Pionierhandwerk von der Pike auf
Pionierhandwerk von der Pike auf
- Datum:
- Ort:
- Bogen
- Lesedauer:
- 3 MIN
Sie sprengen, sie sperren und sie überwinden Gewässer. Nur Pioniere verfügen im Heer über dieses breite Fähigkeits- und Aufgabenspektrum. Sie unterstützen damit die Infanterie im Gefecht. In Bogen lernen aktuell Reservistinnen und Reservisten des nicht-aktiven Pionierbataillons 905, aber auch aktive Soldaten aus dem Ingolstädter Gebirgspionierbataillon 8 und dem Panzerpionierbataillon 701 aus Gera, die grundlegenden Fertigkeiten eines Pioniers.
„Leitender, hier Sicherheitsoffizier, kommen!“, kommt aus dem Funkgerät. Der Kompaniefeldwebel steht außerhalb des Gefahrenbereichs und hat die Verpflegung für die übende Truppe dabei. Eine kleine Pause und eine heiße Suppe müssen reichen, um der eisigen Kälte und dem schneidenden Wind zu trotzen. Drei kurze, laute Töne schallen den Hang hinab, ein Sprengsignal. Ab jetzt herrscht Sicherheit, für eine kurze Zeit.
Win-win für Reservisten und Aktive
„Bei diesem scharfen Sprengdurchgang setzen heute alle ihre theoretischen Kenntnisse in die Praxis um“, erklärt der leitende Offizier des Sprengens und fährt fort: „Es wird hier über 120 Detonationen geben.“ Auch für ihn ist diese Ausbildung ein Zugewinn. Für den aktiven Soldaten ist das Sprengen persönlich eine absolute Premiere: Zum ersten Mal agiert er als Leitender. Allein dieser kleine Umstand zeigt, dass auch für die aktiven Soldaten die Ausbildung von Reservisten in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung ist.
Ein langer und sicherer Tag
Bis in die Nacht hinein hallt immer wieder ein Detonationsknall durch den Bayerischen Wald. Dazwischen ist es sehr still. So still, dass die Stimmen der Soldaten sogar zwischen den weit entfernten Bunkern deutlich wahrnehmbar sind. „Im Dunkeln wird alles lauter“, weiß der für die Sicherheit verantwortliche Stabsfeldwebel zu erzählen. „Dann verstärkt sich das Gehör ganz automatisch.“ Er ist Soldat des alten Schlages. Den ganzen Tag hat er zusammen mit den sichtlich angespannten und nervösen, angehenden Pionieren in der Sprenggrube verbracht. Er kontrolliert den Umgang mit den Sprengstoffen und schreitet, wenn nötig, ein. Unter seinen strengen Aufsicht bringen die Soldaten Sprengladung an und zünden diese. „Wer ein Pionier sein will, muss sich an den nahen Detonationsknall und die Druckwelle erst einmal gewöhnen. Da zittern beim ersten Mal ganz schön die Hände beim Fertigstellen der Ladung“, erzählt er. Und schon bringt die nächste Detonation den Bunker zum Beben.
Wasser hat keine Balken oder doch?
Ein neuer Tag, ein anderer Ort. Die Donau ist kein Hindernis für die Pioniere. Tauwasser hat die Pegel des Flusses bis auf die Warnstufe 3 ansteigen lassen. Selbst im sonst ruhig liegenden Seitenarm am Pionierwasserplatz herrscht eine moderate Strömung. Bauholz und Sturmboote stehen bereit. Doch bevor es auf das Wasser geht, lernen die Soldaten Knoten und Bunde sowie Arbeiten mit Holz. Mit einfachsten Mittel, wie etwa Holzstangen, gehen die Pioniere auf das Wasser. Ein sehr erfahrener Stabsfeldwebel, der von sich sagt, er sei auf dem Wasser aufgewachsen, führt die Ausbildung durch. Kurz und prägnant sind seine Befehle. Er zieht ein positives Resümee: „Die Reservistendienstleistenden, aber auch aktive Soldaten sind hochmotiviert und voll bei der Sache. Man merkt ihnen an, dass es Spaß macht.“
Symbiose – Zivilberuf und Pionier
Es ist sehr kalt, die Temperaturen deutlich unter null Grad Celsius. Es wird verzurrt, geknotet und Sturmboote zu Wasser gelassen. Stangenflöße, Schlauchbootfähren und andere Hilfsmittel zur Gewässerüberwindung stellen die Soldaten her. „Obacht, dass keiner ins Wasser fällt“, mahnt der Kompaniechef. Er macht sich persönlich vor Ort ein Bild von der Ausbildung. „Ich bin wirklich stolz darauf, was hier alles auf die Beine gestellt wird.“ Die Ausbilder, die im Zivilleben in den verschiedensten Berufen tätig seien, seien sehr gut vorbereitet und würden viele Erfahrungen aus der eigenen aktiven Dienstzeit in die Ausbildung einfließen lassen.
Es ist noch lange nicht vorbei
Die Hälfte ist geschafft. In den ersten beiden Februarwochen haben sie gesprengt, aus Stacheldraht und Holz Sperren gebaut, die Donau auf verschiedenste Arten überwunden und Grundzüge der Inneren Führung im Unterricht gelernt. Doch die kommenden beiden Wochen werden den wissbegierigen Pionieren noch einmal alles abverlangen. Ausbildung von früh bis spät – sie wird jeden fordern.