Pandemie: Kampf ohne Sturmgewehr
Pandemie: Kampf ohne Sturmgewehr
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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„Zuerst war es irgendwie sehr bedrückend, aber das wechselte schnell in ein Gefühl, etwas sehr Gutes zu tun.“ Stabsunteroffizier David Walaszewski telefoniert täglich, an sieben Tagen in der Woche, mit coronainfizierten Bürgerinnen und Bürgern aus Berlin. Er und 29 seiner Kameradinnen und Kameraden aus dem niedersächsischen Seedorf kämpfen in Berlin gegen die Corona-Pandemie.
Die 30 Pioniere aus der Luftlandepionierkompanie 270 von der Luftlandebrigade 1 stehen in ihrem Kampf gegen das Virus nicht allein. Das Landeskommando Berlin koordiniert mit seinem Lagezentrum und Verbindungselementen den Einsatz von ungefähr 400 Soldaten in den Berliner Gesundheitsämtern. Dazu zählen auch zwei feste Abstrichstationen, an denen Bürger einen Coronatest vornehmen lassen können sowie mobile Abstrichteams in den Stadtbezirken. „Der absolute Schwerpunkt liegt dabei aber auf der Nachverfolgung der Kontaktpersonen von Infizierten“, erklärt Walaszewski zwischen seinen zahlreichen Telefonaten.
Amtshilfe in Tempelhof-Schöneberg
„Vom 27. November bis 21. Dezember dreht sich für uns alles um Corona“, beschreibt der Stabsunteroffizier. Die Seedorfer Soldaten sind dem Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg zugeteilt. In einem rotierenden Prinzip werden die Soldaten regelmäßig ausgetauscht. Ende November habe man von Kameraden aus Bad Frankenhausen übernommen, blickt der Soldat zurück. „An sieben Tage in der Woche helfen wir hier den ungefähr 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes.“ Der Aufwand von Amtsseite, um das Arbeiten der Soldaten zu ermöglichen, sei enorm. In eigenen Arbeitsbereichen stünden rund 30 Computerarbeitsplätze und Telefone für die Mitarbeiter in Uniform bereit, so Walaszewski.
Ein Infizierter, eine Akte
Eigentlich würden die Soldaten jetzt auf der Schießbahn stehen, ihre Schießleistungen oder den Umgang mit ihren Geräten weiter verbessern, aber auch als Luftlandepioniere mit dem Fallschirm aus Flugzeugen springen und sich, wie es im Bundeswehrjargon heißt, im Sprungdienst schulen. Aber jetzt ist das anders: Der Aktenberg ist riesig. So leben in Tempelhof-Schöneberg rund 350.000 Menschen, das allein hat schon Großstadtniveau. „Eine gemeldete Infektion bedeutet, gleich eine Akte anlegen“, so Walaszewski. Genau da setzen die Soldaten an. In unzähligen Gesprächen per Telefon und schriftlich via E-Mail sammeln die Soldaten Informationen zum Infektionsgeschehen rund um die infizierte Person und informieren die Betroffenen über weitere Maßnahmen des Gesundheitsamtes. „Das ist manchmal nicht einfach“, erklärt der 30-Jährige. Schließlich sei auch der Tod von bereits verstorbenen Angehörigen ab und an ein Thema in den Gesprächen, fügt er an.
Unterstützung wird ausgebaut
Für die Luftlandepioniere des Heeres ist dieser Einsatz ungewöhnlich, das Büro ersetzt jetzt den Übungsplatz. Doch gerade in der Krise zeige sich, wie wichtig die Präsenz hier in den Stadtbezirken sei. „Die Motivation ziehen wir aus der Hilfe, die wir hier leisten und aus der täglichen Zusammenarbeit mit den Männern und Frauen des Gesundheitsamtes“, erläutert der Pionier.
Um diese Unterstützung der zivilen Behörden weiter auszubauen, stellt das Landeskommando Berlin insgesamt 15 Verbindungskommandos mit jeweils acht Offizieren und Feldwebeln auf. Das Landeskommando unterstützt damit das Krisenzentrum des Innensenats, die Lagezentren der Polizei und Feuerwehr sowie die 12 Bezirksverwaltungen. Ziel des zentralen Auftrags ist es, Amtshilfe für die Berliner Senatsverwaltung im Kampf gegen die Auswirkungen der Pandemie in der Bundeshauptstadt zu leisten.