Heer
Kriegstauglich werden

Komplexe Operation: Panzer überwinden ein Gewässer – ohne Brücke

Komplexe Operation: Panzer überwinden ein Gewässer – ohne Brücke

Datum:
Ort:
Bad Salzungen
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Der Ukrainekrieg zeigt erneut: Eigenständig Gewässer überwinden und gegnerische Drohnen abwehren zu können, ist wichtig für mechanisierte Kräfte. Die 10. Panzerdivision hat daher ein Training „Gewässerübergang ohne Kriegsbrückengerät“ in Bad Salzungen umgesetzt und ihr Führungspersonal so weitergebildet.

Ein mit Zweigen getarnter Panzer, ausgestattet mit einem grünen langen Metallrohr auf der Luke

Es kann losgehen: Ausgestattet mit einem Tiefwatschacht, rollt der Leopardpanzer zum Gewässer auf dem Übungsplatz in Bad Salzungen

Bundeswehr/Joshua Heim

Die meisten Regionen Europas sind von zahlreichen Gewässern und Flüssen durchzogen. Diese mit schweren Militärfahrzeugen und -kräften zu überwinden, gehört zu den schwierigsten taktischen Aufgaben für Landstreitkräfte. Folglich ist die Fähigkeit, Gewässerübergänge zu schaffen, essenziell für eine erfolgreiche Operationsführung.

Natürlich wird in die Planung auch zivile Infrastruktur einbezogen. Doch da Brücken lohnenswerte Angriffsziele für gegnerische Kräfte sind und deshalb oft zerstört werden, gelten sie als unsicher. Wenn dann Kriegsbrückengerät wie Faltschwimmbrücken und Brückenlegepanzer nicht verfügbar ist, muss auf andere Möglichkeiten umgestiegen werden: Denn Panzer können Gewässer auch durchschwimmen oder durchwaten, wenn das Wasser dafür nicht zu tief ist. Doch das muss geübt werden.

Einen solchen Testlauf „Überwinden von Gewässern ohne Kriegsbrückengerät“ hat Ende September die federführende Panzergrenadierbrigade 37 gemeinsam mit Soldatinnen und Soldaten unterstellter Bataillone und dem 41. mechanisierten Bataillon aus Tschechien auf die Beine gestellt.

Erste Kräfte setzen über

Angekommen am Ort des Geschehens, sind bereits die ersten Motorengeräusche der Schützenpanzer Marder, Kampfpanzer Leopard und Radpanzer Pandur zu hören. Die Scharfschützen des Panzergrenadierbataillons 391 liegen in ihren Stellungen und sichern die Übergangszone am Wasser ab. 

Als die erste eigene Aufklärungsdrohne über der Szenerie fliegt, fahren die Marder an das Gewässer und setzen Grenadiere ab. Diese überqueren als Vorauskräfte per Motorboot den Fluss, um das gegenüberliegende Ufer zu sichern. Nun folgen, da sie schwimmfähig sind, die Radpanzer Pandur der tschechischen Soldaten. Für sie ist es ein Leichtes, das 3,5 Meter tiefe Wasser schwimmend zu durchqueren und sicher auf der anderen Seite anzukommen.

Gewässererkundung und Drohnenabwehr

Ein Soldat, aus dem Wasser kommend, trägt ein Überwasserfahrzeug an Land.

Der Sonobot 5 ist ein schwimmendes, unbemanntes Sonarsystem. Die Drohne wird für das Erkunden der Gewässertiefe und des Untergrundes vor der Gewässerdurchquerung genutzt.

Bundeswehr/Joshua Heim
Zwei Tiefwatschachte zweier Panzer ragen über die Wasseroberfläche.

Zwei Kampfpanzer Leopard 2 A7V durchwaten ein Gewässer. Nur Tiefwatschacht und Kanone ragen aus dem Wasser.

Bundeswehr/Martin Glinker

Damit jedoch die Kampfpanzer das Gewässer überqueren können, müssen die Pioniere zuvor die Wassertiefe und die Beschaffenheit des Untergrundes mit einem Sonobot 5 erkunden. Der Sonobot 5 ist eine schwimmfähige Drohne, mit der unter anderem der Gewässerboden auf Hindernisse untersucht wird. Sie gehört zu den schnellsten unbemannten Sonarsystemen der Welt und wurde in diesem Jahr beim Heer eingeführt.

Plötzlich fliegt wieder eine Drohne in der Luft, es ist jedoch eine feindliche. Nun ist der Ausbildungszug Flugabwehrraketentrupp der Grenadiere gefragt. Aus dem Abwehrkampf der Ukraine lässt sich ableiten, dass Drohnen wegen ihrer Aufklärungs- und Wirkungsmöglichkeiten und ihrer leichten Verfügbarkeit eine enorme Herausforderung für Bodentruppen sind. Doch die Panzergrenadiere reagieren blitzschnell auf den Angriff aus der Luft und bekämpfen die feindliche Drohne mit dem Störsender HP47 Effektor Plus. Er trennt die Verbindung zwischen der Drohne und dem Steuernden, wodurch die Drohne kampfunfähig gemacht wird.

Panzer unter, Kommandant über Wasser

Parallel bereitet der Pionierpanzer Dachs das Ufer für die Kampfpanzer Leopard 2 A7V vor, die gleich das Gewässer durchwaten werden. Dafür werden die Panzer in einer Deckung mit einem Tiefwatschacht ausgestattet. Das 69 Kilogramm schwere spezielle Rohr wird auf die Kommandantenluke aufgesetzt und sorgt für die Luftzufuhr. Die Kanone wird abgedeckt. Der Kommandant steht in dem nach oben offenen Schacht. Er hat Sicht, kann daher das Fahrzeug knapp oberhalb der Wasseroberfläche führen und dem Fahrer per Funk Anweisungen geben.

Wenig später erreicht das erste Gefechtsfahrzeug das jenseitige Ufer. Der Tiefwatschacht wird rasch entfernt und der Leopard ist wieder kampffähig. Als alle Kampfpanzer auf der anderen Seite des Gewässers angekommen sind, ist die Vorführung beendet. 

Dienstaufsicht des neuen Divisionskommandeurs

Ein General mit rotem Barett läuft an einer Reihe von Soldaten und Fahrzeugen vorbei.

Dienstaufsicht in Bad Salzungen: Der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Jörg See, ist mit den Leistungen seiner Soldatinnen und Soldaten sehr zufrieden

Bundeswehr/Joshua Heim

Die Vorbereitung eines solchen Gewässerübergangs dauert zwei bis drei Tage. „Man muss die Dichtungen und die Luken auf Sauberkeit prüfen sowie zum Schluss eine Dichtigkeitsprüfung durchführen“, erklärt Oberstabsgefreiter Christian T.*, Kraftfahrer auf einem Kampfpanzer Leopard 2 A7V. Der Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 391, Oberstleutnant Jan Cihar, ist zufrieden mit seinem Verband. „Unter der Voraussetzung, dass alle beteiligten Soldatinnen und Soldaten, darunter die tschechischen, sich nicht kannten und nur wenige Tage zur Vorbereitung hatten, war es eine sehr gute Leistung“, so der Bataillonskommandeur.

Für den neuen Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Jörg See, waren es die ersten praktischen Eindrücke bei seiner Division und der erste Termin mit all seinen Bataillons- und Brigadekommandeuren an einem Ort. See gab dem Führungspersonal wichtige Botschaften mit auf den Weg: „Im Grunde sind es drei. Erstens: Wir müssen kämpfen können und wollen. Dazu sind eine gute Ausbildung und Übung notwendig. Zweitens: Wir brauchen die Fähigkeit und den Willen zu gewinnen. Und nur wenn das, drittens, ein Gegner weiß, dann wird er es vielleicht sein lassen anzugreifen.“

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

von Julius Punsch

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema