie in einem Krankenhaus. Der Aufbauplatz muss klug gewählt sein.

    Bundeswehr/Till Hey
  • Ein Soldat mit blauem Umgang füllt Dokumente aus, ein zweiter liegt auf der Trage.

    Ein verwundeter Soldat ist außer Lebensgefahr. In der Pflegestation werden Dokumente geführt und sein weiterer Transport vorbereitet.

    Bundeswehr/Till Hey
  • Eine Soldatin bindet etwas Schwarzes um den Oberschenkel einer Soldatin.

    Bei einem Durchschuss am Oberschenkel wurde die Arterie getroffen. Der hohe Blutverlust kann nur mit einem Tourniquet gestoppt werden. Die Schauspielerin simuliert realistisch die starken Schmerzen.

    Bundeswehr/Till Hey
  • Zwei Soldaten schieben einen dritten auf einer Liege mit zwei Rädern durch ein weißes Zelt.

    In der Role 2 des Sanitätsregiments 2 besteht die erste Möglichkeit für notfallchirurgische Eingriffe am OP-Tisch. Der Verwundete wird jedoch zunächst auf die Intensivstation gebracht.

    Bundeswehr/Till Hey
von Till Hey

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