Neue Offizierausbildung ein Erfolg
Neue Offizierausbildung ein Erfolg
- Datum:
- Ort:
- Dresden
- Lesedauer:
- 4 MIN
„Seien Sie sich stets bewusst, man schaut auf Sie als Führungsnachwuchs. Verinnerlichen Sie aber auch, dass Sie mit Ihren Ideen, Ihrer Kreativität und Ihrem entschlossenen Zupacken das Heer – Ihr und unser Heer – prägen“, sagt Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres, zum Abschluss der Heeresprägungswoche an der Offizierschule des Heeres in Dresden. Auch die Protagonisten von Projekt #JungFühren beginnen nun ihr Studium, unsere mediale Begleitung endet damit.
Für rund 700 junge Soldatinnen und Soldaten endet mit der Heeresprägungswoche die Offizieranwärterausbildung. Für den größten Teil der militärischen Nachwuchsführer ist die kommende Station das Studium, bevor es dann wieder in die Truppe oder in die weitere militärische Ausbildung geht. Mais gratuliert dem 90. Offizieranwärterjahrgang, dem Jahrgang, der als erster nach dem neuen Konzept ausgebildet wird. Rund 15 Monate sind die jungen Offizieranwärterinnen und -anwärter bereits beim Heer. Tagesdienst in den Truppengattungen, Ausbildungen, Durchschlageübungen und ein Führungspraktikum hat jeder von ihnen schon absolviert. Mit unserem Projekt #JungFühren begleiteten wir einige von ihnen von Anfang an.
Ruhiger Start im Homeoffice
Bis zu sieben Jahre hat es in der bisherigen Offizierausbildung gedauert, bis die angehenden Offiziere voll ausgebildet in der Truppe angekommen sind. In der Praxis hat sich das als zu lang erwiesen. Sie hatten als neue Vorgesetzte dann in der Truppe kaum Berührungspunkte mit der eigenen Truppengattung – ein schwerer Start. Mit der Reform der Offizierausbildung seit Sommer 2020 werden nun die Nachwuchsführer früh an die Truppengattungen herangeführt, werden wieder bei der Truppe ausgebildet, lernen die Eigenheiten des Truppendienstes, den Dienst im Bataillon kennen, bevor sie anfangen zu studieren. Einige der 700 Führungskräfte von morgen wurden bei #JungFühren bereits vor der Grundausbildung medial begleitet. Fahnenjunker Sebastian Klein war von Anfang an bei dem Projekt dabei. „Ja, der Start war anders, aber alles war ja anders unter Corona“, erinnert er sich „Der erste Ausbildungsstoff für die Grundausbildung erfolgte im Homeoffice, das war irgendwie komisch. Aber die Hoffnung, dass es nicht immer so bleiben wird, hat mich damals motiviert, einfach anzufangen“, sagt Klein am Rande der Heeresprägungswoche in Dresden.
Was bedeutet führen?
„Erfahrungen sind das Fundament, auf dem wir das Offiziersein aufbauen. Wenn wir das Erlebte aus den ersten Wochen und Monaten, mit dem Wissen, was wir in der Ausbildung an die Hand bekommen, kreuzen, ist das schon mal eine gute Grundlage“, ist sich Jonas Meyer sicher. Sein militärisches Zuhause ist das Torgelower Jägerbataillon 413. Von Beginn an kannte er es. In seinem Führungspraktikum hat er bereits Soldaten durch körperlich und psychisch anspruchsvolle Situationen geführt. Jetzt in Dresden kamen während der Heeresprägungswoche alle Offizieranwärter zusammen. „Diese Ausbildungswoche ist ein ideales Format auf dem Weg zum Offizier. Wir kommen hier in Dresden alle zusammen, alle Truppengattungen, alle Offizieranwärter des 90. Jahrganges im Austausch, so viele Sichtweisen, das ist genial.“ Körperliche Fitness und Fachwissen seien Voraussetzungen, die jeder für sich persönlich mitbringe, Basics quasi. „Was aber das Offizier sein ausmacht, ist mehr persönliche Einstellung, ist die Haltung oder auch der Umgang mit Werten. Und der Austausch darüber ist das, was diese Woche in Dresden für uns so wertvoll macht“, sagt Meyer.
Blick auf das Ganze und ordentlich Tiefgang
„Das war völlig anders, als wir uns das vorgestellt hatten.“ Fahnenjunker Tina Sierpinski und Patrice Bataba ist ihre Sprachlosigkeit noch etwas anzumerken, als die Station „Einsätze der Bundeswehr“ endet. Oberstleutnant Marc-Oliver Hild, Hörsaalleiter an der Offizierschule, ging dabei besonders darauf ein, wie man sich als Offizier mental auf einen Einsatz vorbereiten sollte. „Wenn sie als militärische Führer zum Einsatz kommen, müssen sie mit sich selbst im Reinen sein. Das bedeutet, dass sie sich selbst kennen müssen. Viele der jungen Leute haben aber, etwa durch fehlende oder auch keine gemachten Lebenserfahrungen, keine Vorstellung von solch einer Selbstreflexion“, erklärt Hild. Er möchte seinen Zuhörern einen Anstoß geben, diese Fragen zu entdecken und den Mut zu haben, sich diese auch selbst zu stellen. „Das gerade hat in unseren Köpfen etwas verändert“, geben Sierpinski und Bataba zu. „Wie gehen wir als Mensch, als Vorgesetzter mit unseren Mitmenschen, die wiederum Vorgesetzte, aber auch Untergebene sein werden, um“, ist eine Frage, die nicht nur die beiden jetzt mehr als sonst umtreiben wird.
„Es fühlt sich richtig an“
„Über ein Jahr Erfahrung in der Truppe, die Offizieranwärterausbildung, die Heeresprägungswoche an der Offizierschule und das Medienprojekt #JungFühren enden jetzt für uns. Das fühlt sich sehr gut an, aber es geht ja weiter“, sagt Fahnenjunker Franziska Wittig. Sie wird Bildungswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München studieren. Die ehemalige Hochleistungssportlerin ist gern bei den Gebirgsjägern. Ihre persönliche Passion war und ist es, Hochleistungssport mit dem Beruf zu verbinden. „Offizierin zu werden, fühlt sich gut und richtig an“, sagt sie abschließend.
Ein erster bedeutender Abschnitt für die jungen Soldaten des 90. Offizieranwärterjahrgangs ist geschafft. Mais sagt zu den 700 angetretenen Offizieranwärtern: „Nur, wenn Sie bereit sind, sich für den gemeinsamen Auftrag mit Herz und Verstand zu engagieren, wird das Deutsche Heer die Schlagkraft entwickeln, die wir benötigen, um die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu bewältigen.“