Rekruten bei den Fallschirmjägern dürfen länger schlafen
Rekruten bei den Fallschirmjägern dürfen länger schlafen
- Datum:
- Ort:
- Merzig
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Kürzlich hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, bei einem Vortrag in Kiel das Projekt Null-800 der Öffentlichkeit vorgestellt: Demnach sollen junge Rekrutinnen und Rekruten künftig ihren Dienst eine Stunde später beginnen, also länger schlafen dürfen. Durch flexible Anpassung an die neue Lebensrealität junger Soldaten soll die Abbrecherquote während der Grundausbildung gesenkt werden.
„Wenn ich mich auf einen Marathon vorbereiten will, fange ich ja am ersten Tag auch nicht mit einem Halbmarathon an“, erläutert der Kompaniefeldwebel der 10. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 26 das Herangehen der Kompanieführung, die das Projekt Null-800 ins Leben gerufen hat. Demnach soll ab April 2023 der Dienst für Rekrutinnen und Rekruten erst um 8 statt bereits um 7 Uhr beginnen. Dadurch soll es den Rekruten ermöglicht werden, sich schrittweise an den Dienstalltag anzupassen. Der Übergang vom Zivilleben zum Soldatenberuf wird dadurch erleichtert.
Die Kompanie mit Sitz in Merzig im Saarland ist der Luftlandebrigade 1 unterstellt, für die Grundausbildung der Rekruten verantwortlich und damit für den Einstieg der jungen Erwachsenen in den Berufsalltag als Soldatin oder Soldat. „Als eine lösungsorientierte Truppengattung scheuen wir Fallschirmjäger uns nicht davor, neue Wege zu gehen, um den Auftrag zu erfüllen“, sagt einer der Ausbildungsfeldwebel der Kompanie. Und der Auftrag lautet: junge Menschen für die Bundeswehr begeistern, ihre Identifikation mit der eigenen Truppengattung festigen und sie so gut wie möglich ausbilden, damit sie ihren Platz in der Truppe finden können.
Jeder Abbrecher ist einer zu viel
Dabei ist jeder Rekrut, der seine Verpflichtung bei der Bundeswehr widerruft, einer zu viel. Nach einer umfassenden Erhebung und Auswertung der Zahlen der letzten Jahre konnte die Kompanie feststellen: Zahlreiche Widerrufe werden mit einer subjektiv empfundenen physischen oder psychischen Überforderung begründet. In den ersten drei Wochen ist dieses Empfinden sogar noch stärker.
In zahlreichen Gesprächen stellte sich heraus, dass einer der Hauptgründe für diese „Widerrufe währenddessen“ die abrupte Umstellung der Lebensrealitäten war. Denn: Unterrichtsbeginn an den meisten Schulen ist um 8 Uhr. Demgegenüber steht in den meisten Dienststellen der reguläre Dienstbeginn bei der Bundeswehr um 7 Uhr. Sollen das Wecken, die Körperpflege und gemeinsamer Frühsport zeitlich zuvor untergebracht werden, müssen die Rekruten regelmäßig schon um 5.30 Uhr oder noch früher geweckt werden – ein starker Kontrast im Vergleich zum Leben vor der Bundeswehr. Und insgesamt haben sich die gesellschaftlichen Bedingungen und damit auch Gewohnheiten und die Lebensrealität der Rekruten gewandelt.