Pioniertaucher: Arbeit am Grund des Sees
Pioniertaucher: Arbeit am Grund des Sees
- Datum:
- Ort:
- Minden
- Lesedauer:
- 3 MIN
Pioniere sind mit ihrem technischen Know-how Spezialisten, die für jedes Problem eine Lösung haben. Pioniertaucher legen noch eine Schippe drauf. „Was unsere Kameraden an Land können, machen wir unter Wasser“, sagt Oberstabsgefreiter Nico Olk. In einem See bei Minden üben die Pioniertaucher des Panzerpionierbataillons 130 das Erkunden von Gewässern.
Oberstabsgefreiter Olk taucht nicht allein. Sein Ausbilder, Hauptfeldwebel Andres Beckmann, gibt seine Erfahrung an die jüngeren Kameraden weiter und greift dabei auf rund neun Jahre Erfahrung als Pioniertaucher zurück. Der 38-Jährige erklärt: „Beim Bau von Brücken über Flüsse, Seen oder auch vor dem Einsatz unserer amphibischen Fahrzeuge oder Motorboote müssen wir die Gewässer genau auf Hindernisse unter Wasser überprüfen.“ Der gefahrlose Einsatz der Wasserfahrzeuge sei grundlegend für das Gelingen militärischer Operationen. Ein ganz besonderes Augenmerk legen die Taucher dabei auf das Beseitigen und Räumen von Kampfmitteln. „Minen, Sprengfallen aber auch Blindgänger sind reale Gefahren, wenn wir Pioniertaucher zum Einsatz ausrücken“, sagt Beckmann.
Wasserdichte Trockenanzüge
So vielseitig wie die Ausrüstung der Pioniertaucher ist auch ihre Ausbildung. Je nach Auftrag wählen die Taucher einen Neoprenanzug teils mit festem Taucherhelm oder wie an diesem eisigen Februartag ihren Trockenanzug. „Mit dem ist die Wassertemperatur fast egal“, erklärt der 29-jährige Oberstabsgefreite. Mit dem Trockenanzug komme der Taucher kaum mit Wasser in Berührung. Hals und Handgelenke würden mit wasserdichten Manschetten abgedichtet und alle Reißverschlüsse seien wasserdicht. „Zur weiteren Isolierung füllen wir den Anzug mit Luft und tragen wärmende Kälteschutzbekleidung unter unseren Trockenanzügen“, so Olk.
Kampfmittel unter Wasser finden
Das Repertoire der Unterwasserarbeiten der Pioniere ist äußerst vielseitig: Schneiden, Bohren, Schweißen sind fast schon selbstverständlich. Der fachmännische Umgang mit Sprengstoffen, Minen und Munition jedoch machen den feinen Unterschied aus. „Genau diese Ausbildung und der Umgang mit Kampfmitteln unter Wasser sind die Herausforderung für Pioniertaucher“, beschreibt Ausbilder Beckmann. Am Ende der Ausbildung werden die Pioniertaucher bis in einer Tiefe von rund 50 Metern eingesetzt und tragen dann auch den zivil verwendeten Titel staatlich geprüfter Taucher. Ausgebildet als Kampfmittelabwehrtaucherfeldwebel oder Kampfmittelerkunder beseitigen die Pioniertaucher der Bundeswehr Gefahren, bevor die Kampftruppe rund um und auf dem Gewässer zum Einsatz kommt.
Das Taxi des Tauchers
Zurück zur Ausbildung in den sechs Grad kalten Mindener See. Die Ausbildungszeit ist kostbar, drängt Beckmann. „Bevor wir überhaupt zum Einsatz kommen, müssen wir die Gewässer erkunden. Das bedeutet abzuklären: Wie sieht der Gewässergrund aus? Gibt es Hindernisse oder wie ist die genaue Wassertiefe?“, sagt der Hauptfeldwebel während er und sein Oberstabsgefreiter mit letzten Handgriffen ihre Ausrüstung checken. Der Infinity RS, ein Unterwasserscooter, unterstützt die Taucher während ihrer Erkundung. „Die Leistung ist toll. Bis zu 17 Stunden und 40 Kilometer zieht der Scooter uns durch das Wasser“, so der 38-jährige Pioniertaucher.
Auf der Suche nach Hindernissen
Mit einem Gurtsystem sind die Taucher mit dem Scooter verbunden und werden mit rund fünf Kilometer pro Stunde durchs Wasser gezogen. Das ist immerhin doppelt so schnell wie ohne. „Wir wollen uns rund fünf Meter über dem Grund des Sees ziehen lassen, um nach Hindernissen zu suchen. Schwierig wird das Zusammenbleiben. Wir müssen nach Hindernissen suchen und dürfen uns dabei gegenseitig nicht aus den Augen verlieren“, weist Beckmann seinen Auszubildenden ein. Dann verschwinden die Pioniertaucher nach einem letzten Blickkontakt und einem Okay-Zeichen im See.