Pilot und Rettungsflieger zugleich – kein Alltagsjob
Pilot und Rettungsflieger zugleich – kein Alltagsjob
- Datum:
- Ort:
- Niederstetten
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- 3 MIN
Viele kennen den auffälligen Hubschrauber mit den orangefarbenen Seitentüren, auf denen die Großbuchstaben SARSearch and Rescue stehen. Was viele jedoch nicht wissen: Dies ist ein Rettungshubschrauber der Bundeswehr. Wenn er in die Lüfte steigt, geht es oft um Leben und Tod. SARSearch and Rescue steht für Search and Rescue (dt.: Suchen und Retten). Im Interview sprechen wir mit Hauptmann Michael Kaufhold*, einem Piloten in der SARSearch and Rescue-Staffel.
Gemeinsam mit Ihrer Crew haben Sie den Auftrag, Patienten so schnell wie möglich und sicher ans Ziel zu bringen. Oft ist dieser lebensrettende Flug für die Menschen ihre einzige Chance – eine verantwortungsvolle Aufgabe. Was hat Sie motiviert, Teil der SARSearch and Rescue-Staffel zu werden?
Hauptmann Kaufhold: Ich war ursprünglich Huey-Pilot, genauer gesagt auf der heute ausgemusterten und weit bekannten Bell UH-1D. Bei der Einführung des Nachfolgewaffensystems, des Mehrzweckhubschraubers NHNATO-Helicopter-90, kam es zu Verzögerungen. In dieser Situation hatte ich mit dem Wechsel zum SARSearch and Rescue-Dienst eine Möglichkeit weiter zu fliegen.
Was macht den Einsatz beim SARSearch and Rescue so besonders?
Das Besondere ist die intensive Zusammenarbeit mit zivilen Kräften, also mit der Feuerwehr und zivilen Rettungsdiensten. Wir haben die Möglichkeit, im Inland aktiv den Menschen zu helfen und dies aus nächster Nähe. Das hat man bei der Bundeswehr sonst selten.
Wie sieht für Sie der Alltag im Dienst aus?
Wir unterscheiden zwischen Staffeldienst und Kommandodienst. Im Staffeldienst werden vor allem Übungsflüge absolviert. Dabei üben wir den Einsatz der Rettungswinde, das Suchen von Personen und führen auch gemeinsame Übungen mit zivilen Rettungsunternehmen, wie beispielsweise der Bergwacht Bayern, durch. Daneben haben wir natürlich auch den allgemeinen militärischen Anteil, den jede Soldatin und jeder Soldat hat, sprich Schießtraining, Marschieren und so weiter.
Im Kommandodienst ist man 24/7 in Bereitschaft und wartet auf den Einsatz. Dabei achten wir auf die technische Verfügbarkeit. Die Luftfahrzeugführer, wie Piloten auch genannt werden, sind befugt, die Vor- und Nachflugkontrolle zu gewährleisten. Piloten müssen zudem handwerklich begabt sein, denn sie dürfen auch die Wartung am Luftfahrzeug, die über das für die Bundeswehr normale Maß hinausgeht, selbstständig vornehmen.
Was für Einsätze kommen am häufigsten vor?
In den letzten Jahren waren es meistens Krankenhaustransporte für die sogenannte dringende Eilhilfe. Im Schnitt geht es für uns zweimal die Woche in einen Einsatz. Darunter sind auch Einsätze nach Verkehrsunfällen oder die Höhenrettung nach Bergunfällen.
Welches Erlebnis im SARSearch and Rescue-Dienst hat Sie am meisten bewegt?
Wir hatten einmal ein Frühchen in einem Inkubator. Das Problem war, dass das Kind nicht per Krankenwagen transportiert werden konnte und höchste Eile geboten war. Dabei ging es um jede Minute. Das Krankenhaus berichtete uns im Nachhinein, dass es dem Kind gut ginge, es aber ohne den Transport in einem Hubschrauber wohl nicht überlebt hätte. Das bewegt und motiviert einen natürlich.
Was möchten Sie Leuten mitgeben, die sich für den SARSearch and Rescue-Dienst interessieren?
Der SARSearch and Rescue-Dienst ist ein wirklich abwechslungsreicher Beruf, in dem man direkt Hilfe leistet und ein positives Echo erfährt. Man darf aber nicht vergessen, dass die Kernaufgabe des SARSearch and Rescue-Dienstes ein militärischer Auftrag zur Suche von vermisstem Flugpersonal und abgestürzten Luftfahrzeugen ist. In einem Krisenfall, im Kontext der Landes- und Bündnisverteidigung, rückt dann unser militärischer Kernauftrag wieder in den Vordergrund.
*Name zum Schutz des Soldaten geändert
Video: SARSearch and Rescue - Der Such- und Rettungsdienst der Bundeswehr
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