Mit dem Hubschrauber im Gebirge – die Königsdisziplin
Mit dem Hubschrauber im Gebirge – die Königsdisziplin
- Datum:
- Ort:
- Kaufbeuren
- Lesedauer:
- 2 MIN
Das Transporthubschrauberregiment 30 aus Niederstetten ist „Leitverband Gebirge NHNATO-Helicopter-90“ und hat 2020 zum zweiten Mal ein vierwöchiges Gebirgsflugtraining realisiert. Für Piloten und Bordmechaniker, die nach Afghanistan in den Einsatz gehen, ist es zugleich eine wertvolle fliegerische Einsatzvorausbildung. Gebirgsflug macht die Besatzungen schlichtweg besser.
Fragt man die erfahrenen Hubschrauberpiloten, wo das Fliegen und Landen am schwierigsten ist, stimmen sie alle überein: im Gebirge. Nirgendwo sonst ist ein Hubschrauberflug so intensiv und mit Schwierigkeiten verbunden, wie bei einem Flug durch die alpine Hinderniskulisse. Insbesondere für die Verbände mit Transporthubschraubern ist das Gebirgsflugtraining wichtig. Denn sie sollten an allen Orten landen können, wo die Truppe im Einsatz ist.
Schwierigkeit 1: Sinneswahrnehmung
Fliegt ein Neuling im Gebirge, hat er zunächst ein Problem mit der Orientierung. Auge und Gehirn nehmen in der zerklüfteten Bergwelt Entfernungen und Höhen verändert wahr. Ob ein Hubschrauber steigt oder fällt, kann man im Gebirge am sichersten durch einen Blick auf die Instrumente erkennen. Die Piloten müssen sich dieses häufige Ablesen antrainieren und lernen auf die Instrumente zu vertrauen.
Schwierigkeit 2: Wind und Wetter
Die Wetterküche im Gebirge hat sehr viel mehr Rezepte zu bieten als über flachem Land oder über See. Hier finden Wetterwechsel, Nebel- oder Wolkenbildung manchmal in Minutenschnelle statt. Die Großwetterlage zwischen Adriahoch und Islandtief kann die Strömungsverhältnisse des Windes genauso beeinflussen wie die unterschiedliche Sonneneinstrahlung zwischen Vormittag und Nachmittag. Überhaupt ist die Kenntnis der Windrichtung und -stärke eines der wichtigsten Themen beim Gebirgsflugtraining. Eine Rückenwindlandung in einem engen Gebirgstal hat fatale Folgen.
Schwierigkeit 3: Limitierende Faktoren
Die Luftdichte und die Lufttemperatur sind wichtige Größen in der Flugphysik. Mit zunehmender Flughöhe oder zunehmender Temperatur liefern die Triebwerke weniger Leistung und der Hauptrotor weniger Auftrieb. Diese limitierenden Faktoren muss der Gebirgsflieger beachten. Sonst kann es sein, dass der Pilot zum Beispiel Soldaten der Gebirgsjägergruppe im Laderaum gar nicht auf den gewünschten Absetzplatz bringen kann. Es ist dann möglich, dass das Fluggerät gar nicht erst vom Boden wegkommt, wenn es in großer Höhe zu viel Last aufgenommen hat.
Schwierigkeit 4: Flugweg und vorausschauende Planung
Beim Fliegen im Gebirge ist es ganz wichtig, immer einen Plan B zu haben. Wie wendet man in einem engen Tal? Wie verhalte ich mich, wenn die Steigleistung nicht ausreicht, um den vorausliegenden Pass zu überfliegen? Wie verhindere ich eine Überlastung von Triebwerk und Rotorsystem beim schnellen Sinkflug? Das sind Fragen, die bereits im Vorhinein berücksichtigt werden müssen.
Die Krönung: Gebirgslandung
Die Landeplatz- und Winderkundung ist dabei die zentrale Aufgabe der gesamten Besatzung im Vorfeld der Landung. Und zum Schluss folgt dann die letzte Herausforderung: das Absetzen des Hubschraubers auf einem alpinen Landeplatz. Eine ebene, große Fläche ohne Hindernisse drum herum wird man hier kaum finden. Wenn alle Schwierigkeiten bewältigt sind, gelingt die Landung auf einem Gebirgslandeplatz.