Heer
Panzer Strike 2025

Wehrpflichtige aus Singapur trainieren mit der deutschen Panzertruppe

Wehrpflichtige aus Singapur trainieren mit der deutschen Panzertruppe

Datum:
Ort:
Weißkeißel
Lesedauer:
4 MIN

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Über 12.000 Kilometer und 16 Stunden Flug legen die singapurischen Soldatinnen und Soldaten zurück, um gemeinsam mit der deutschen Panzertruppe in Sachsen zu üben. Ihr Ziel: die binationale Übung Panzer Strike 2025 in der Oberlausitz. 

Auf einer weiten braunen Sandfläche fährt ein schneller Panzer vor weiteren Gefechtsfahrzeugen.

Die Grundlage der Gefechtsübung Panzer Strike, zu Deutsch Panzerangriff, ist die langjährige und enge binationale Partnerschaft zwischen Singapur und Deutschland. Beide Nationen lernen voneinander.

Bundeswehr/Mario Bähr

Die Gefechtsübung ist für die meisten Singapurer der Höhepunkt einer zweijährigen Wehrpflicht. Sie findet tatsächlich jährlich in Deutschland statt, immer zum gleichen Zeitpunkt, mit abwechselnder Verantwortung und auf dem weiten Übungsgelände in der Oberlausitz. Das Terrain bietet optimale Bedingungen – besonders für die singapurischen Panzerkräfte des 48th Battalion Singapore Armoured Regiment (48 SAR), um wertvolle Erfahrungen mit ihren Gefechtsfahrzeugen zu sammeln.

Singapur und Deutschland verfügen beide über Leopard-2-Kampfpanzer, allerdings in unterschiedlichen Konfigurationen. Die Gefechtsfahrzeuge der Singapurer werden hier zum Üben vorgehalten. Beide Nationen tauschen Erfahrungen aus, beispielsweise wie man den massigen Leopard 2 richtig einsetzt, um mit ihm das Gefecht für sich zu entscheiden.

Die Besonderheit aus deutscher Sicht: Anders als in der Bundeswehr kämpfen auf dem singapurischen Leopard 2 Wehrdienstleistende als Kraftfahrer, Richt- und Ladeschütze, Kommandant oder sogar als Zugführer. Mit einer Verpflichtungszeit von zwei Jahren ist die Wehrpflicht in Singapur für Männer verbindlich, für Frauen freiwillig.

Es stellt sich die Frage: Können Wehrpflichtige überhaupt einen komplexen Kampfpanzer wie den Leopard 2 in so kurzer Zeit bedienen lernen? Schließlich ist es eine starke Leistung, mit einem Leo erfolgreich zu kämpfen und seine Stärken richtig einzusetzen. Die Antwort lautet: Ja, es ist möglich – mit singapurischer Lernbereitschaft und Motivation, die bei der Übung Panzer Strike auf deutsche Expertise und langjährige Erfahrung treffen.

Binnen kürzester Zeit kampfbereit sein

Die singapurischen Soldatinnen und Soldaten zeigen gemeinsam mit ihren deutschen Kameradinnen und Kameraden auf beeindruckende Weise, wie es trotz unterschiedlicher Voraussetzungen gelingt, Personal und Material innerhalb kürzester Zeit zu einer kampfbereiten, einsatzfähigen Truppe zusammenzubringen und wichtigen Input rasch in der Praxis zu vermitteln. So nutzt das Ausbildungspersonal beispielsweise spezielle Verfahren, welche die Menschen binnen kürzester Zeit dazu befähigen, sich in ihre Rolle innerhalb des Gefechts hineinzuversetzen. 

Vor Panzer Strike durchliefen die Soldatinnen und Soldaten intensive Simulator-Trainings und erste Grundlagenausbildungen. In der Oberlausitz kommen nun mehrstufige Einweisungen im Gelände, die Ausbildung am riesigen Modell (dem Geländesandkasten) sowie das praktische Gefecht, ein Kompaniegefechtsschießen in mehreren Durchgängen, hinzu. Beim War Gaming, also dem „Durchspielen“ des Gefechts, muss jeder Soldat seinen Platz im Panzer kennen und seinen Auftrag ausführen, um zu begreifen, wie sich alle Fähigkeiten im Gelände mit denen der Kameradinnen und Kameraden zu einem Gesamtbild zusammenfügen.

Der Charlie-Zug des Panzerlehrbataillons 93 aus Munster ist dieses Mal in eine singapurische Kompanie integriert. Die Soldatinnen und Soldaten haben einen sehr hohen Ausbildungsstand und bringen sich respektvoll mit ein, damit andere effektiv lernen können und ein einheitliches Lernumfeld entsteht. 

Gefechtsschießen mit scharfer Munition

Auf einer Fläche steht ein Panzer und schießt. Ein Feuerball entsteht an der Kanonenmündung.

Beim deutsch-singapurischen Gefechtsschießen wird scharfe Munition benutzt. Es herrschen besonders strenge Sicherheitsbestimmungen.

Bundeswehr/Mario Bähr
Draußen stehen Soldaten nebeneinander bei einer Einweisung im Gelände.

Enzo (r.) ist singapurischer Panzersoldat. Er dient im 48th Battalion Singapore Armoured Regiment als Kraftfahrer und bewegt bei Panzer Strike 25 den tonnenschweren Leopard 2 im Gefecht.

Bundeswehr/Mario Bähr

Insgesamt dauert das Übungsgefecht mit scharfer Munition nur wenige Tage. Die Ausbildungszeit für die Singapurer in Deutschland ist sehr knapp, die Inhalte sind extrem fordernd. Damit die Ausbildung ein Erfolg wird, muss jede Nation ihre Besonderheiten einbringen und sich auf die jeweils andere Seite einlassen. In einer Angriffsoperation soll die singapurische Kompanie feuerstark und flexibel kämpfen, muss unter Zeitdruck simulierte Minensperren überwinden, das Gelände richtig ausnutzen und die Kräfte taktisch korrekt einsetzen. Eine Aufgabe für Profis.

Einer von ihnen ist Enzo. Er dient im 48 SAR. „Ich bin seit einem Jahr Panzerfahrer und bin zum ersten Mal hier in Deutschland. Der Platz ist für uns sehr vorteilhaft, da Singapur ein recht kleines Land ist. Hier haben wir mehr Platz, um unsere Fahrkünste zu trainieren und verschiedene Manöver und Trainingsstile auszuprobieren. Ich freue mich darauf, mit der deutschen Armee zusammenzuarbeiten. Es ist sehr spannend zu sehen, wie wir zusammen kämpfen“, erklärt er uns neben seinem Panzer vor der Ausbildung.

Woher haben die Deutschen ihre Expertise? Die Bundeswehr ist eine Freiwilligenarmee. Das Ausbildungs- und Übungskonzept ist konsequent danach ausgerichtet. Soldatinnen und Soldaten der Panzertruppe sind Zeit- oder Berufssoldaten. Sie werden über Jahre hinweg umfassend ausgebildet und wachsen in der Truppe mit dem System Leopard 2 auf. So hat der Kommandant des Kampfpanzers beispielsweise neben der Führungskompetenz an Bord auch die Expertise, Inhalte schnell und direkt an jüngere Kameraden weiterzuvermitteln. 

Kampfpanzer im Vergleich

Der Leopard 2 ist einer der modernsten Kampfpanzer der Welt. Er wird weltweit eingesetzt. Die Stärke des Systems beruht vor allem darauf, dass es immer wieder weiterentwickelt und an spezielle Bedürfnisse angepasst wird. Die singapurischen Panzertruppen nutzen beispielsweise den Leopard 2 SGP, einen in Deutschland gebauten Kampfpanzer auf Basis des Leopard 2 A4. Er zeichnet sich durch eine kurze Kanone, eine hochmoderne Optik für den Kommandanten sowie moderne digitale Führungsmittel und einen Hilfsmotor aus. Zusätzlich hat dieser Panzer einen anderen äußeren Schutz als der deutsche Kampfpanzer, einen sogenannten Käfigschutz im hinteren Bereich.

Die Deutschen nutzen bei der Übung Panzer Strike den im Vergleich zum Typ SGP leichteren und agileren Leopard 2 A6. Er verfügt über eine längere Kanone, hat jedoch analoge Optiken für den Richtschützen und einfache Führungssysteme. 

Das deutsche Heer setzt den Leopard 2 in unterschiedlichen Konfigurationen ein. In seinen neuen Varianten A7A1 und A8 erhält er jetzt das moderne, abstandsaktive Schutzsystem Trophy des israelischen Herstellers Rafael. Trophy zerstört anfliegende feindliche Geschosse, noch bevor sie auf die Panzerung aufprallen. Ab diesem Jahr soll das Heer die ersten Leopard 2 in der Konfiguration A7A1 und A8 erhalten.

Panzer, Präzision und Partnerschaft

  • Soldaten stehen um ein Miniaturmodell des Geländes. Im Hintergrund befinden sich ein weißes Zelt und Wald.

    Bei verschiedenen Einweisungen werden die Abschnitte der Gefechtsübung minutiös am Geländesandkasten durchgegangen. Jeder Soldat soll seine Rolle innerhalb des taktischen Vorgehens verstehen.

    Bundeswehr/Mario Bähr
  • Auf einer weiten Fläche zwischen Baumgruppen stehen zwei Kampfpanzer.

    Die Kampfpanzer der singapurischen und deutschen Streitkräfte basieren auf dem in Deutschland gefertigten Leopard 2. Der Leopard 2 SGP ist eine Konfiguration auf Basis des Leopard 2 A4. Er verfügt über modernste Führungstechnik.

    Bundeswehr/Mario Bähr
  • Auf einer weiten Fläche zwischen Baumgruppen posieren Soldaten für ein Gruppenfoto mit Fahnen.

    Grund zum Feiern: Die Übung Panzer Strike 25 war wieder ein Erfolg. Bei der komplexen Ausbildung konnten insbesondere die singapurischen Soldatinnen und Soldaten profitieren und ihre Fähigkeiten erweitern.

    Bundeswehr/Mario Bähr
von Peter Müller

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